
Fulda. „Wir sind eingeladen und herausgefordert, uns in der Eucharistie in die Hingabe Jesu persönlich hineinnehmen zu lassen und selbst eine ‚lebendige Opfergabe in Christus‘ zu werden.“ Dies hat Bischof Heinz Josef Algermissen am Donnerstagabend im Fuldaer Dom herausgestellt. „Mit anderen Worten: Wir feiern Eucharistie, damit wir mit Christus und wie Christus selbst Eucharistie werden. Wir feiern Eucharistie, damit unser alltägliches Leben selbst, wie der heilige Franziskus von Assisi einmal sehr schön gesagt hat, ein eucharistisches Hochgebet werden kann.“ Erst damit werde die eigentliche Stoßrichtung sichtbar, die Jesus im Johannesevangelium mit dem Bild vom Weizenkorn anziele, so Algermissen.
„Deinen Tod, o Herr, verkünden wir, und Deine Auferstehung preisen wir, bis Du kommst in Herrlichkeit.“ Dieses kleine, aber inhaltsschwere Glaubensbekenntnis spreche man in der Eucharistiefeier jeweils nach dem Einsetzungsbericht auf die Zusage des Priesters oder des Diakons hin, die da heißt: „Geheimnis des Glaubens“. Dabei lehne man sich an den Apostel Paulus an, der im ersten Brief an die Korinther seine Glaubensüberzeugung zum Ausdruck bringe, wenn er sagt, „dass wir immer dann, wenn wir vom Brot essen und aus dem Kelch trinken, also Eucharistie feiern, den Tod des Herrn verkünden, bis er kommt“ (vgl. 1. Kor 11,23-26). Der Tod Jesu am Kreuz und die Feier der Heiligen Eucharistie und damit Karfreitag und Gründonnerstagabend hingen unlösbar zusammen und seien innerlich miteinander eng verbunden.
„Dass die Teilnahme an der Eucharistie uns selbst zum Abenteuer des Sich-Hingebens motiviert, wird vor allem darin sichtbar, dass der Gründonnerstag als der Tag der Einsetzung der Eucharistie gefeiert wird, aber im Mittelpunkt der Verkündigung dieses Abends und der Messe vom Letzten Abendmahl nicht das letzte Abendmahl Jesu steht, sondern die Fußwaschung, die er an seinen Jüngern vollzieht“, so der Fuldaer Bischof. Zwar sei im Johannesevangelium auch von einem Mahl die Rede, wenn es ganz lapidar heiße: „Es fand ein Mahl statt“ (Joh 13,2). Doch dieses Mahl stehe gerade nicht im Mittelpunkt des Evangeliums. Es bilde gleichsam nur den äußeren Rahmen für den Akt der Fußwaschung, der Johannes in seinem Evangelium besonders am Herzen liege.
Im Akt der Fußwaschung bestehe für Johannes das bleibende Testament Jesu an seine Jünger und an seine Kirche. Wie wichtig für ihn dieses Testament sei, lasse sich auch daran ablesen, dass das Zeichen der Fußwaschung bei Johannes die Einsetzung der Eucharistie ersetzt.
Dies werde noch deutlicher in dem Satz, den Johannes am Schluss schreibt, der ganz analog zum eucharistischen Einsetzungsbericht formuliert sei und anordne, dieses Zeichen immer wieder neu zu setzen. Während es im eucharistischen Einsetzungsbericht heißt: „Tut dies zu meinem Gedächtnis“, betone Jesus im Blick auf die Fußwaschung: „Ich habe euch ein Beispiel gegeben, damit auch ihr so handelt, wie ich an euch gehandelt habe“ (Joh 13,15).
„Diesen engen und inneren Zusammenhang zwischen dem letzten Abendmahl Jesu und der Einsetzung der Eucharistie einerseits und dem Zeichen der Fußwaschung andererseits will der Abend dieses Hohen Donnerstags uns nahe bringen, um uns erneut ins Stammbuch zu schreiben, dass Glauben und Leben, Frömmigkeit und Dienstbereitschaft unlösbar zusammengehören und dass die Liebestätigkeit genauso zum Wesen gehört wie der Dienst der Sakramente und der Verkündigung des Evangeliums“, stellte Fuldas Oberhirte heraus. Papst Benedikt und seine Enzyklika „Deus caritas est“ in Erinnerung rufend sagte Algermissen: Die Kirche kann den Liebesdienst so wenig ausfallen lassen wie Sakrament und Wort“.
Eine Kirche also, die Eucharistie feiere und aus ihr lebe, müsse von selbst eine Kirche der Kreuzesnachfolge und Fußwaschung werden: demütig; barmherzig, weil sie selbst Gottes Barmherzigkeit bedarf; auf Augenhöhe mit den Leidenden; vorsichtig im Verurteilen, denn das Urteil, das sie über andere spreche, werde ihr selbst als Spiegel vorgehalten. „Wann immer die Kirche die eine Dimension der anderen vorzieht, eine vernachlässigt oder vergisst, hört sie auf, Kirche Jesu Christi zu sein. Das muss uns heute Abend neu bewusst werden“, schloss der Bischof seine Predigt. +++
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