Winfriedpreis für Prof. Dr. Alfons Nossol

Fulda. „Alfons Nossol hat Außerordentliches für die deutsch-polnische Aussöhnung geleistet, in einer Zeit, in der das Verhältnis zwischen Deutschland und Polen arg zerrüttet war. Er ist damit zum Brückenbauer- zum Pontifex – geworden“, mit diesen Worten beschrieb der Oberbürgermeister der Stadt Fulda, Gerhard Möller, die Verdienste Alfred Nossols anlässlich der feierlichen Verleihung des Winfriedpreises im Marmorsaal des Fuldaer Stadtschlosses. So habe Nossol ermöglicht, dass 1980 die erste deutsche Predigt seit dem Zweiten Weltkrieg auf dem oberschlesischen St. Annaberg gehalten wurde. 1989 nahmen auf Initiative Nossols Bundeskanzler Helmut Kohl und der polnische Ministerpräsident Tadeusz Mazowiecki an einem von ihm zelebrierten Versöhnungsgottesdienst auf dem Moltke-Gut in Kreisau im heutigen Polen teil, bei dem sich beide Staatsmänner zum Friedenskuss umarmten.

Die Landesbeauftragte der Hessischen Landeregierung für Heimatvertriebene und Spätaussiedler Margarete Ziegler-Raschdorf überbrachte Alfons Nossol die Glückwünsche und Grüße der Hessischen Landesregierung zur Preisverleihung und überreichte ein Buchgeschenk: „Als Priester hat Alfons Nossol Großartiges geleistet, um die Menschen unserer beider Länder Deutschland und Polen trotz des unsäglichen Leids des Zweiten Weltkriegs einander näher zu bringen. Mit dieser Lebensleistung steht Bischof Nossol ganz im Geiste des heiligen Winfried Bonifatius und für ein zusammenwachsendes Europa“.

Alfons Nossol ist Jahrgang 1938 und stammt aus dem oberschlesischen Broschütz, heute Brozec. „Ich stamme aus einem Land der drei Kulturen, in dem Deutsche, Polen und Schlesier aufeinandertreffen“, erklärte der Geehrte. Kurze Zeit besuchte er die deutsche, dann nach 1945 die polnische Schule. Früh reifte in ihm der Wunsch, Geistlicher zu werden. Er trat in das Priesterseminar in Neiße ein und wurde 1957 zum Priester geweiht. Rasch knüpfte er Kontakte zu protestantischen Theologen in Deutschland. Mit der Ökumene ging sein Engagement für die Versöhnung zwischen Deutschen und Polen einher. 1977 erfolgte seine Ernennung zum Bischof von Oppeln (Opole). Ausgehend vom Universalismus des christlichen Glaubens betont Nossol stets die „Zweitrangigkeit der Nationalität nach der Humanität im christlichen Sinne, ohne den Wert der Nationen in ihrer Vielfalt anzuzweifeln“. Die Vertreibung bezeichnete Nossol als „Raub der Heimat“: „Die einen wie die anderen erlitten Unrecht, denn sie mussten ihre geliebte Heimat verlassen“. Papst Johannes Paul II. hat mit der Ernennung Nossols zum Titularerzbischof ein klares Zeichen für dessen Versöhnungspolitik gesetzt. Erzbischof Nossol war mit 32 Amtsjahren Polens dienstältester Diözesanbischof.

Sichtlich gerührt zeigte sich der heute 82-jährige und schon vielfach für seine Aktionen der Versöhnung ausgezeichnete Alfons Nossol über die Ehrung aus Fulda: „Ich staune immer wieder, was mir von Laudatoren alles zugetraut wird. Ich habe doch nur das gemacht, was jeder an meiner statt getan hätte“, erklärte der Erzbischof und führte aus: “Ich bin verdammt zum Brückenbauen, denn die Zeit des Mauerbauens ist endgültig vorbei.“ Die Einheit Europas sei Notwendigkeit für alle, denn sie sei das „beste Gegengift gegen jede nationale Selbstsucht.“ Zwar sei Europa kein religiöses Projekt, doch es liege an den Christen, sich für die Idee einzusetzen – im Geiste Bonifatius. „Wir dürfen in unserem Engagement für Europa nicht nachlassen“.

Der Winfriedpreis geht auf eine Stiftung des Fuldaers Dr. H.G. Waider aus dem Jahr 1988 zurück und ist benannt nach dem europäischen Missionar und später auch „Apostel der Deutschen“ genannten Winfried Bonifatius, der aus dem südwestenglischen Crediton stammt, in Fulda begraben liegt und als Einer der europäischen Völker angesehen wird. Seit 2001 wird der Preis in Fulda jährlich für besonderes völkerverständigendes Engagement verliehen. +++ fuldainfo