TTC RhönSprudel Fulda-Maberzell - Jetzt kommt Champions-League-Sieger Saarbrücken zu Besuch

So kurzweilig wird der Montagabend sicher nicht

Ttc 3 1

Wenige Meter entfernt fand im Stadtschloss die Diskussion „An die eigenen Grenzen gehen“ statt. Profisportler erzählen. Wie Sascha Gramm oder Philip Glania. An seine Grenzen brauchte Tischtennis-Bundesligist TTC RhönSprudel Fulda-Maberzell am Freitagabend nicht zu gehen beim 3:0-Sieg gegen den Erstligakontrahenten ASC Grünwettersbach. Das Team aus Fulda erreichte das Viertelfinale, festigte vor dem Duell am Montag gegen Saarbrücken seine Form und sammelte wichtige Wettkampfpraxis. Dass niemand das sportliche Auskommen überbewerten durfte, lag indessen auf der Hand. Schließlich war Grünwettersbach ohne seine Top-Kräfte Hirotho Shinokazu und Tiago Apolonia angereist, Routinier Ricardo Walther nahm überdies die Position 4 ein. Stadtdessen spielten Tobias Hippler (immerhin 26) - aber auch die fraglos talentierten, aber sehr jungen Nachwuchs-Spieler Adrian Gossow, der gerade 18 wurde, und der 17-jährige Slowake Damian Floro.

Sei‘s drum: Ein kurzweiliger und interessanter, wenn auch überschaubarer Abend kam dennoch heraus. Jovial. Positiv. Locker. So gab sich sich, na wer schon? Michael Hodes in seiner bekannt launigen Anmoderation. In der - warum auch immer - spärlichen Zuschauerschar begrüßte er auch ehrenwerte Gäste: den CDU-Abgeordneten, Mitglied des Bundestages und Parlamentarischen Staatssekretär Michael Brand, der seine Tochter Maria mitgebracht hatte, sowie Dag Wehner, Fuldas Bürgermeister und Sportdezernent. Und als die Mitglieder des TTC-Fanclubs „RhönSprudel Power“ sich in Standing Ovations übten beim Einlaufen von Fuldas Spielern, da war doch ein Hauch Unterhaltung im Spiel.

Wer jetzt denkt, wegen des glatten Fuldaer Sieges sei die Geschichte schnell erzählt, der irrt etwas in unserer schnelllebigen Gesellschaft. Denn es gilt durchaus, dem Team des Team des ASC Grünwettersbach, welches Gesicht es auch hatte, Respekt zu erweisen. Das spürte auch Jonathan Groth im Eröffnungseinzel gegen Adrian Gossow. Groth siegte glatt 3:0 - doch Groth, der sich immer besser findet in Fuldas Team, hatte zumindest in Satz eins Schwierigkeiten. Es stand 8:8 im Ersten, und phasenweise hielt Gossow vor allem mit starken aggressiven Vorhänden gut mit. Die Sätze zwei und drei dominierte Groth.

Ein hartes Stück Arbeit musste Fanbo Meng hinter sich bringen. Zwei der vier Sätze waren eng. Tobias Hippler trug zu mehreren sehenswerten Ballwechseln bei. Und er rang Fanbo den Ersten ab. Hippler setzte Dynamik und Frische dagegen, hatte beim 10:8 zwei Satzbälle - und schnappte sich den Ersten mit 11:9. Fanbo Meng musste sich strecken. Das tat er auch. Er lief heiß und reckte die Faust in den Abend. Der Fuldaer holte sich die beiden folgenden Durchgänge mit je 11:4.

Satz vier aber hatte es in sich. Hippler gab nicht klein bei. Gefiel mit schnellen Beinen. Und Mut zum Risiko. Es ging hin und her im Vierten. Die Führung wechselte mehrfach. Spätestens jetzt kam Spannung auf, die, auch wenn nur für kurze Augenblicke, unter die Decke kroch. Es ging bis zum 9:9. Beim 10:9 hatte Fanbo Meng Matchball. Den ersten gab er ab - den zweiten nutzte er zum 12:10. Jetzt erlebten die Zuschauer mit, was Sport ausmacht. Guten Tischtennis-Sport. Und Grünwettersbach erlebte seinen einzigen Satzgewinn des Abends.

Auch „Dima“ Ovtcharov siegte im dritten Einzel klar mit 3:0-Sätzen. Doch auch hier garnierten tolle Bachwechsel anfangs das Match gegen den noch 17-jährigen Slowaken Damian Floro. Wie immer wirkte Dima sehr fokussiert, wach und sehr bei sich. Und auch hier war der Erste eng. Floro kämpfte sich von 3:7 heran. Aber 8:5 führte Dima schon. Später 9:7. Beim 10:8 hatte auch er zwei Satzbälle. Beim Zweiten hatte man aus Gäste-Sicht die Sorge, ob Floro überhaupt einen Punkt machen würde - und Dima beim 10:0 den Eindruck, ob er den Ball nicht bewusst verschlug, um seinem Kontrahenten einen Punkt zu gönnen. Wenn, dann lukte in diesem Moment wieder der Mensch Ovtcharov hervor.

Und im mutmaßlich letzten Satz des kurzen Abends? Floro lag 3:0 vorn. Dima egalisierte. Floro führte 6:3. Dima glich wieder aus. 7:7. Ehe Dima beim 10:7 drei Matchbälle hatte. 11:8. Nach einer Netto-Spielzeit von etwa eindreiviertel Stunden. Gute Unterhaltung war es dennoch. Mehrere attraktive Ballwechsel kennzeichneten den kurzweiligen Abend, zu dem - wie gesagt - auch die Gäste einiges beitrugen.

So kurzweilig wird der Montagabend sicher nicht, wenn der 1. FC Saarbrücken Tischtennis aufkreuzt. Der Champions-League-Sieger. Der Titelfavorit. Das Spiel sei ausverkauft, hört man. Auch, dass Olympiasieger Fan Zhendong, der für eine wahre Euphorie im Ticketverkauf bei den Saarländern sorgte und so etwas wie „Zugpferd“ sein soll, eventuell nicht mitkommt nach Fulda. Sei es, wie es sei. Gewiss mit dabei: Patrick Franziska, der gegenwärtig wohl stärkste deutsche Spieler. Und der Slowene Darko Jorgic, gewöhnlich an 3 gesetzt - und 2022 Sechster der Weltrangliste. Vieles, wenn nicht alles, spricht für einen längeren Abend am Freitag. Die Spannung sollte nicht nur kurzzeitig bis unter die Decke kriechen. Und vielleicht schält sie sich auch als Dramatik heraus. +++ rl


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