Zusammensetzung der Rentenkommission: Rürup kritisiert Bundesregierung

Immer mehr Rentenversicherte zahlen Extra-Beiträge in Rentenkasse

Der Rentenexperte und frühere Chef der Wirtschaftsweisen, Bert Rürup, hat der Bundesregierung vorgeworfen, ein Scheitern der von ihr eingesetzten Rentenkommission bewusst in Kauf zu nehmen. „Die Bundesregierung, nicht zuletzt die SPD“ habe „mit Einrichtung des Expertengremiums vorrangig Zeit kaufen wollen, auch um ungestört ihre letzte Woche vom Kabinett beschlossene Grundrente auf den Weg zu bringen“, sagte Rürup der „Süddeutschen Zeitung“. Er sprach von „gewolltem Scheitern“.

Zur Begründung sagte der frühere Chef der Wirtschaftsweisen, der selbst mehrere Rentenkommissionen geleitet hat: Nie in den Rentenkommissionen der Vergangenheit sei „die Bank der Wissenschaft mit nur drei Sitzen zahlenmäßig so schwach vertreten“ gewesen. Der zwölfköpfigen Kommission gehören Politiker der Großen Koalition sowie Vertreter von Gewerkschaften, Arbeitgeberverbänden und Rentenversicherung an. Das Gremium wird geleitet von den Sozialpolitkern und früheren Bundestagsabgeordneten Gabriele Lösekrug-Möller (SPD) und Karl Schiewerling (CDU). Als Wissenschaftler sind vertreten die Rentenexperten Axel Börsch-Supan (TU München), Simone Scherger (Universität Bremen) und Gert G. Wagner, er ist Vorsitzender des Sozialbeirats der Bundesregierung und war viele Jahre für das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) tätig. Die vor rund zwei Jahren eingesetzte Rentenkommission soll bis Ende März Vorschläge für eine Reform der Alterssicherung vorlegen. Ursprünglich sollte sie bereits am 10. März Ergebnisse präsentieren. Wegen heftigen Streits in der Kommission sei die Vorlage jetzt auf den 27. März verschoben worden, berichtet die Zeitung.

Immer mehr Rentenversicherte zahlen Extra-Beiträge in Rentenkasse

Immer mehr Rentenversicherte zahlen Extra-Beiträge in die Rentenkasse, um ohne Abschläge früher in den Ruhestand gehen zu können. Dies geht aus einer Analyse der Deutschen Rentenversicherung (DRV) Bund hervor, über welche die „Süddeutsche Zeitung“ ebenfalls berichtet. Haben 2017 noch 11.620 Versicherte mit Sonderbeiträgen spätere Rentenminderungen ausgeglichen, seien es 2018 bereits 17.086 Versicherte gewesen. Das sind fast 50 Prozent mehr. Über diese Sonderbeiträge fließt deshalb immer mehr Geld in die Rentenkasse: 2017 hätten die Einnahmen dafür noch bei 207 Millionen Euro gelegen, 2018 seien es bereits 291 Millionen gewesen, heißt es in der DRV-Analyse weiter. Für 2019 lägen noch keine Zahlen vor. Jeder der Einzahler habe damit 2018 etwas mehr als 17.000 Euro freiwillig an die Rentenkasse überwiesen. Dies sei ein „Zeichen für das Vertrauen der Beitragszahler in die Sicherheit der gesetzlichen Rente“, sagte eine Sprecherin der Rentenversicherung der Zeitung. Abschläge werden fällig, wenn man vom 63. Lebensjahr an früher in Rente geht. Pro Monat wird ein Abschlag von 0,3 Prozent von der Rente fällig. Dies macht pro Jahr 3,6 Prozent. Maximal kann sich der Abschlag auf 14,4 Prozent belaufen, wenn ein Versicherter ab dem Jahrgang 1964 statt mit 67 mit 63 Jahren in Rente geht. 2018 seien 23 Prozent aller Altersrentner mit Abschlägen in den Ruhestand gegangen, heißt es in der DRV-Analyse, über welche die „Süddeutsche Zeitung“ berichtet. Die Höhe der Abschläge habe im Durchschnitt etwa 90 Euro von der Brutto-Monatsrente betragen. Solche Rentenminderungen auszugleichen, ist allerdings teuer und kann insgesamt mehrere 10.000 Euro kosten, die man aber über mehrere Jahre verteilt einzahlen kann. Durch das sogenannte Flexirentengesetz können Versicherte seit 1. Juli 2017 schon vom 50. Lebensjahr an mit freiwilligen Beiträgen Rentenminderungen ausgleichen. +++