Wolfgang Schäuble ist tot. Er starb in der Nacht zu Mittwoch im Alter von 81 Jahren im Kreise seiner Familie, wie mehrere Medien übereinstimmend berichteten. Bis zuletzt war Schäuble als dienstältester Abgeordneter für die CDU im Bundestag, dem er seit 1972 ununterbrochen angehörte. Im Jahr 1990 war er maßgeblich an der Aushandlung des Einigungsvertrags beteiligt, seit einem Attentat auf ihn im gleichen Jahr war er querschnittgelähmt und saß im Rollstuhl. Über die Jahre bekleidete Schäuble diverse Ämter, unter anderem war er CDU-Parteichef, Unionsfraktionsvorsitzender, Chef des Bundeskanzleramtes, Innenminister und Finanzminister. Von 2017 bis 2021 war er der Bundestagspräsident.
Politik trauert um Wolfgang Schäuble
Das politische Berlin trauert um den verstorbenen ehemaligen Bundestagspräsidenten Wolfgang Schäuble. "Mit dem Tod von Wolfgang Schäuble geht eine beeindruckende und sehr lange Politikerkarriere zu Ende", sagte Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD). "Sein Intellekt, seine Freude an der demokratischen Auseinandersetzung, sein konservatives Weltbild und seine rhetorische Schärfe zeichneten ihn in all dieser Zeit ganz besonders aus", so Scholz. "Ich verliere mit Wolfgang Schäuble meinen engsten Freund und Ratgeber, den ich in der Politik je hatte", sagte CDU-Chef Friedrich Merz. Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) hob Schäubles Rolle bei der deutschen und europäischen Einigung hervor. Kaum ein Politiker habe die jüngste deutsche Geschichte und demokratische Kultur so geprägt wie er, sagte sie. Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) nannte den Verstorbenen "einen der bedeutendsten Demokraten unserer Republik", der "das demokratische Nachkriegsdeutschland wie wenige andere" verkörpert habe. FDP-Fraktionschef Christian Dürr sagte, er verneige sich vor einem "großen Staatsmann, der unser aller Leben mitgeprägt hat". "Wolfgang Schäuble wird uns fehlen. Sein Scharfsinn, seine klugen Analysen und sein wacher Verstand waren bis zuletzt eine große Bereicherung. Meine Gedanken sind in dieser schweren Zeit bei seiner Familie", so Hessens Ministerpräsident Boris Rhein.
Bundestagspräsidentin Bärbel Bas hat Schäuble gewürdigt. In ihrem Kondolenzschreiben an die Witwe betont sie: „Mit Wolfgang Schäuble verliert unser Land eine außergewöhnliche Persönlichkeit. Ihr Mann war ein Ausnahmepolitiker, leidenschaftlicher Parlamentarier und großer Europäer. Kaum jemand hat die deutsche Politik so lange maßgeblich mitgeprägt wie Wolfgang Schäuble. Mit seinem Namen ist eine der glücklichsten Stunden unseres Landes untrennbar verbunden - die Überwindung der deutschen Teilung. Als Innenminister hat er den Einigungsvertrag entworfen und den Vereinigungsprozess entscheidend mitgelenkt. Damit ist Wolfgang Schäuble zum Architekten der Deutschen Einheit geworden. Als Finanzminister hat Wolfgang Schäuble Deutschland und Europa durch die Finanzkrise geführt und den Euro stabilisiert. Früher als andere hat er erkannt, dass Deutschland ein vielfältiges Land geworden ist. Mit der Einberufung der Islam-Konferenz hat er wichtige Impulse gesetzt. Wolfgang Schäuble hat die deutsche Parlamentsgeschichte geprägt wie kein anderer - 51 Jahre war er ununterbrochen Mitglied des Deutschen Bundestages, immer direkt gewählt. Als Bundestagspräsident hat er in einer herausfordernden Zeit die Abgeordneten stets zum konstruktiven Streit ermutigt - nach seiner persönlichen Devise: “Streit ist das Salz der Demokratie.„ Mit der Deutsch-Französischen Parlamentarischen Versammlung war er maßgeblich an der Schaffung einer einzigartigen Institution beteiligt, die ein neues Kapitel der deutsch-französischen Freundschaft aufgeschlagen hat und den Geist des geeinten Europas verkörpert.“
Hessens Landtagspräsidentin Astrid Wallmann erklärte: „Wolfgang Schäuble gehört zweifelsohne zu den bedeutendsten Politikern der deutschen Nachkriegsgeschichte. Zurecht gilt er als einer der wichtigsten Architekten des Einigungsvertrages, der im Jahr 1990 zur Wiedervereinigung führte. Mit Wolfgang Schäuble verliert unser Land einen leidenschaftlichen und streitbaren Demokraten, der sein Leben in den Dienst der Bundesrepublik Deutschland stellte“, erklärte Landtagspräsidentin Astrid Wallmann, die Schäuble auch als einen „überzeugten Europäer“ würdigte „Als Parlamentspräsidentin bleibt mir Wolfgang Schäuble auch und gerade in seinem Wirken als Präsident des Deutschen Bundestages in Erinnerung. Seine Reden zu politischen und gesellschaftlichen Fragestellungen waren klar und deutlich in der Analyse. Wolfgang Schäuble wird uns als kluger, erfahrener und umsichtiger Ratgeber fehlen.“
Macron: "Schäuble war ein Freund Frankreichs"
Auch Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hat sein Bedauern über den Tod von Wolfgang Schäuble ausgedrückt. "Wolfgang Schäuble war ein Freund Frankreichs", schrieb Macron bei Twitter. Er habe die Beziehungen zwischen beiden Ländern gestärkt. "Er trug zur deutschen Wiedervereinigung, zum Aufbau des Euro und zur europäischen Einheit bei. Ich begrüße sein Engagement. Mein Beileid gilt seinen Lieben und dem deutschen Volk." Auch Frankreichs Finanzminister Bruno Le Maire reagierte "zutiefst betrübt". "Er war ein Freund, ein treuer und verlässlicher Partner, ein unermüdlicher Architekt der deutsch-französischen Freundschaft", so Le Maire. Am Morgen war bekannt geworden, dass der CDU-Politiker in der Nacht zu Mittwoch im Alter von 81 Jahren im Kreise seiner Familie verstorben ist. +++









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