
Nach dem Anschlag auf den Weihnachtsmarkt in Magdeburg ist die Zahl der Todesopfer offenbar auf vier Personen gestiegen. Das berichten mehrere Medien am Samstag unter Berufung auf Sicherheitskreise. Demnach soll es zudem 41 Schwerstverletzte, 86 Menschen mit schweren Verletzungen und 78 Leichtverletzte geben, die aktuell in Krankenhäusern behandelt werden, heißt es weiter.
Am Freitagabend war auf dem Magdeburger Weihnachtsmarkt ein Mann mit einem Auto in eine Menschenmenge gefahren. Ein Tatverdächtiger wurde bereits am Abend der Tat vor Ort festgenommen. Bei dem mutmaßlichen Täter soll es sich um einen 2006 aus Saudi-Arabien erstmals nach Deutschland gekommenen Arzt handeln. Laut Berichten über seine Aktivitäten auf Social Media soll er unter anderem mit der AfD und Elon Musk sympathisiert haben.
SPD warnt vor voreiligen Schlüssen
SPD-Fraktionsvize Dirk Wiese hat nach dem mutmaßlichen Anschlag in Magdeburg davor gewarnt, voreilig Schlüsse über die Motive des Täters zu ziehen. "Jetzt gilt es, die Ermittlungen abzuwarten. Es scheint so, dass die Dinge hier anders gelagert sind als zunächst vermutet wurde", sagte Wiese der "Rheinischen Post". Das vermutliche Profil des Mannes aus Saudi-Arabien auf der Plattform X/Twitter lässt vermuten, dass der Mann keine islamistischen Motive gehabt haben könnte. Das Profil weist ihn eher als Sympathisanten der AfD oder Elon Musk aus.
"Was für eine fürchterliche Tat. Meine Gedanken sind bei den Opfern und Verletzten", sagte Wiese. "Auch bei den Einsatz- und Rettungskräften, die mit einer dramatischen Situation konfrontiert sind. Es ist richtig, dass die Polizei an diesem Wochenende und gerade mit Blick auf den Jahreswechsel noch mehr Präsenz zeigt und Sicherheitskonzepte noch einmal kritisch überprüft", sagte der Innenpolitiker.
Haseloff will "umfassende Aufklärung"
Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) fordert, dass die Hintergründe des Anschlags auf den Weihnachtsmarkt in Magdeburg detailliert ermittelt werden. "Ich werde mich dafür einsetzen, dass dieses Verbrechen umfassend aufgeklärt wird", sagte er am Samstag. Das sei man den Opfern schuldig und das erwarteten zu Recht auch die Bürger im Land, fügte er hinzu. "Meine Gedanken sind bei den Opfern des Attentats und ihren Angehörigen. Ihnen muss nun unsere ganze Unterstützung und Hilfe gelten. Ich hoffe insbesondere, dass die vielen Verletzten genesen werden und es keine weiteren Todesopfer zu beklagen gibt", so Haseloff.
Der rechtspolitische Sprecher der Unionsfraktion im Bundestag, Günter Krings (CDU), forderte derweil politische Konsequenzen. "Es kann nicht sein, dass Terrortaten meist nur dann verhindert werden können, wenn uns ausländische Dienste Hinweise geben. Wir müssen deshalb unseren Nachrichtendiensten und Sicherheitsbehörden die Befugnisse und Kompetenzen geben, die sie brauchen, um uns und unsere Freiheit zu schützen", sagte Krings der "Rheinischen Post". "Mit dieser Forderung standen wir als Union bislang ziemlich allein. Weder die drei Parteien der Bundesregierung noch die AfD waren dazu in den letzten Jahren bereit. Ich hoffe, dass die furchtbare Tat von Magdeburg nun zumindest zu einem Umdenken führt", sagte Krings.
"Absolute Sicherheit kann es nicht geben. Aber bevor wir uns in unseren Innenstädten immer weiter einmauern, müssen wir Verfassungsschutz und Polizei mehr und die richtigen Instrumente geben, um Täter rechtzeitig zu stoppen, egal ob es sich um Islamisten, Rechtsextremisten oder andere handelt", sagte der ehemalige Innen-Staatssekretär. "Wir brauchen schnell Klarheit über die Umstände und Hintergründe dieser schlimmen Tat. Dazu gehört die Frage, wie der Täter mit seinem Auto überhaupt auf den Weihnachtsmarkt gelangen konnte. Noch wichtiger ist es zu klären, wie wir solche Täter früher erkennen und damit stoppen können." Unterdessen haben etliche Städte und Bundesländer verschärfte Sicherheitsvorkehrungen auf ihren Weihnachtsmärkten angekündigt oder wollen diese zumindest prüfen.
EKKW-Bischöfin Hofmann - Gebet für Trauernde, Verletzte und Helfende
Angesichts des Anschlags zeigt sich die Bischöfin der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck (EKKW), Dr. Beate Hofmann, bestürzt: „Geschockt und traurig sehen wir die schrecklichen Bilder aus Magdeburg. Wo sich Menschen fröhlich auf Weihnachten einstimmen wollten, hat ein Einzelner Angst und Schrecken verbreitet. Unsere Gedanken und Gebete sind bei all denen, die um Angehörige trauern und bei denen, die verletzt sind und um ihr Leben kämpfen, bei denen, die sie versorgen und sich um sie kümmern und bei all denen, die Augenzeugen eines grauenhaften Verbrechens geworden sind.“
Scholz besichtigt Magdeburger Tatort
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) ist am Samstagvormittag nach Magdeburg gekommen, um den Tatort des Anschlags vom Vorabend zu besichtigen. Gemeinsam mit Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) und unter anderem den Bundesministern Volker Wissing (parteilos), Steffi Lemke (Grüne) und CDU-Chef Friedrich Merz beging er den abgesperrten Magdeburger Weihnachtsmarkt. +++
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