Zweite Sommerbegehung führte die CDU-Fraktion in die Innenstadt

Ein Jahr Einbahnstraßenregelung: IG Löherstraße zieht positive Bilanz

Ihre zweite Sommerbegehung führte die CDU-Stadtverordnetenfraktion in die Fuldaer Innenstadt. Begonnen in der Löherstraße vor der Kaffeerösterei „Kaffeekultur“ wurden die Mitglieder der Fraktion und des CDU-Stadtverbandes Fulda vom Sprecher der Interessengemeinschaft (IG) „Löherstraße“ Thorsten Mager in Empfang genommen. Ein Jahr nach der Einbahnstraßenregelung, in dessen Zuge der Straßenverkehr durch die Löherstraße stadtauswärts geleitet wird, resümierte Thorsten Mager, dass sich die Geschwindigkeit der Verkehrsteilnehmer deutlich reduziert habe.

Positiv für die Mitglieder der IG und die Anwohner hätten sich auch die während der Sommermonate in der Löherstraße vorzufindenden sogenannten „Parklets“ zur Steigerung der Aufenthaltsqualität bemerkbar gemacht, durch diese vor allem die Verkehrsteilnehmer angehalten sind, ihre Durchschnittsgeschwindigkeit zu reduzieren. Durch die Parklets, die sich inzwischen im 3. Folgejahr befinden und einst in Zusammenarbeit mit dem Fuldaer City Marketing e.V. als Pilotprojekt realisiert wurden, wurde auch die Fahrbahn um 2 Meter verschmälert. Im Zuge dessen wurde auch die Nagelung an der Parkfläche verändert und die Straße auch optisch eingeengt. Die Parklets erfreuen sich nicht nur bei den Mitgliedern der Interessengemeinschaft und den Anwohnern einer großen Beliebtheit, auch viele Touristen lobten die Sitzbänke mit der Botanik, die zum gemütlichen Verweilen einladen. Mager dankte den anwesenden Vertretern der Lokalpolitik, für deren Offenheit und Bereitschaft zum Dialog in der Vergangenheit und Gegenwart. „Für Ihr absolutes Entgegenkommen und Ihre Bereitschaft zum Dialog kann man Ihnen nur danken“, so Mager.

So ging die IG im vergangenen Jahr mit der Stadt Hand in Hand. „Die Stadt macht im Moment einfach sehr viel richtig“, verlieh der Sprecher der IG seiner Freude Ausdruck. Seiner Bitte, die Parklets auch während der Wintermonate an ihrem jetzigen Platz stehen zu lassen, könne die Stadt jedoch nicht nachkommen. Wenn im Spätherbst die Parklets abgebaut werden, würde, so Mager, auch die Durchschnittsgeschwindigkeit wieder zunehmen, sehr zum Nachteil der IG und den Anwohnern. Niemand könne sich ein Leben in der Löherstraße ohne die Vorkehrung mehr vorstellen. Dabei geht es den Mitgliedern der IG nicht vorwiegend darum, als Gewerbetreibende Geld zu verdienen, vielmehr verstünde sich der Zusammenschluss zur Bewahrung und Steigerung eines Kulturortes und der Lebensqualität vor Ort, unterstrich deren Sprecher Thorsten Mager.

Im Dialog mit der Stadt

Der Vorsitzende des CDU-Stadtverbandes und Bürgermeister der Stadt, Dag Wehner, stellte heraus, dass vor dem Hintergrund der Bestandsaufnahme Anwohnerversammlungen durchgeführt wurden, um auch allen Anwohnern die Möglichkeit zu geben, der Stadt ihre Wünsche zu formulieren. Ein zu starkes Verkehrsaufkommen oder gar Rückstau in der Löherstraße sei vor allem in der Zeitspanne von Veranstaltungsformaten in der Stadt wie beispielsweise den Domplatzkonzerten, Kultur findet Stadt oder dem Musical Sommer beobachtet worden. Hier war man geteilter Meinung. Bürgermeister und Verkehrsdezernent Dag Wehner verwies darauf, dass man nach Beendigung der Veranstaltungsformate im September noch einmal Daten erheben werde, wenn sich die Verkehrsströme wieder normalisiert hätten.

Elvira Storch vom Vorstand des Beirates der Menschen mit Behinderungen (BMB) adressierte stellvertretend für den Beirat an die Lokalpolitik den Wunsch nach größeren Behindertenparkplätzen. Elvira Storch: „Das Problem zeigt sich im Besonderen, wenn Menschen ihren Rollstuhl ausladen möchten und dabei feststellen, dass die Fläche zum sich anschließenden Parkplatz für gehandicapte Menschen einfach viel zu gering ist. Ein zweiter Wunsch, über den wir auch im Beirat schon sehr oft gesprochen haben, ist, dass wir es begrüßen würden, wenn man im Bereich der Löherstraße eine Behindertentoilette installieren würde. Dies im Übrigen nicht nur für Menschen im Rollstuhl, sondern auch für stark sehbeeinträchtigte und blinde Menschen.“ Ferner wurde an Bürgermeister und Verkehrsdezernent Wehner der Wunsch nach Sitzbänken vor der Heilig-Geist-Kirche (Löherstraße 1) adressiert. Mit der Deinstallation der sogenannten „Alltagsmenschen“ im Jahr der Landesgartenschau Fulda 2023 sei auf die Montage der Sitzbänke bzw. der einen, sich dort befundenen Sitzbank verzichtet worden.

Gastronomen in der Karlstraße fühlen sich in ihrer Stadt sicher

Als nächstes machten die Fraktionsmitglieder im Fuldaer Bermudadreieck (Karlstraße) Halt, das für seine Dichte an Kneipen, Restaurants und Bars bekannt ist. Hier trafen die CDU-Fraktionsvorsitzende Patricia Fehrmann und ihre Fraktionsmitglieder auf den Pächter und Betreiber der Windmühle und den geschäftsführenden Gesellschafter des Schöppchens und der Bar 22, Andreas Muhl. Die Gastronomen schilderten, dass die Besuche und Umsätze nach den Corona-Jahren wieder rasch zugenommen hätten. Die Leute hätten nach den Eindrücken der Gastronomen sogar mehr Spaß am Weggehen. Insbesondere während der Zeit der Veranstaltungsformate würde die Altstadt von vielen Touristen aufgesucht, die vor oder nach dem Konzertbesuch noch etwas trinken gingen. Andreas Muhl: „Vom Musical Sommer oder den Domplatzkonzerten profitieren wir Gastronomen in der Karlstraße ebenso wie andere gastronomische Betriebe in Fulda. Auch was der Vandalismus oder die Auseinandersetzungen anbetrifft, spüren wir hier davon doch sehr wenig. Wir fühlen uns in der Stadt sicher und wohl.“

Und Frank Götte ergänzte: „Wir Gastronomen tun unser Bestes, um den Menschen – seien es Einheimische oder Touristen – ein tolles gastronomisches Angebot zu bieten. Die Veranstaltungsformate spielen uns in die Hände. Es hat sich in den letzten Jahren einiges getan. Unsere Zielgruppe ist sowohl die Generation 50plus als auch die jüngere. Die Weggeh-Kultur hat sich zu den Vorjahren geringfügig verändert, dennoch sind wir Optimisten. Positiv festhalten möchte ich, dass wir es außerordentlich begrüßen, dass die Außengastronomie bis 24 Uhr ausgeweitet wurde.“ Ferner appellierten die beiden Gastronomen an die im Bermudadreieck Feiernden, dass dieses eben nicht nur Partymeile, sondern auch ein Wohngebiet miteinschließt, auf dieses zu später Stunde, was der Geräuschpegel anbetrifft, Rücksicht zu nehmen gilt. Gleiches gilt für Hinterlassenschaften nach dem Feiern jeglicher Art. So wurde bei der Sommerbegehung vor allem eines deutlich: Die Gastronomen und Anwohner lieben ihre Stadt, die sie vor allem für ihre Gäste sauber und attraktiv halten möchten.

Ort des Erinnerns und der Begegnung „Am Stockhaus“ als Ehrenerweis für Jüdisches Leben in Fulda

Von der „Karlstraße“ ging es für die Teilnehmer der Begehung weiter zur Straße „Am Stockhaus“ wo einst die Jüdische Synagoge ihren Platz hatte, die im Kontext der Reichspogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938 komplett niedergebrannt wurde. Seit Jahrzehnten ist der es der CDU-Stadtverordnetenfraktion Fulda ein Anliegen, diesem Ort wieder ein Gesicht und eine Erinnerungskultur zu verleihen, so Fraktionsvorsitzende Patricia Fehrmann am vergangenen Freitag. Dass auf diesem Platz, auf dem einst die Synagoge stand, ein Ort der Erinnerungskultur entstehen soll, darin seien sich die Fraktionen im Fuldaer Stadtparlament parteiübergreifend einig. „Wir können davon ausgehen, dass bereits ab dem 9. Jahrhundert Leben jüdischen Glaubens hier in Fulda stattgefunden hat, hob Fuldas Oberbürgermeister Dr. Heiko Wingenfeld hervor, der weiter ausführte: „1367 wurde der Ort erstmals als sogenannte ‚Judengasse‘ erwähnt, was dafürspricht, dass hier das Zentrum eines jüdischen Quartiers gewesen ist. Urkundliche Berichte aus dem 13. Jahrhundert belegen, dass Pogrome schon damals stattgefunden haben.“

Mehr als 700 Jahre spielte jüdisches Leben in Fulda eine zentrale Rolle. Erstmals wurde die Synagoge 1423 literarisch genannt. „Das belegt, wie zentral die Rolle der jüdischen Gemeinde für Fulda gewesen ist und das über Jahrhunderte hinweg“, so das Fuldaer Stadtoberhaupt. Umso schmerzvoller sei es, dass die Synagoge 1938 den Flammen zum Opfer fiel. Jedes Jahr gedenkt die Stadt Fulda am 9. November den historischen Geschehnissen. 2020 brachte die Stadtverordnetenversammlung das Areal in Besitz der Stadt. „Eine gute und richtige Entscheidung“, wie Fuldas Oberbürgermeister auf der Begehung kundgab. Bis man jedoch mit den Grabungen beginnen konnte, verstrichen allerdings weitere drei Jahre. Für die Grabungen sind und waren 3 Abschnitte vorgesehen. Zum Vorschein kamen Bruchstücke der Außenmauer sowie ein Sandsteinsockel. Das Alter der Bausubstanz konnte bislang nicht konkret bestimmt werden. Für die Grabungen arbeitet die Stadt Fulda mit einer zertifizierten Fachfirma zusammen.

Seit 2021 ist die Stadt Fulda mit der Jüdischen Gemeinde in Fulda und dem Landesverband der Jüdischen Gemeinden in Hessen im engen Austausch. Im Dialog wurde der Wunsch adressiert, an diesem Ort nach Möglichkeit einen lebendigen Ort der Begegnung zu schaffen, der zum einen die Erinnerung wachhalten soll und zum anderen in neu entstandenen Räumlichkeiten Begegnung und Austausch ermöglicht. Nach dem Fuldaer Oberbürgermeister setzt das jedoch eine genau Kenntnis von der Bausubstanz voraus. Vor diesem Hintergrund sollen archäologische Untersuchungen Aufschluss über die konkrete Datierung bringen. Fatal wäre es, wenn besonders wertvolle archäologische Funde übersehen und überbaut würden. Auf Grundlage dessen sollen gemeinsame Überlegungen darüber angestellt werden, wie es gelingen könne, an diesem Ort einen Ort der Erinnerung entstehen zu lassen, sagte Wingenfeld abschließend.

Von „Am Stockhaus“ ging es für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer über den „Universitätsplatz“ in die „Bahnhofstraße“, wo sie von der Geschäftsführerin der Stadtentwicklungsgesellschaft Fulda, Petra Hohmann-Balzer, am Seiteneingang des Konzeptkaufhauses „Karl“ in Empfang genommen wurden und ihnen die Geschäftsführerin Einblicke in die „Coworking Spaces“ gab, bevor die Sommerbegehung durch die Innenstadt auf der Dachterrasse des ehemaligen Kaufhauses „Kerber“, dem Kultur-Dachgarten „Karlchen vom Dach“, bei erfrischenden Getränken und lockeren Gesprächen ausklang. +++ jessica auth

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