Niedergelassene Ärzte sollen nach den Worten von Ärztepräsident Klaus Reinhardt künftig selbst über die Impfreihenfolge ihrer Patienten entscheiden dürfen, sobald sie über genügend Corona-Impfstoff verfügen. "Sobald wir ausreichend Impfstoff für alle haben, sollten Haus- und Fachärzte auch selbst über die Impfreihenfolge entscheiden dürfen. Sie wissen am besten, welche ihrer Patienten besonders gefährdet sind", sagte er der "Rheinischen Post". Zu viele Vorgaben und Prüfverfahren hielten nur unnötig auf. "Das sollten wir unbedingt vermeiden", sagte der Präsident der Bundesärztekammer. "Die Impfkampagne in Deutschland wird deutlich Fahrt aufnehmen, wenn ab April Haus- und Facharztpraxen in die Corona-Impfungen einbezogen werden", sagte Reinhardt. Die Praxen versorgten die Bevölkerung jedes Jahr millionenfach und in kürzester Zeit mit Impfungen gegen die saisonale Grippe. "Die Strukturen und das Know-how sind also vorhanden, um schnell und in hoher Frequenz mit dem Impfen zu beginnen. Die Praxen sind startklar, jetzt müssen Bund und Länder sicherstellen, dass ausreichend Impfstoff und Verbrauchsmaterialien zur Verfügung stehen", sagte Reinhardt. Gut und richtig sei, dass der Verwaltungsaufwand gering gehalten werden soll, damit die zusätzlichen Aufgaben problemlos in die Praxisabläufe integriert werden könnten, sagte der Ärztepräsident.
Betriebsärzte: Können pro Monat fünf Millionen Beschäftigte impfen
Die Betriebsärzte in Deutschland sehen sich gut aufgestellt für eine Beteiligung an den Corona-Impfungen. Die bundesweit rund 12.000 Werksmediziner könnten "pro Monat etwa fünf Millionen Beschäftigte impfen", sagte die Vizepräsidentin des Verbands Deutscher Betriebs- und Werksärzte, Anette Wahl-Wachendorf, den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. Im Unterschied zu Hausärzten, die sich auch um akute Krankheitsfälle kümmern müssen, seien Betriebsärzte vor allem mit Vorsorgeuntersuchungen befasst. "Bis zu 80 Prozent dieser Untersuchungen lassen sich um einige Woche verschieben, um dem Impfen Vorrang zu geben", sagte die Vizepräsidentin des Verbands. Zugleich plädierte Wahl-Wachendorf dafür, sich bei künftigen Corona-Schutzimpfungen in den Unternehmen an der derzeitigen Impfreihenfolge zu orientieren. Auch bei Impfungen in den Betrieben "sollte darauf geachtet werden, dass eine gewisse Priorisierung erhalten bleibt". Die Medizinerin sagte , wer im Berufsalltag viele Kontakte habe, "etwa weil er mit Kunden zu tun hat oder im Außendienst ist, sollte bevorzugt geimpft werden". Darauf sollten die Unternehmen achten. Zugleich sprach sich die Vizepräsidentin des Verbands dagegen aus, "dass der Chef beim Impfen als erster an der Reihe ist, wenn er ständig im Homeoffice sitzt". Vielmehr sollten diejenigen Vorrang haben, die in ihrem Berufsalltag das höchste Ansteckungsrisiko hätten, so Wahl-Wachendorf.
Kommunen schöpfen Bundeswehr-Hilfe erst seit Januar stärker aus
Die Kommunen haben erst im laufenden Jahr und damit ein Dreivierteljahr nach Ausbruch der Coronakrise damit begonnen, Bundeswehrsoldaten in größerem Umfang für Hilfeleistungen beim Testen und Impfen in Anspruch zu nehmen. Von den 15.000 durchschnittlich zur Verfügung stehenden Soldaten wurden bis Oktober monatlich weniger als 2000 angefordert, geht aus der Antwort des Verteidigungsministeriums auf eine kleine Anfrage der FDP-Bundestagsfraktion hervor, über die die "Rheinische Post" in ihrer Mittwochausgabe berichtet. Erst im Januar kam demnach die Amtshilfe der Bundeswehr in Schwung: Die Kommunen beschäftigten im Januar von den seitdem zur Verfügung stehenden 20.000 Kräften über 13.000 und im Februar bereits über 18.000. Die mit Abstand meisten Amtshilfeersuchen kamen bislang aus Bayern. Seit Beginn der Pandemie bis zum Stichtag 23. Februar 2021 wurden von insgesamt 4.841 Anträgen auf Amtshilfe 842 in Bayern bewilligt. An den bundesweit 4.075 Hilfeleistungen beteiligten sich bisher knapp 48.000 Soldaten, heißt es in dem Papier. Unabhängig von der Amtshilfe hätten sich bisher 4.542 Soldaten mit dem Coronavirus infiziert. Erst Ende Januar hatte die Bundesregierung festgelegt, dass die Amtshilfe für Kommunen und Länder kostenlos ist. "Dass das Angebot der Amtshilfe im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie erst seit Januar verstärkt genutzt wird, also erst seit diesem Jahr mehr als die Hälfte der verfügbaren Kräfte auch im Corona-Einsatz ist, betrachte ich als ein schweres Versäumnis", sagte der FDP-Politiker Karsten Klein. +++









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