Friedrich Merz stapft seit Monaten durch die politische Landschaft, als wolle er mit dem groben Holzhammer die republikweite Müdigkeit austreiben. Sein Gerede vom „Stadtbild“, seine Ausfälle über „kleine Paschas“ – das alles wirkt wie das Repertoire eines Mannes, der glaubt, Härte ersetze Haltung. Und zuverlässig trifft es jene, die ohnehin zwischen Alltagsrassismus und Integrationsklischees zerrieben werden: Menschen mit Migrationsgeschichte. Wenn Merz über Brasilien herzieht, klingt es, als schaue er auf einen tropischen Kuriositätenladen, nicht auf einen Partnerstaat. Seine Auftritte? Ein Mix aus Bühnengekrach und rhetorischen Sturzlandungen – zuletzt bei der Jungen Union, wo das Echo der eigenen Fehlzündungen lauter war als jede Pointe.
Doch ausgerechnet Olaf Scholz, der Mann, der Deutschland dreieinhalb Jahre lang führte, war auch keine Wohltat fürs politische Gehör. Ein Kanzler, der seine Worte servierte wie Tiefkühlkost: funktional, aber ohne jede Wärme. Nähe wirkte bei ihm wie ein Konzept aus einem fremden Studium, das er nie belegt hatte. Man wusste, er müsste irgendwann mal Menschen berühren – und sah ihn trotzdem jedes Mal scheitern.
Und dann Angela Merkel. Zwei Jahrzehnte lang besser dargestellt, als es der Realität entsprach. Zur politischen Übermutter mutiert, obwohl ihr Stil oft an eine beruhigende Endlosschleife erinnerte. Ihre Rhetorik schimmerte wie ein See ohne Wind – stabil, aber reglos. Merkel regierte ein Land, das dringend Impulse gebraucht hätte, mit der biedermeierlichen Beharrlichkeit einer Chef-Beruhigerin.
Am Ende steht ein ernüchterndes Fazit: Der eine poltert, die anderen plätschern. Deutschland hatte seit zwanzig Jahren weder Kanzlerin noch einen Kanzler, der / die wirklich Tonlage und Temperatur getroffen hätte. Eine Demokratie lebt vom Streit, vom Wort, vom Resonanzraum. Doch dieses Land hörte zwei Jahrzehnte lang zu – und gähnte. +++ nh

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