Wieder mehr Optimismus im mittelhessischen Handwerk

Ergebnisse der Frühjahrs-Konjunkturumfrage 2023

Frank Dittmar, Präsident der Handwerkskammer Kassel. Foto: privat

Trotz der nach wie vor widrigen Rahmenbedingungen, wie insbesondere der hohen Inflationsrate, der damit verbundenen Kaufkraftverluste und der zurückgehenden Bautätigkeiten, präsentiert sich das nord-, ost- und mittelhessische Handwerk recht stabil: Insgesamt 78,4 Prozent der im Rahmen der Konjunkturanalyse der Handwerkskammer Kassel befragten Betriebe schätzen ihre Geschäftslage im 1. Quartal 2023 als gut oder befriedigend ein.

Das sind zwar gut 4 Prozentpunkte weniger als im Vergleichszeitraum vor einem Jahr, dafür werden die Geschäftsaussichten wieder besser bewertet. “Für das kommende Quartal rechnen 83,2 Prozent der Betriebe mit einer verbesserten oder gleichbleibenden Geschäftslage. Im Vergleich zum Vorquartal ist dies eine Steigerung um 15,1 Prozentpunkte – der Optimismus im Handwerk ist wieder zurückgekehrt, allerdings ist die Neubautätigkeit nahezu zum Erliegen gekommen, hier drohen ernsthafte Probleme,” erklärte der Kammerpräsident Frank Dittmar bei der Vorstellung der aktuellen Konjunkturumfrage.

Durch die bessere Einschätzung der künftigen Entwicklung stieg das Geschäftsklima gegenüber dem Vorquartal um 13,6 auf 108,7 Punkte deutlich an und näherte sich damit wieder dem Wert vom Herbst 2021 vor dem Ausbruch des Ukraine-Krieges an (111,6 Punkte). “Die einzelnen Handwerksbranchen bewerten ihre Geschäftslage sehr unterschiedlich. Das Bau- und Ausbaugewerbe, die zusammen knapp die Hälfte aller Handwerksunternehmen ausmachen, bilden trotz der enormen Teuerungsrate auch aktuell das Fundament der Handwerkskon-junktur. In beiden Sektoren sind jeweils gut 87 Prozent der Betriebe mit ihrer Geschäftslage zufrieden. Viele zehren noch von den hohen Auftragsreserven. Die rückläufige Bautätigkeit kann diese Entwicklung je-doch sehr bald bremsen. Angesichts der hohen Zins- und Materialpreissteigerungen des letzten Jahres wurden viele Bauprojekte abgesagt,” so Dittmar weiter.

Bei den Handwerken für den gewerblichen Bedarf bewerten 90 Prozent der Befragten die Lage mit gut oder befriedigend. Der langsam steigende Optimismus in der Gesamtwirtschaft schlägt sich hier nieder. Nicht ganz so gut ist die Situation in den übrigen Handwerksbranchen: Im Nahrungsmittelgewerbe geben knapp 50 Prozent der aktuellen Lage schlechte Noten. Die Kaufzurückhaltung und die deutlich gestiegenen Lebensmittelpreise schlagen hier besonders durch. Wieder besser als im Vorjahr wird die Lage im Kfz-Gewerbe eingeschätzt. Doch bei nicht wenigen bleibt die große Skepsis bestehen. Immerhin knapp ein Viertel der Unternehmen erwartet für das kommende Vierteljahr eine schlechtere Geschäftslage. Besser als im Vorjahr wird die Lage auch in den Betrieben der personenbezogenen Dienstleistungsgewerbe, wie Friseure, Kosmetiker oder Schuhmacher eingeschätzt. Gemessen am Branchendurch-schnitt des Gesamthandwerks bleibt die Lage deutlich schlechter.

Branchenübergreifend ist eine allmähliche Entspannung bei den Lieferengpässen und der Inflationsdynamik im Handwerk zu beobachten. Bei Baumaterialien, Rohstoffen und Energie wurde der Preisanstieg etwas gebremst. Trotz des weiterhin schwierigen gesamtwirtschaftlichen Umfeldes ist die Nachfrage nach Handwerkerleistungen insbesondere im Ausbaugewerbe auf befriedigendem Niveau. Die durchschnittliche Auftragsreichweite liegt aktuell bei 10,8 Wochen und ist damit sogar noch etwas höher als vor einem Jahr (10,5 Wochen). Die Auftragseingänge, der Frühindikator der konjunkturellen Entwicklung, sind branchenübergreifend auf niedrigem Niveau gestiegen, für das kommende Quartal werden deutliche Steigerungen erwartet.

Die Kapazitätsauslastung hat sich im aktuellen Frühjahrsquartal zwar leicht eingetrübt und sank binnen Jahresfrist um 1,7 Prozentpunkte auf 76,2 Prozent, bleibt aber auf hohem Niveau. Jeder vierte Betrieb meldet Vollauslastung. “Zwar erwarten wieder fast alle Branchen für die kommenden Monate höhere Umsätze, mehr Aufträge und mehr Beschäftigung, doch bleiben große Unsicherheiten bestehen. Unser Handwerk hat eine schwierige Zeit hinter sich gebracht und gemeistert, doch gibt es nun neue Herausforderungen, wie beispielsweise die Energiewende und die Konsumzurückhaltung zu bewältigen”, so Dittmar abschließend. +++ pm

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