Züchterverein „IG Soay“ lädt zum Jahrestreffen nach Tann ein

Es muss nicht immer Rhönschaf sein

Oft werden die Soays wegen ihrer Hörner mit Ziegen verwechselt. Dabei handelt es sich laut Roland Grob und Andrea Eberhardt um eine der ältesten Schafrassen Europas. Foto: Sandra Limpert

Wenn Andrea Eberhart und Roland Grob in Kürze ihre Schafzüchter-Vereinskollegen aus ganz Deutschland und dem benachbarten Ausland als Gäste bei sich begrüßen, dann halten sich in dem kleinen Tanner Stadtteil Hundsbach mehr Gäste als Einwohner auf. Das Jahrestreffen der „IG Soay“ findet in diesem Jahr zum ersten Mal in seiner 20-jährigen Geschichte in der Rhön statt.

Das Tanner Ehepaar hält die einzigen Soay-Schafe im Landkreis Fulda. „Uns gefällt der Wildcharakter der Rasse, die eine der ältesten Europas ist“, erläutert Andrea Eberhart. Das Schaf ist kleinwüchsig, kurzschwänzig und muss nicht geschoren werden. Es stammt ursprünglich vom St. Kilda-Archipel, rund hundert Kilometer westlich der Äußeren Hebriden im Nordatlantik. Dort wurde es in der Steinzeit von frühen Seefahrern auf der nur einen Quadratkilometer großen Insel Soay ausgesetzt und konnte sich wie der australische Dingo über Jahrtausende ohne menschlichen Einfluss entwickeln. Im 19. Jahrhundert begannen britische Adelige das „Park-Soay“ mit brauner Fellfarbe und typischem weißen Spiegel an Bauch, Augen und Ohrinnenseite sowie Hörnern zu züchten, dessen Zucht sich auch Grob, Eberhart und die anderen 213 Mitglieder der Interessengemeinschaft widmen.

Die Soay-Freunde schätzen an dieser Rasse besonders deren Robustheit und Unabhängigkeit von menschlicher Fürsorge; dennoch kommt es im April und Mai immer wieder vor, dass Lämmer mit der Flasche aufgezogen werden müssen. So wie Fey, die von Andrea und ihren Söhnen Joshua und Gabriel im vergangenen Frühjahr regelmäßig mit Milch gefüttert wurde, und die jetzt – ganz anders als die übrigen, scheuen Tiere auf der weitläufigen Weide – zutraulich angelaufen kommt, wenn man sie ruft. „Doch eigentlich ist es uns wichtig, die Distanz, die diese Wildtiere zu uns halten, zu respektieren“, unterstreicht die 51-Jährige.

Die ganze Familie ist außerdem in der Kleintierzucht aktiv und mit ihren Kaninchen und Hühnern sogar europaweit auf Ausstellungen erfolgreich. Auch bei ihren Schafen verfolgt sie Zuchtziele wie Behornung oder den typischen Aalstrich am Rücken. Roland Grob hat sich auf Tiere mit dunkelbrauner, seine Frau auf solche mit hellbrauner Fellfärbung spezialisiert. Ausgestellt und prämiert werden die Schafe allerdings nicht, da der Markt dafür laut dem Ehepaar zu klein ist.

Die heimatverbundenen Organisatoren der Veranstaltung wollen den Vereinsmitgliedern, die sich auf den Weg nach Tann begeben, nicht nur ihre rund 40-köpfige Herde vorstellen, sondern auch die Rhön. Daher gehört zum Programm neben Besichtigungen ein Vortrag, den ein Vertreter des Biosphärenreservats halten wird. Vielleicht wird darin das Rhönschaf thematisiert, denn trotz des unterschiedlichen Aussehens und Charakters weisen beide Rassen Gemeinsamkeiten auf: Sie eignen sich hervorragend zur Landschaftspflege (die Hundsbacher Schafe werden von ihren Besitzern zur Beweidung von Obstwiesen eingesetzt) und punkten mit ihrem delikaten Fleischgeschmack, der bei den Soay-Schafen in Richtung Wild tendiert. Kosten kann man das am Samstagabend, wenn in der Gaststätte „Zur Krone“ in Tann Gerichte vom Soay-Schaf das Buffet bereichern. Zum Auftakt am Freitagabend gibt es eine musikalische Überraschung. +++