
Nach dem Anschlag auf den Weihnachtsmarkt von Magdeburg ist die Zahl der Todesopfer auf fünf gestiegen. Das sagte Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) am Samstag in Beisein des Bundeskanzlers, der den Tatort besichtigte. Dort war am Vorabend ein 50-jähriger Mann mit einem BMW-SUV in die Menschenmenge gerast. Neben den Todesopfern gibt es auch über 200 Verletzte, darunter 41 Schwerstverletzte und 86 Menschen mit sonstigen ebenfalls schweren Verletzungen. Es wird deswegen befürchtet, dass die Zahl der Todesopfer noch weiter steigt.
Weihnachtsmarkt in Magdeburg für beendet erklärt
Der Weihnachtsmarkt in Magdeburg ist nach dem Anschlag vom Freitag nun für beendet erklärt worden. "Der Weihnachtsmarkt und die Lichterwelt 2024/2025 sind beendet", teilte der Veranstalter am Samstag mit. "Wir sind in tiefer Trauer und mit unseren Herzen und Gedanken bei den Opfern, Angehörigen und Helfern", hieß es weiter. Ursprünglich sollte der Markt noch bis Ende nächster Woche geöffnet bleiben.
Unterdessen reihte sich auch der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj in die Reihe derjenigen ein, die ihre Bestürzung über die Tat zum Ausdruck brachten. "Wir alle sind erschüttert über die schrecklichen Berichte über den entsetzlichen Anschlag auf den Weihnachtsmarkt in Magdeburg, während deutsche Ärzte um das Leben der Verletzten kämpfen", sagte Selenskyj am Samstagmittag. Gewalt dürfe sich nirgendwo durchsetzen. "Wir beten dafür, dass es den Ärzten gelingt, das Leben der Schwerverletzten zu retten." Es sei von entscheidender Bedeutung, dass alle Umstände und Motive des Angreifers vollständig aufgeklärt würden. "Wir stehen an der Seite der Menschen in Magdeburg und aller Deutschen an diesem dunklen Tag. Bleibt stark, liebe deutsche Freunde", so der Präsident. Derweil forderte der FDP-Generalsekretär Marco Buschmann eine Reform der Sicherheitsbehörden. Wenn es zutreffe, dass der Täter "eine Gewalttat angekündigt hatte und es Warnungen von ausländischen Diensten gab, muss aufgeklärt werden, warum es so weit kommen konnte", sagte der frühere Bundesjustizminister den Zeitungen der Funke-Mediengruppe.
Die Strukturen der Inneren Sicherheit in Deutschland müssten grundsätzlich reformiert werden, forderte Buschmann weiter. "Bund und Länder müssen das gemeinsam angehen, dafür ist eine Föderalismuskommission der richtige Rahmen." Zu viele Behörden in Bund, Ländern und Kommunen überschnitten sich bei der Erfüllung ihrer Aufgaben. "Das muss neu geordnet und die Ermittlungsbehörden dabei gestärkt werden." Unions-Parlamentsgeschäftsführer Thorsten Frei rief zu Zurückhaltung bei der Bewertung des Tatmotivs beim mutmaßlichen Magdeburger Anschlag auf. "Es ist ein Tag der Trauer. Die Bilder aus Magdeburg erschüttern mich zutiefst. Meine Gedanken sind bei den Opfern dieser menschenverachtenden Tat", sagte Frei der "Rheinischen Post". "In diesen dunklen Stunden gilt mein Respekt vor allem den Rettungskräften und Polizeibeamten, die schnell zu Hilfe geeilt sind. Bei der Bewertung der Hintergründe dieses Verbrechens empfehle ich Zurückhaltung, da vieles noch unklar ist", sagte Frei.
Faeser: Mutmaßlicher Täter "offensichtlich islamophob"
Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) geht davon aus, dass der nach dem Anschlag auf den Weihnachtsmarkt in Magdeburg Festgenommene islamfeindlich eingestellt war. "Wir können nur gesichert sagen, dass der Täter offensichtlich islamophob war", sagte die Ministerin am Samstag in Magdeburg. Alles Weitere sei nun Gegenstand der Ermittlungen. Auch das Bundeskriminalamt (BKA) sei eingeschaltet und unterstütze die Ermittlungen vor Ort. Faeser sprach von einer Tat, "die uns in ganz Deutschland tief trifft". Über 500 Rettungskräfte seien im Einsatz gewesen. Jetzt gehe es darum, die Tatumstände restlos aufzuklären. "Da sind wir mit Hochdruck dran", so Faeser.
Scholz ruft zum Zusammenhalt auf
Nach dem Anschlag auf den Magdeburger Weihnachtsmarkt hat Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) zum gesellschaftlichen Zusammenhalt aufgerufen. Es sei ihm wichtig, "dass wir als Land zusammenbleiben", sagte der Kanzler am Samstagvormittag bei einem Besuch am Tatort. Diejenigen, die Hass säen wollen, dürften damit "nicht durchkommen". Gleichzeitig forderte der Bundeskanzler Ermittlungen "mit aller Präzision und Genauigkeit". Es dürfe "nichts ununtersucht bleiben" und man müsse "genau den Täter, seine Handlungen, seine Motive verstehen", dann könne man mit dem Strafrecht darauf entsprechend reagieren, sagte Scholz.
AfD fordert nach Anschlag Regierungserklärung des Kanzlers
Der erste parlamentarische Geschäftsführer der AfD-Bundestagsfraktion, Bernd Baumann, fordert nach dem Anschlag auf den Weihnachtsmarkt in Magdeburg eine Sondersitzung des Bundestages mit einer Regierungserklärung von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD). Dem TV-Sender "Welt" sagte Baumann am Samstag, die ganze innere Sicherheit sei desolat, wenn so etwas passieren könne, mitten in Deutschland. "Ich berufe deshalb gerade eine Sondersitzung des Ältestenrates im Deutschen Bundestag ein, mit dem Ziel einer Sondersitzung des Deutschen Bundestages." Ziel dieser Sondersitzung sei "eine Debatte zur Inneren Sicherheit und eine Regierungserklärung von Kanzler Scholz in dieser Sache." Das sei das Mindeste, was man auf höchster Ebene der Politik den Opfern schuldig sei, in die Richtung, dass jetzt endlich gehandelt werden müsse, so Baumann weiter.
Er habe deshalb bereits ein entsprechendes Schreiben an den Ältestenrat des Bundestages geschickt. Außerdem soll ein weiteres Schreiben an die parlamentarischen Geschäftsführer der anderen Bundestagsfraktionen gegangen sein, um Unterstützung für die Einberufung dieser Sondersitzung zu werben. In dem Schreiben, über das der Sender berichtet, heißt es: "Die Ereignisse in Magdeburg erfordern unseres Erachtens auch unverzügliches Handeln des Deutschen Bundestages. Eine Sondersitzung des Parlaments mit einer Regierungserklärung des Bundeskanzlers und einer Debatte zur inneren Sicherheit in Deutschland erscheint meiner Fraktion daher notwendig." Bei dem mutmaßlichen Täter soll es sich laut Medienberichten um einen AfD-Sympathisanten handeln. Mitglied in der Partei sei der aus Saudi-Arabien stammende 50-Jährige allerdings nicht, teilte ein Sprecher von AfD-Chefin Alice Weidel am Samstag mit.
Fulda: Gemeinsame Überprüfung des Sicherheitskonzeptes
Die Nachricht vom Anschlag auf dem Magdeburger Weihnachtsmarkt sorgt auch in Fulda für große Betroffenheit. „Unsere Gedanken sind bei den Opfern und ihren Familien und auch bei den zahlreichen Rettungskräften, die in Magdeburg im Einsatz sind. Wir laden alle, die ihre Trauer und Solidarität zum Ausdruck bringen wollen, zu einer ökumenischen Andacht in der Heilig Geist Kirche (Löherstraße 1) am heutigen Samstagabend um 18 Uhr ein“, so Oberbürgermeister Dr. Heiko Wingenfeld. Aus Respekt und Solidarität mit den Menschen in Magdeburg verzichtet der Fuldaer Weihnachtsmarkt am heutigen Samstag auf jegliches Bühnenprogramm.
Vor dem Hintergrund des gestrigen Anschlages auf dem Weihnachtsmarkt in Magdeburg haben Polizei und Stadt das bestehende Sicherheitskonzept des Fuldaer Weihnachtmarktes nochmals analysiert und bewertet. „Wir haben auf unseren Weihnachtsmärkten in Fulda und in Osthessen hohe Sicherheitsstandards. Unser Anspruch ist es, höchstmögliche Sicherheit zu bieten. Daher haben wir den Anschlag in Magdeburg zum Anlass genommen, die polizeiliche Präsenz weiter angemessen zu erhöhen und gemeinsam mit den kommunalen Verantwortlichen die Sicherheitsvorkehrungen nochmals zu überprüfen“, sagt Polizeipräsident Michael Tegethoff.
Poseck: Hinweise auf einen geplanten Anschlag in Hessen liegen nicht vor
Die abstrakte Gefahr und die Möglichkeit von Anschlägen mit Fahrzeugen sind in den Sicherheitskonzepten für die hessischen Weihnachtsmärkte umfassend berücksichtigt, erklärt Innenminister Roman Poseck. Dennoch ziehen wir aus dem Terroranschlag in Magdeburg konkrete Konsequenzen für Hessen. Dazu gehört, die Polizeikräfte auf den Weihnachtsmärkten weiter signifikant zu erhöhen. Damit steigern wir die ohnehin hohe Präsenz. Dies dient der objektiven Sicherheit und dem subjektiven Sicherheitsgefühl. Die Polizei wird die Zufahrtsmöglichkeiten zu den Weihnachtsmärkten erneut überprüfen und mit den Veranstaltern vor Ort sprechen. Bei Bedarf folgen kurzfristig weitere Schutzmaßnahmen. Außerdem begleitet die hessische Polizei die verbleibenden Tage der Weihnachtsmärkte mit einem dreistufigen Konzept. Dazu gehört eine starke polizeiliche Präsenz auf den Märkten, vor allem in den größeren Städten. Zusätzlich kontrolliert die Polizei verstärkt die Zugangswege, auch durch Standposten. Weiter wird die Überwachung der Straßen rund um die Märkte intensiviert. Ziel ist, auf mögliche gefährliche Entwicklungen, wie auffällige Fahrzeuge, frühzeitig reagieren zu können. Ich bin zuversichtlich, dass wir mit den ergriffenen und zusätzlichen Maßnahmen die Weihnachtsmarktsaison in Hessen sicher beenden. Bisher gab es keine gravierenden Vorkommnisse auf hessischen Weihnachtsmärkten. Das soll so bleiben. Wir setzen in Hessen auf ein Höchstmaß an Sicherheit. Poseck dankt allen Polizeikräften im Einsatz für ihr professionelles Handeln und ihr Engagement. Der Dank gilt besonders denen, die kurzfristig hinzugerufen wurden. Trauer und Entsetzen über den Anschlag in Magdeburg bleiben. Meine Gedanken sind bei den Angehörigen der Getöteten und den Schwerstverletzten, die schwere Stunden durchleben. Mein tiefes Mitgefühl gilt den Betroffenen in Magdeburg und Umgebung. Gleichzeitig handeln wir in Hessen konsequent und tatkräftig, so der Innenminister. +++
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