Bad Hersfeld: Öffentliche Toiletten ab sofort nachts geschlossen

Morgens repariert, nachts wieder demoliert

In Bad-Hersfeld werden die öffentlichen Toilettenanlagen im NVV-Pavillon in der Breitenstraße, in der Vitalisstraße und zwischen dem Linggplatz und dem Stiftsbezirk, stehen nach der täglichen Schließung der Innenstadtgeschäfte zukünftig nicht mehr zur Verfügung. Konkret sind sie ab sofort jeweils von 18:00 Uhr bis 06:00 Uhr geschlossen, teilte die Stadt mit. Der Hintergrund dieser Entscheidung: Die städtischen Bediensteten kommen gegen den zunehmenden Vandalismus in den letzten Monaten einfach nicht mehr an. Gerade zu später Stunde, wenn die soziale Kontrolle an den WC-Standorten nachlässt, finden wiederholt regelrechte Exzesse in den öffentlichen Toilettenanlagen statt.

Die Toiletten und Waschbecken werden vorsätzlich verstopft. Mitgebrachte Gegenstände, buchstäblich aller Art, oder abmontierte oder demolierte Einrichtungsgegenstände werden „wie in einen Mülleimer gedrückt“, bis wirklich „nichts mehr geht“ – „garniert“ mit menschlichen Exkrementen. Wände, Fußböden, Türen und Fenster werden mutwillig mit organischen Resten, bereits benutztem Toilettenpapier, unbekannten Substanzen oder durch Beschmierungen verunreinigt. Türgriffe werden verklebt. Dies alles erfordert immer wieder den Einsatz von externen Rohrreinigungsfirmen und eine erneute Grundreinigung der gesamten Anlage. In den Toilettenanlagen wird zudem regelmäßig, trotz Schutzmaßnahmen, Toilettenpapier gestohlen – zur Not auch gleich mitsamt dem Spender. Ein Erlebnisbericht von zwei Fliesenlegern gefällig? Während die beiden Mitarbeiter in einer öffentlichen Toilette Reparaturen durchgeführt haben, versuchten mehrfach Bürger sich über sie hinweg Zutritt zu verschaffen, trotz deutlich sichtbarer Sperrung der Toiletten. Beschimpfungen und Unverständnis sind hier nur die Spitze des Eisbergs. Während sich die Fliesenleger notgedrungen zum Arbeiten in der Toilette einschlossen, wurde von außen mit Fäusten an die Türen gehämmert und mit Füßen dagegen getreten. Torsten Wiegand und Meiko Wohlfahrt vom städtischen Immobilienmanagement sind sichtbar fassungslos über dieses sinnlose Handeln Einzelner: „Wir bemühen uns, saubere und kostenfreie Toiletten im öffentlichen Raum zur Verfügung zu stellen. Es wird in den Anlagen aber ein derart gewalttätiges Verhalten offenbart, dass es selbst „hartgesottenen“ Reinigungskräften frustriert die Tränen in die Augen treibt.“

Die Schäden, zum Teil sogar im täglichen Rhythmus entstanden (morgens repariert, nachts wieder demoliert), haben selbstverständlich ihren Preis: Die jährlichen städtischen Bauunterhaltungsmittel für die öffentlichen WC’s waren bereits zur Jahresmitte weit überschritten. Die fortgesetzten Beschädigungen in den öffentlichen Toiletten haben in den letzten Wochen und Monaten Mehrkosten im fünfstelligen Bereich verursacht – ohne eine Perspektive auf Besserung. Nach Wiederherstellungen kommt es immer wieder zu erneuten mutwilligen Sachbeschädigungen in den Toilettenanlagen. Wenn diese während der regulären Öffnungszeiten stattfinden, liegt versicherungstechnisch kein Einbruch vor, sodass der Schaden nicht einmal mehr über die städtische Versicherung abgewickelt werden kann. Die „Reißleine“ der nächtlichen Schließung unserer öffentlichen Toiletten wurde jetzt von der Bürgermeisterin und der Verwaltung mit viel Bitterkeit gezogen. Für städtische Veranstaltungen werden in Zukunft gesonderte Regelungen zu den Öffnungszeiten der öffentlichen Toiletten bekanntgegeben. Die gesamte Entwicklung ist ein typischer Fall von Aggression einiger Vandalen, die nun die Allgemeinheit auszubaden hat. +++ pm