Fulda. Im privaten Omnibusverkehr wird es ab kommenden Montag in vielen hessischen Städten zu Ausfällen kommen. Der Grund ist ein unbefristeter Streik, zu dem die Gewerkschaft ver.di die Beschäftigten der Busbetriebe aufgerufen hat. Insbesondere betroffen sind die Städte Frankfurt und das Rhein-Main Gebiet, Darmstadt, Marburg, Hanau, Fulda, Gießen, Maintal, Offenbach sowie der Main-Kinzig Kreis.
Zum Hintergrund: Die Tarifkommission der Gewerkschaft ver.di hatte Ende vergangenen Jahres ein Arbeitgeberangebot des privaten Busverkehrsverbands als völlig unzureichend zurückgewiesen und die Verhandlungen für gescheitert erklärt. Bei den turnusmäßigen Verhandlungen geht es um einen Entgelttarifvertrag sowie den um den Manteltarifvertrag. Aus Sicht von ver.di sind besonders die Punkte Ecklohn, Urlaubsanspruch und betriebliche Altersversorgung strittig. ver.di-Streikleiter Jochen Koppel: "Hier liegen unsere Vorstellungen meilenweit auseinander. Wir fordern die Arbeitgeber jetzt auf, deutlich nachzubessern. Es kann nicht sein, dass die Beschäftigten Vollzeit arbeiten und trotzdem auf staatliche Zuschüsse angewiesen sind. Das werden wir nicht hinnehmen. Der Beruf des Busfahrers muss gesellschaftlich und was die Bezahlung anbelangt, endlich wieder den Stellenwert bekommen, den er verdient. "
ver.di fordert eine stufenweise Erhöhung des Lohns bis auf 13,50 Euro die Stunde bei einer Laufzeit bis Juni 2018. Die Arbeitgeber wollen eine Laufzeit bis Ende 2018 und bieten insgesamt nur einen Anstieg des Lohns auf bis 12,65 Euro. Derzeit beträgt der Stundenlohn 12,00 Euro. Die Pausenregelungen sollen verbessert werden. Dies bedeutet, dass es keine Abzüge beim Wenden oder bei Standzeiten geben darf. Es soll nur noch ein maximaler Pausenabzug von 30 Minuten am Tag erfolgen. Bei Dienstlängen unter 5,5 Stunden soll generell gar kein Pausenabzug stattfinden. Darüber hinaus fordert ver.di einen zusätzlichen Urlaubstag für alle Beschäftigten ab dem 01.01.2017.
Folgende Mitgliedsbetriebe des Landesverbands Hessischer Omnisbusunternehmer (LHO) ruft ver.di zum Streik auf:
ICB Frankfurt, Autobus Sippel, MainMobil Frankfurt, Alpina Transdev Rhein-Main GmbH, Marburger Verkehrsgesellschaft mbH, Mit.Bus, HEAG Mobibus, Hanauer Fahrergesellschaft mbH, ÜWAG Bus GmbH, VGF Region Fulda GmbH, Müller Reisen, Stadt-Land-Bus, Reisedienst Wissmüller, BVH, Stadtwerke Maintal, MainMobil Offenbach, Regionalverkehr Main-Kinzig, BRHviabus, Verkehrsgesellschaft Gersprenztal mbH, Omnibusbetrieb Winzenhöhle. +++ (pm)








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So viel ich weiß, geht es nicht nur ums Geld.
Wenn ich das mit den derzeit 12 EUR Stundenlohn mal auf eine 40 Stunden Woche hochrechne, dann komme ich auf 1920 EUR Bruttolohn. Das waren 2016 ca. 1560 EUR netto.
Kann man davon eine Familie ernähren? Nein! Also sollten Busfahrer entweder schwul oder impotent sein. Denn nur alleinstehend kommt man mit diesem Hungergehalt aus. Oder - falls doch verheiratet - verdient die Frau ebenfalls Vollzeit dazu. Und dann sind Kinder leider auch nicht drinn.
Und verantwortungsbewußte Busfahrer, also Berufskraftfahrer, nehmen einen solchen Job zu diesem Lohn nur äußerst ungern an. Nur wenn sie anderswo gar nix finden. Leider kommt genau das heutzutage immer öfter vor.
Genau solche Hungerlöhne führten in Fulda in den letzten Jahren dazu, daß mittlerweile Leute diesen Job machen, die oft weder charakterlich noch fachlich dafür geeignet sind. Unter Fuldaer Busfahrern kursiert daher das Gerücht, daß bei der ÜWAG mittlerweile Fahrer arbeiten, die früher nicht mal über die Türschwelle gekommen wären.
Doch dem Management scheint das egal zu sein. Hauptsache Löhne drücken, damit Geld für abenteuerliche Fantasieprojekte übrig ist, das man dann großzügig zum Schornstein hinausblasen kann. Siehe Ära Bury!
Ich begrüße als regelmäßiger Buskunde daher diesen Streik und hoffe, daß sich die Gewerkschaft hier im Sinne eines besseren Lohns für diese Berufsgruppe durchsetzen kann.
Es ist mir schon lange ein Rätsel, dass es Leute gibt, die für einen solchen Hungerlohn die Verantwortung für einen Bus und deren Fahrgäste übernehmen. Auch die betriebliche Altersversorgung ist wichtig, da die Busfahrer mit diesem Niedriglohn auf jeden Fall eine gesetzliche Rente unter Sozialhilfeniveau zu erwarten haben.