Absolventen der Hochschule Fulda im Halbfinale des Hessischen Gründerpreises

„Für uns ist es ein Ansporn, unser Produkt fertigzustellen“, freut sich Amelie Hellmann über das Erreichen des Halbfinales des Hessischen Gründerpreises. Gemeinsam mit André Schuhl, der das technische Wissen einbringt, hat die ehemalige Oecotrophologie-Studentin das Start-up Andelie gegründet. Es hat auf Knopfdruck kühlende Ohrclips entwickelt und will diese bald vertreiben. Der EarCooler soll das Wohlbefinden von Frauen in der Menopause verbessern, indem er Hitzewallungen entgegenwirkt – ganz ohne Nebenwirkungen und ohne die Trägerin einzuschränken.
Seit 2018 arbeiten die beiden schon an ihrer Vision, ein mobiles, unverzichtbares und erfrischendes Health Care Device zu etablieren und gleichzeitig den Forschungsbereich der FemTech voranzutreiben. Seit vergangenem Jahr verstärkt Halina Kirsch, die im Fachbereich Pflege und Gesundheit studiert hat, das Team. Sie ist unter anderem für die wissenschaftlichen Fragen zuständig. „Durch die interdisziplinäre Zusammensetzung, die Vielfalt an Praxiserfahrungen und die unterschiedlichen Kompetenzen ergänzen wir uns sehr gut“, sagt André Schuhl. So hat es das Team nun ins Halbfinale des Hessischen Gründerpreises geschafft, und zwar in der Kategorie Gründung aus der Hochschule.

Vom hochschulinternen Ideenwettbewerb zum Hessischen Gründerpreis

„Es ist schön zu sehen, wie sich aus einer Idee ein interdisziplinäres Projektteam entwickelt, und dieses gezielt zu fördern und zu begleiten“, freut sich Claudia Steinhauer, die Existenzgründerinnen an der Hochschule Fulda zur Seite steht, über den Erfolg des Gründungsprojekts. Jedes Jahr fordert sie Studierende auf, innovative Geschäftsideen im Ideenwettbewerb der Hochschule einzureichen. 2018 nahm Amelie Hellmann teil – und gewann. Im Jahr darauf erhielt die 24-Jährige ein Hessen Ideen Stipendium. In dieser Zeit bezog das Team ein Büro im Hochschulzentrum Fulda Transfer. Seit Juni dieses Jahres wird Andelie im Rahmen des Exist-Gründerstipendiums durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie und den Europäischen Sozialfonds gefördert. Was die drei Gründerinnen entwickelt haben und vertreiben wollen, gibt es bislang in Deutschland nicht. Der Ohrclip kann auf Knopfdruck kühlen. Am Steuergerät lässt sich zwischen verschiedenen Modi wählen. Um Unterkühlung der Hautstellen zu vermeiden, wird die Temperaturregelung durch Minimum/Maximum-Werte per Software begrenzt und schaltet bei Bedarf eigenständig ab. Eine zugehörige App sorgt für Transparenz und visuelle Überwachung.

Wie der EarCooler kühlt

Dabei macht sich der Ohrclip folgenden Mechanismus zunutze: Steigt die Körperkerntemperatur, leitet der Körper die Wärme vom Körperkern über die Extremitäten und den Kopf ab, um so die Temperatur zu regulieren. Die peripheren Blutgefäße werden geweitet, die Wärme kann entweichen. „Wir vermuten, dass durch eine schnelle und zeitlich begrenzte Kühlung der Ohrläppchen den Temperaturrezeptoren eine kalte Umgebungstemperatur vorgetäuscht wird“, erläutert Halina Kirsch. „Dadurch finden Regulationsmechanismen statt und die peripheren Blutgefäße werden verengt, um den Körperkern vor einen Temperaturabfall zu schützen. Es folgt eine verminderte Hitzeabgabe über den Kopf- und Halsbereich und die Hitzewallung wird abgeschwächt.“ In einer klinischen Studie, die zurzeit mit der Hochschule Fulda in Kooperation mit gynäkologischen Praxen vorbereitet wird, will das Team im nächsten Schritt die Wirksamkeit nachweisen. „In einer Voruntersuchung mit 50 Probandinnen haben 84 Prozent bestätigt, dass das Produkt wirkt“, sagt Amelie Hellmann.

Viele weitere Einsatzmöglichkeiten

In einer Marktanalyse hat das Gründerteam noch zahlreiche weitere Einsatzmöglichkeiten für sein Produkt ausgemacht: beispielsweise bei Allergien und Krankheiten wie Multiple Sklerose, Adipositas, Hormonerkrankungen, Medikamentennebenwirkungen und Chemotherapie, die ebenfalls Hitzewallungen verursachen können. Auch Schwangere sind eine potenzielle Zielgruppe. Über den medizinischen Bereich hinaus können sich Amelie Hellmann, André Schuhl und Halina Kirsch einen Einsatz auch bei Lampenfieber, beim Sport, bei Panikattacken oder ganz allgemein bei großer Hitze vorstellen. Und weil der Ohrclip zudem über einen Heizmodus verfügt, kann er im Winter auch wärmen. Ein weltweites Patent haben die drei bereits angemeldet. Jetzt hoffen Sie aufs Finale beim Hessischen Gründerpreis. +++ pm