Wirtschaftliche Hoffnung gegen politische Risiken

DekaBank-Volkswirt zur aktuellen Situation an den Kapitalmärkten

Dr. Holger Bahr, Leiter Volkswirtschaft der DekaBank, bei seinem Besuch in Fulda mit Sparkassenchef Alois Früchtl (links) und dessen Stellvertreter Uwe Marohn (rechts)

Fulda. Die Aktienmärkte starteten gut ins Jahr 2017. Doch ob das reicht, um insgesamt ein gutes Börsenjahr zu werden, ist ungewiss. Am Rande eines Besuchs beim Vorstand der Sparkasse Fulda analysierte Dr. Holger Bahr, Leiter Volkswirtschaft bei der DekaBank, die aktuelle Situation und gab einen Tipp.

Herr Dr. Bahr, politische Unruheherde gibt es an vielen Stellen der Welt. Trotz allem erscheinen die Märkte in einer überraschend guten Verfassung.

Bahr: So holprig der Start in das vergangene Jahr, so erfreulich verlief der Start in das Börsenjahr 2017. Die Märkte sind in einer guten Verfassung – und das, obwohl politische Risiken an vielen Stellen der Welt lauern.

Gibt es dafür Gründe?

Ja, vor allem die weltweit besser als erwartet verlaufende Konjunktur. Die Marktteilnehmer orientieren sich daran und machen sich weniger Gedanken über mögliche Folgen eines aus den USA drohenden Protektionismus.

Die Vorboten für ein gutes Börsenjahr 2017?

Bahr: Die wesentlichen Stimmungsindikatoren verbesserten sich zuletzt von ihren ohnehin hohen Niveaus: sei es das Verbrauchervertrauen in den USA, der Einkaufsmanagerindex in China, die Unternehmerlaune im Euroland oder das ifo-Geschäftsklima in Deutschland. Rund um den Globus melden Unternehmen tendenziell steigende Umsätze und höhere Gewinne. Natürlich können die Aktienmärkte in eine vorübergehende Korrektur fallen. Aber so lange die Konjunktur weiter hält, steht auch das Fundament für die Aktienmärkte.

Und was ist mit den politischen Risiken?

Bahr: Selbst in seiner ersten Rede vor dem US-Kongress stand das Thema Handelsprotektionismus nicht auf Donald Trumps Agenda. Im europäischen Superwahljahr 2017 sind politische Risiken sehr präsent und können im Extremfall allen konjunkturellen Trends einen Strich durch die Rechnung machen. Die zunehmende Konzentration auf nationale Themen weg von der Globalisierung kann das zukünftige globale Wachstum belasten. Wir leben in gesellschaftlichen Umbruchzeiten. Das wird sich auch in der einen oder anderen plötzlichen Bewegung an den Finanzmärkten widerspiegeln.

Wie sollten sich Anleger in bei ihrer Geldanlange aufstellen?

Bahr: Ein höherer Anteil von Wertpapieren ist auch eine sinnvolle Antwort auf die anhaltende Niedrigzinsphase. Bonitätsschwächere Anleihen und vor allem Aktien können noch Renditen oberhalb der Inflationsrate erwirtschaften. Dies allerdings über einen Anlagehorizont von mehreren Jahren hinweg und verbunden mit Kursschwankungen – dessen muss sich der Anleger bewusst sein. Daher ist es ratsam, einen Teil des Vermögens in Wertpapiere oder Immobilienanteile zu stecken. +++