
Während die Zahl der Corona-Zweitimpfungen neue Höchststände erreicht, gehen die Erstimpfungen immer weiter zurück. Am Donnerstag bekamen rund 601.000 Menschen in Deutschland die vorerst letzte Spritze, im Wochenmittel waren es aber nur rund 384.000 Menschen pro Tag, was dennoch einen neuen Höchststand bedeutet. Bei den Erstimpfungen wurden am Donnerstag rund 393.000 Verabreichungen gezählt, im Wochenmittel sank die Zahl den siebten Tag in Folge auf nunmehr durchschnittlich 288.000 Spritzen pro Tag. Am 7. April waren es das letzte Mal weniger. Die bundesweite Impfquote (ohne Zweitimpfungen) liegt damit nunmehr bei 42,1 Prozent der Bevölkerung, 16,4 Prozent sind vollständig geimpft, wie die Daten des Robert-Koch-Instituts vom Freitag zeigen.
Corona-Impfstoff von Johnson & Johnson wird häufiger genutzt
Etwa einen Monat lang lagen Hunderttausende Impfdosen von Johnson & Johnson ungenutzt in den Depots, nun wird der Wirkstoff plötzlich häufiger eingesetzt. Am Mittwoch und Donnerstag wurden jeweils 80.000 Dosen und damit fast je fast ein Fünftel der bis Ende letzter Woche angelieferten Menge verspritzt, wie neue Daten des Robert-Koch-Instituts vom Freitag zeigen. Wesentlichen Anteil daran hatten die niedergelassenen Ärzte, die in den zwei Tagen für fast 90 Prozent der genutzten Johnson-Dosen verantwortlich waren. Die Länder hatten lange gebraucht, den Impfstoff, der auch unter dem Namen "Janssen" gehandelt wird, einzusetzen. Er benötigt im Gegensatz zu den anderen zugelassenen Präparaten nur eine Spritze für die vollständige Immunisierung und sollte deshalb vor allem für sogenannte "schwer erreichbare Gruppen" eingesetzt werden, denen man offenbar nicht zutraute, auch einen zweiten Termin wahrzunehmen. Wie beispielsweise Obdachlose oder Asylbewerber. Doch die entsprechenden Programme liefen nur sehr schleppend an, der Impfstoff blieb in den Lagern.
Ärztekammer will Impfzentren bis in den Winter hinein
Der Präsident der Bundesärztekammer, Klaus Reinhardt, hat sich dafür ausgesprochen, auch in den kommenden Monaten die Struktur der Impfzentren beizubehalten. "Dass die Impfung von 60 Millionen Menschen einen Mehraufwand bedeutet, ist gar keine Frage", sagte er der "Welt". "Wenn wir nun feststellen, dass das im Routinebetrieb nicht möglich ist, beispielsweise wegen intensiver Aufklärungsgespräche, dann muss man sich über andere Strukturen Gedanken machen." Mit Blick auf die Impfzentren plädierte er dafür, "eine Grundstruktur auch in den Winter hinein" aufrechtzuerhalten. Reinhardt zeigte sich zuversichtlich, dass in Deutschland jedes Jahr regelhaft gegen Corona geimpft werden könne. "Ich glaube schon, dass man das stemmen kann. Wir haben jedes Jahr 20 Millionen Influenza-Impfungen in den Herbstmonaten, die relativ ruhig neben dem normalen Betrieb laufen." Den Regierungskurs bei den Impfungen für Kinder kritisierte Reinhardt. Er werde sich "auf jeden Fall" an der Ständigen Impfkommission (Stiko) orientieren. "Ich finde es problematisch, wenn wir solche Einrichtungen haben, bei denen unabhängige Expertise bewusst gefragt ist, und die Politik sich darüber hinwegsetzt. Herr Spahn ist Minister und nicht Mediziner", sagte er. Vieles spreche dafür, dass das Risiko von Kindern und Jugendlichen, an Corona schwer zu erkranken, sehr gering sei. "Insofern sind aus meiner Sicht flächendeckende Impfungen von Kindern und Jugendlichen zum jetzigen Zeitpunkt nicht gerechtfertigt. Wegen der aktuell noch unzureichenden Datenlage würde ich Eltern jetzt nicht raten, ihre Kinder regelhaft impfen zu lassen." +++
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