Zu einem attraktiven Bildungsstandort gehört auch ein attraktiver ÖPNV

Umdenken in der städtischen Politik gefordert

Angesichts der Corona-Pandemie stand der letzte Fahrplanwechsel im Öffentlichen Personennahverkehr am 13.12.2020 auch in Fulda im Schatten wichtiger und dringlicher Ereignisse. Nichtsdestotrotz möchten die Liberale Hochschulgruppe Fulda und die Juso-Hochschulgruppe Fulda in dieser gemeinsamen Pressemitteilung auf die Veränderungen im ÖPNV in Fulda, insbesondere hinsichtlich der Anbindung der Hochschule Fulda, eingehen. So wurde ein Großteil der Verstärkerfahrten auf dem Abschnitt zwischen Bahnhof/ZOB und Leipziger Straße, die bis zum Fahrplanwechsel als Linie 6 verkehrten, in die neue Stadtbuslinie 16 integriert.

Die Linie 16 verkehrt im Gegensatz zu den vorherigen Fahrten der Linie 6 nicht nur während der Vorlesungszeit, sondern immer montags bis freitags. Darüber hinaus wurde die neue Linie um eine Haltestelle bis ins Industriegebiet Lehnerz verlängert. Diese Neuerungen sind grundsätzlich zu begrüßen, wenngleich daran deutlich wird, dass die verantwortlichen bei Stadt und Rhönenergie sich unzureichend mit der tatsächlichen Situation befasst haben. So fahren die Fahrten der Linie 16 nur drei bis fünf Minuten versetzt zu den Fahrten der Linie 6, sodass sich keine Erhöhung der Taktfrequenz ergeben hat. Hätte man die beiden Linien um jeweils 15 Minuten versetzt, so wie es im Übrigen auch der aktuell gültige Nahverkehrsplan der Stadt Fulda vorsieht, hätte man ohne Probleme und vor allem ohne zusätzliche Kosten einen 15-Minuten-Takt herstellen können, der zu einer Entlastung dieses Streckenabschnitts gesorgt hätte. Gerade bei der Anbindung der Hochschule sollte auch ein eigener Bahnhaltepunkt für Regionalzüge in Betracht gezogen werden, wie dies einigen anderen Städten geplant und umgesetzt wurde.

Zudem wurden die Bedienzeiten an Samstagen bis 1 Uhr nachts ausgeweitet, wobei die Umsetzung aufgrund der aktuellen Corona-Lage erst zu einem späteren Zeitpunkt erfolgt. Zwar ist eine Ausweitung der Bedienzeiten grundsätzlich begrüßenswert. Jedoch hat die städtische Koalition aus CDU und CWE auch hier wieder nur bis zur Hälfte gedacht. So ist im Nahverkehrsplan der Stadt Fulda eindeutig festgelegt, dass die Ausweitung der Betriebszeiten auch auf Freitage anzuwenden ist. Dies ist im Gebiet des Rhein-Main-Verkehrsverbundes die übrige Verfahrensweise, nach der solche Ausweitungen freitags, samstags sowie vor Feiertagen greifen.

Das Alternative des Anruf-Sammel-Taxis, das lediglich bis 2.30 Uhr verkehrt, stellt ein ebenfalls unzureichendes Angebot dar. Für Studenten ist bei der Wahl des Studienortes ein kulturelles Angebot vor Ort ein wichtiges Kriterium, genauso wie ein ÖPNV, der das Erreichen solcher Ziele und Veranstaltungen, gewährleistet. Und ein entsprechendes Angebot wird nur angenommen, wenn dieses auch einer Mindestqualität entspricht. In Städten vergleichbarer Größe in Hessen, wie zum Beispiel Hanau sind solche Angebote längst Gang und Gäbe. Insbesondere in Gießen und Marburg, beides Städte, die im Gegensatz zu Fulda scheinbar ein Interesse daran haben, Studenten in ihrer Stadt zu halten, verkehren öffentliche Verkehrsmittel bis spät in die Nacht. Gerade die städtische CDU stellt immer wieder die Bedeutung der Hochschule für die gesamte Region in den Fokus.

Zu einem attraktiven Bildungsstandort gehört aber wahrhaftig mehr als das ständige Bekenntnis zu einer Hochschule. Viel wichtiger ist die aktive Förderung u.a. in den Bereichen Kultur, ÖPNV und Wirtschaft, die Studenten gerne nach Fulda kommen lassen und sie bestenfalls auch nach dem Studium hierbleiben. Dieses Potenzial wird von den aktuell in Fulda regierenden Parteien völlig verschenkt. Deshalb fordern wir nicht nur hinsichtlich des ÖPNV ein Umdenken in der städtischen Politik. +++ pm