
Berlin. 15 Jahre nach der Einführung des Euro-Bargelds fordert der Chef des Sachverständigenrats (Wirtschaftsweise) mehr Reformen, um die Gemeinschaftswährung zu erhalten: „Der Euro hat das Zeug dazu, sich dauerhaft als unsere Währung zu halten. Sein Schicksal hängt aber von der Reformbereitschaft in den Mitgliedstaaten ab“, sagte der Sachverständigenrats-Vorsitzende Christoph Schmidt der „Bild am Sonntag“.
Frankreich und Italien seien aus seiner Sicht besonders gefordert: „Sie müssen durch Reformen dafür sorgen, dass ihre Volkswirtschaften sich künftig aus eigener Kraft immer wieder schnell an neue Herausforderungen anpassen können. Frankreich sollte etwa für mehr Lohnflexibilität sorgen, Italien muss die Qualität seiner Institutionen verbessern.“ FDP-Chef Christian Lindner bezeichnet den Euro als „schwer krank“ und befürchtet für 2017 angesichts der Probleme in Griechenland und Italien ein „Endspiel um den Euro“.
Lindners Forderung: „Griechenland sollte den Euro verlassen und als EU-Mitglied Hilfe bekommen, die aber nicht als Kredit getarnt ist. Außerdem dürfen keine Banken mehr auf Kosten der Steuerzahler gerettet werden. Das ist die Perversion von Marktwirtschaft.“ Der Euro war zum 1. Januar 1999 zunächst als Buchgeld eingeführt worden, seit dem 1. Januar 2002 haben Euroscheine und -münzen D-Mark und Pfennig abgelöst. Bisher sind 19 Länder dem Euro beigetreten. +++
Eine Perversion der Marktwirtschaft war es, diese Kunstwährung überhaupt einzuführen. Der Euro passt überhaupt nicht zu den unterschiedlichen Volkswirtschaften in Europa. Der aus Fulda stammende Schmidt vertritt nach wie vor brutale neoliberale Thesen, um auf diese Weise seine Durchhalteparolen zu verkünden: Lohn- und Rentenkürzungen, Demontage des Arbeitsrechts usw. usw. – So lange die „Hüter“ des Euro damit die Welt retten wollen, liegen sie falsch. Die Völker werden sich eines Tages gegen diese ausbeuterischen Machenschaften zur Wehr setzen. Es reicht nicht, wenn nur die oberen Schichten ständig Einkommenszuwächse haben. Das System ist in sich falsch, wenn der Anteil der Löhne am Erwirtschafteten ständig sinkt und „oben“ weiß man nicht mehr, wohin mit dem Geld. Allein 100 börsennotierte Unternehmen in Deutschland haben im I. Quartal des letzten Jahres einen Gewinnsprung von 25 Prozent gehabt und bei 2,5 Prozent Lohnerhöhungen beschwört man das Ende des Abendlandes herauf. Das kann auf die Dauer nicht gut gehen.