Winfriedpreis für Erzbischof

Fulda. Wie kaum ein anderer steht der frühere Erzbischof von Oppeln, Alfons Nossol, für die deutsch-polnische Verständigung. Als Priester habe er „Großartiges geleistet, um die Menschen unserer beiden Länder trotz des unsäglichen Leids des Zweiten Weltkriegs einander näher zu bringen.“ Mit dieser Lebensleistung stehe Bischof Nossol ganz im Geist des heiligen Bonifatius, begründet Fuldas Oberbürgermeister und Kulturdezernent Gerhard Möller die Entscheidung des Kuratoriums, Nossol den diesjährigen „Winfriedpreises“ zu verleihen.

Oberschlesier

Alfons Nossol ist Jahrgang 1932 und stammt aus dem oberschlesischen Broschütz, heute Brozec. Kurze Zeit besuchte er die deutsche, dann nach 1945 eine polnische Schule. Früh reifte in ihm der Wunsch, Geistlicher zu werden. Alfons Nossol trat in das Priesterseminar in Neiße ein und wurde 1957 durch Franciszek Jop zum Priester geweiht. Rasch knüpfte er Kontakte zu protestantischen Theologen in Deutschland an. Mit der Ökumene ging sein Engagement für die Versöhnung zwischen Deutschen und Polen einher. Ein entscheidendes Markenzeichen seines priesterlichen Wirkens.

Treffen mit Kohl

Mit einer Arbeit über „Die Lehre von Johannes Hessen über die augustinische Theorie der Gotteserkenntnis“ wurde er 1962 promoviert.1977 erfolgt seine Ernennung zum Bischof von Oppeln (Opole) durch den Erzbischof von Warschau, Stefan Kardinal Wyszynski. Zuvor hatte Nossol einen Lehrstuhl für Dogmatik an der Katholischen Universität Lublin inne. Aufgrund seiner guten Kontakte und seines regen Austauschs mit protestantischen Theologen – besonders aus Deutschland – ernannte ihn die polnische Bischofskonferenz zum bisher jüngsten Vorsitzenden der Ökumenekommission. Ausgehend vom Universalismus des christlichen Glaubens betont Nossol die „Zweitrangigkeit der Nationalität nach der Humanität im christlichen Sinne, ohne den Wert der Nationen in ihrer Vielfalt anzuzweifeln“, wie ihm in einem Portrait bescheinigt wird. Alfons Nossol tritt für eine im ökumenischen Geist vorangetriebene ‚Reevangelisierung‘ ein, in der er die Grundlage eines in der Zukunft zusammenwachsenden Europas sieht. Neben seinem Engagement für die Verständigung zwischen den Konfessionen lag dem zweisprachig aufgewachsenen Nossol, der sich sowohl über polnische als auch über deutsche Elemente definiert, die Versöhnung zwischen Deutschen und Polen besonders am Herzen. Bereits 1988 lud er Helmut Kohl zu einem privaten Gottesdienst auf dem Annaberg ein. Im folgenden Jahr zelebrierte er in Anwesenheit Kohls und des polnischen Ministerpräsidenten Tadeusz Mazowiecki eine Messe auf dem Moltke-Gut Kreisau.

1991 sorgte er für Aufsehen, als er offen das berüchtigte Lager Lamsdorf ansprach, in dem zahlreiche Deutsche misshandelt wurden und ums Leben kamen. Die Vertreibung bezeichnete er als „Raub der Heimat“: „Die einen wie die anderen erlitten Unrecht, denn sie mussten ihre geliebte Heimat verlassen“. Er betonte nicht zuletzt die Notwendigkeit einer Aussöhnung der polnischen Mehrheit mit der deutschen Minderheit für ein friedliches Mitteleuropa. Papst Johannes Paul II. hat mit der Ernennung Nossols zum Titularerzbischof ein klares Zeichen für dessen Versöhnungspolitik gesetzt. Am 14. August 2009 nahm Papst Benedikt XVI. sein altersbedingtes Rücktrittsgesuch an und ernannte Andrzej Czaja zu Nossols Nachfolger als Bischof von Oppeln, Erzbischof Nossol war mit 32 Amtsjahren Polens dienstältester Diözesanbischof.   Der Preis wird am 5.September vergeben.

Dr. Heinz G. Waider stiftete den „Winfriedpreis

Benannt ist der Winfriedreis nach dem europäischen Missionar und später auch „Apostel der Deutschen“ genannten Winfried Bonifatius, der aus dem südwestenglischen Crediton stammt. Der große Heilige wird insbesondere in Deutschland, den Niederlanden und England als Einer der europäischen Völker angesehen. Dr. Heinz Georg Waider, der Stifter des „Winfriedpreises“, stammt aus Fulda. Seit rund vier Jahrzehnten lebt er in Neuss. Nach seinem Chemiestudium war er in mehreren internationalen Unternehmen beschäftigt, bevor er sich 1973 mit einem eigenen Unternehmen selbstständig gemacht hat.

Kriegserfahrungen

Aufgrund seiner Erfahrungen im Zweiten Weltkrieg und in der nachfolgenden Gefangenschaft hat er 1988 die Dr. H. G. Waider-Stiftung gegründet. In ihrer Satzung widmet sie sich insbesondere der Völkerverständigung durch die Verleihung des „Winfriedpreises“ an herausragende Personen oder Institutionen. Der Preis wird seit 2001 verliehen. Gemäß der Intention des Stifters ist er auf das entsprechende Vorbild des heiligen Winfried Bonifatius bezogen, dessen geistiger und geographischer Wirkungsbereich europäisch und damit auch völkerverbindende Dimensionen hatte, die bis zum heutigen Tage wirksam sind. Gemäß der Ordnung für das Preiskuratorium zur Vergabe des „Winfriedpreises“ soll der Preis an solche Personen oder Gruppen vergeben werden, die sich für Kinder, Jugendliche und Familien in völkerverständigender Weise einsetzen. Auf Wunsch des Stifters trägt der Preis auch im Hinblick auf seine enge Verbindung zur Heimat- und Vaterstadt Fulda den Namen „Winfriedpreis der Stadt Fulda“. Die Preisverleihung findet jährlich in einem feierlichen Rahmen im Stadtschloss zu Fulda statt.

Die bisherigen Preisträger

Kardinal Lehmann, Bundesminister a.D. Dr. Norbert Blüm, der frühere Bischof der evangelischen Landeskirche Kurhessen-Waldeck, Professor Dr. Zippert, Frau Bundesministerin a.D. Annette Schavan, der Präsident der Monuments Germaniae Historica München Professor Dr. Rudolf Schieffer, Bischof Marzinkowski, Diözese Alindao- Zentralafrikanische Republik, zukünftiger EU-Kommissionspräsident Jean Claude Juncker, Frau Dr. Gesine Schwan und Bundestagsvizepräsident a.D. Dr. Wolfgang Thierse. +++ fuldainfo