
Der Landkreis Fulda gilt als lebenswerter Wirtschaftsstandort im Herzen Deutschlands – doch wie gut ist die Region wirklich aufgestellt? Eine umfassende Umfrage unter 346 Unternehmerinnen und Unternehmern zeichnet ein differenziertes Bild: Fulda überzeugt mit hoher Lebensqualität, niedriger Arbeitslosigkeit und starker Ausbildungsleistung, steht jedoch auch vor deutlichen Herausforderungen, etwa beim Wohnraum, dem Fachkräftemangel und der Energieversorgung.
Trotz zweijähriger Rezession liegt die Arbeitslosenquote unter vier Prozent – ein Spitzenwert in Hessen. Doch bis 2030 werden über 11.000 Fachkräfte fehlen. Zwar ist die Ausbildungsquote mit 5,8 Prozent überdurchschnittlich, dennoch fordern die Befragten bessere Berufsorientierung an allen Schulformen und gezielte Anwerbung von Fachkräften aus dem In- und Ausland. Zugleich belasten steigende Arbeitskosten zunehmend die Unternehmen – ein Befund, der sich bereits in den letzten Konjunkturberichten widerspiegelte.
Die Umfrage beleuchtet auch strukturelle Herausforderungen: Vor allem beim Wohnraum herrscht akuter Handlungsbedarf – sowohl hinsichtlich Verfügbarkeit als auch Bezahlbarkeit. Der Ausbau neuer Wohnviertel sowie Azubi- und Studierendenwohnheime ist ein Schritt in die richtige Richtung, reicht aber noch nicht aus. Der geplante Ausbau der ICE-Strecke Fulda–Frankfurt wird den Druck auf den Wohnungsmarkt weiter erhöhen.
Positiv hervorgehoben werden die hohe allgemeine Standortzufriedenheit sowie die verkehrstechnisch gute Lage Fuldas. Allerdings schneiden Radverkehr und ÖPNV im Vergleich schlecht ab – insbesondere außerhalb der Stadtgrenzen. Der Ausbau des Radwegenetzes und digitale Angebote wie ein Mängelmelder zeigen jedoch erste Fortschritte.
Kritisch sehen viele Unternehmen die Verfügbarkeit von Gewerbeflächen: Besonders das produzierende Gewerbe benötigt dringend neue Flächen zur Expansion. Der aktuelle Regionalplan sieht hier jedoch nur begrenzte Möglichkeiten vor, was das Wachstumspotenzial einschränken könnte.
Ein zentrales Problem bleibt der Standortnachteil durch hohe Energiepreise. Im Vergleich zu anderen Industrienationen ist Deutschland hier kaum wettbewerbsfähig – was im Landkreis Fulda bereits zu Werksschließungen geführt hat. Eine Senkung von Stromsteuer und Netzentgelten sowie der Ausbau erneuerbarer Energien werden als dringende Aufgaben der neuen Bundesregierung genannt.
Der Landkreis Fulda ist wirtschaftlich stark und lebenswert – doch um zukunftsfähig zu bleiben, muss gezielt in Infrastruktur, Wohnraum, Energie und Fachkräftesicherung investiert werden. Die Ergebnisse der Standortumfrage liefern dafür eine klare Handlungsagenda. +++
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