Kassel. Die Genehmigung zur Versenkung salzhaltiger Wässer, monatelanger Produktionsstillstand und Kurzarbeit – das waren die Themen, die in den vergangenen vierzehn Monaten alle anderen Bereiche der Kaliindustrie im Werratal überschattet haben. In den Hintergrund geriet dabei, dass im Werk Werra der K+S KALI GmbH mit aller Kraft an der Kaliproduktion, an zahlreichen Projekten und somit an der Gestaltung der Zukunft weitergearbeitet wurde. Eines dieser Projekte – das in seiner baulichen Dimension (74 m Länge x 20 m Breite x 58 m Höhe) und den Kosten von ca. 180 Millionen Euro durchaus als Mammut-Projekt bezeichnet werden kann – ist die sogenannte Kainitkristallisation mit anschließender Flotation, kurz KKF-Anlage. Unter vielfältigen Herausforderungen wird mit Hochdruck daran gearbeitet, dass diese neue Aufbereitungsanlage am Standort Hattorf im Jahr 2018, wie vom Unternehmen angekündigt, an den Start gehen kann. Derzeit steht der spektakuläre Einhub von riesigen Apparaten in die KKF-Anlage an.
Arbeiten schreiten planmäßig voran
Wer regelmäßig auf der B62 in Philippsthal am Standort Hattorf vorbeikommt, kann beinahe täglich sehen, wie sich die Baustelle verändert. Neben den beiden Türmen, die seit April 2016 die Kontur der neuen Anlage formten, ist knapp sieben Monate nach dem Richtfest der Stahlbau für den Flotationsteil abgeschlossen. Bis zu 250 Arbeiter von 20 Firmen waren auch bei zeitweise eisigen Temperaturen auf der Baustelle, um dafür zu sorgen, dass die Arbeiten planmäßig voranschreiten. Ab März wird die Zahl der Monteure auf ca. 400 steigen.
Ein Apparat wiegt so viel wie 90 Mittelklassewagen
Es handelt sich um Apparate, die in ihrer Dimension auch für K+S und die mit der Fertigung beauftragten Firmen Ebner GmbH & Co. KG, Anlagen und Apparate aus Eiterfeld als Generalunternehmer und Messer Industriemontagen und Apparatebau GmbH aus Heringen-Lengers als Apparatefertiger Neuland sind. „Allen Beteiligten stand nur ein knappes Zeitfenster für Konstruktion und Fertigung zur Verfügung. Auch die Logistik der Baustelle war und ist eine Herausforderung, da wegen der besonderen und engen Lage alles just in time angeliefert werden muss“, sagt K+S‑Projektkoordinator Heiko Spaniol. „Aber gemeinsam mit der Firma Ebner und der Firma Messer haben wir in der Vergangenheit bereits einige große Projekte, etwa die Eindampfanlage am Standort Wintershall, sehr erfolgreich gemeistert.“ Es sei großartig, derart versierte Industrieunternehmen quasi vor der Haustür zu haben. Das Werk Werra greift bei Auftragsvergaben gerne auf die Expertise von Firmen aus der Region zurück. Das hat K+S auch beim Maßnahmenpaket zum Gewässerschutz in den Jahre 2011 bis 2015 genutzt.
Die meisten Apparate für die KKF-Anlage mussten als Schwer- und Nachttransporte von der Firma CC Bäuml mit Sitz in Schlitz angeliefert werden. Der weltweit größte Teleskopkran, der selbst auf 15 Tiefladern angeliefert wurde und bei so manchem gestandenen Mann ein Leuchten in den Augen hervorrief, hievte die Schwergewichte langsam und ruhig nach oben und setzte sie in 41 Metern Höhe passgenau in die Anlage. „Es ist eine besondere Herausforderung, Apparate dieser Größe und dieses Gewichtes in einer derartigen Höhe einzuhängen“, erklärt Teilprojektleiter Matthias Jacob, „und für einen beteiligten Ingenieur ist ein solches Projekt ein richtiger Glücksgriff.“ +++ (pm)