
Der vergangene „CDU vor Ort“-Termin am Freitagnachmittag führte den CDU-Stadtverband Fulda ins Bildungsunternehmen Dr. Jordan in Fulda, in diesem sie vom Arbeitskreis „Soziales, Familie und Jugend“ der CDU-Fraktion im Fuldaer Stadtparlament zu dem Vortrag „Digital Natives – Können wir unsere Kinder gegen Gefahren im Internet schützen“ begrüßt wurde. Dorothée Hauck-Hiersch, die Vorsitzende des Arbeitskreises des gleichnamigen Ausschusses in der Fuldaer Stadtverordnetenversammlung begrüßte im Beisein ihrer stellvertretenden Ausschussvorsitzenden, Dr. Marion Wagner, die zahlreich Erschienen. Ein besonderer Willkommensgruß galt neben der Referentin des Nachmittags, Kriminalhauptkommissarin Diana Kalbfleisch dem Vorsitzenden des CDU-Stadtverbandes und Bürgermeister der Stadt, Dag Wehner.
Für den CDU-Stadtverband und die Stadt Fulda adressierte der Stadtverbandsvorsitzende, Bürgermeister Dag Wehner ein kurzes Grußwort an die Anwesenden. „Ich glaube, das heutige Thema ist ein durchaus spannendes, was wir uns heute vorgenommen haben. Nach einigen Vorträgen zum Thema ‚Digital Natives‘ und der Fragestellung ‚Welche Gefahren lauern auf unsere Kinder im Netz und an anderer Stelle?‘ bin ich noch einmal ein ganzes Stück weit mehr darüber froh, dass meine beiden Töchter im Alter von 28 und 30 Jahren seit vielen Jahren Erwachsen sind. Wie wir heute wissen, lauern im Internet Gefahren und Verlockungen, die wir uns als Erwachsene gar nicht vorstellen möchten. Jede Bewegung im Internet verfolgen zu können, wird uns nicht gelingen; vor diesem Hintergrund sind Prävention und Vorsorge an dieser Stelle besonders wichtig, um das Wertvollste, was wir haben, nämlich unsere Kinder, zu schützen“, so der CDU-Stadtverbandsvorsitzende, Bürgermeister Dag Wehner, der auch das Dezernat II mit den Zuständigkeiten Öffentliche Sicherheit und Ordnung, Familie, Jugend, Schulen, Sport, Soziales und Senioren verantwortet.
Zielsetzung von Digital Nativ, eine Kooperation zwischen dem Polizeipräsidium Osthessen, Staatlichen Schulamt für den Landkreis Fulda und dem Landkreis Fulda, ist es, Kindern, Jugendlichen und Heranwachsenden über die Erziehungsinstanzen den verantwortungsbewussten Umgang mit sozialen Medien zu vermitteln sowie strafrechtliche Konsequenzen aufzuzeigen. Durch das Präventionsprogramm soll sowohl das Opfer- als auch das Täterwerden verhindert werden. Seit 2024 wird das Präventionsprogramm landesweit umgesetzt. Die Veranstaltungsformate hessischer Polizeipräsidien zu den Inhalten sexueller Gewalt im Internet reichen von Hatespeech bis Cybermobbing.
Bürgermeister Wehner dankte der Polizei Hessen für die Initiative, in die auch das Jugendamt der Stadt Fulda sowie das Staatliche Schulamt für den Landkreis Fulda eng mit eingebunden sind. Neben der Aufklärungsarbeit durch das Jugendamt und Schulamt sei nach Wehner auch die Einbindung des Elternhauses wichtig sowie das breite Informieren in der Öffentlichkeit. Kriminalhauptkommissarin Diana Kalbfleisch fungiert seit acht Monaten als Zentrale Jugendkoordinatorin des Polizeipräsidiums Osthessen. Bei der Polizei ist sie seit 32 Jahren. Zuletzt war die Kriminalhauptkommissarin, die gebürtig aus dem benachbarten Vogelsbergkreis stammt, im Kommissariat, in dem es hauptsächlich um den sexuellen Missbrauch von Kindern und Jugendlichen, ferner um Tötungs- und Raubdelikten ging. Ihre Tätigkeit als Zentrale Jugendkoordinatorin in der Präventionsabteilung beschreibt die Kriminalhauptkommissarin als Bindeglied von Kindern und Jugendlichen und der Polizei, Staatsanwaltschaft und dem Gericht. Als Jugendkoordinatorin ist sie zwei bis dreimal die Woche in Schulen in der Stadt und dem Landkreis Fulda unterwegs, um zu Bedrohungslagen – aber auch zu Stalking und Beleidigungen auf Elternabenden und Fortbildungen von Lehrkräften zu beraten.
Kriminalhauptkommissarin Kalbfleisch gab am vergangenen Freitag einen Einblick in ihren Berufsalltag und vermittelte einen Überblick über das Präventionsprogramm, dessen Gegenstand die Kinderpornographie und Jugendpornographie, die Erwachsenenpornographie, Cybergrooming, Missbräuchliches Sexting, Sextortion, Cybermobbing und Hate Speech ist. Die Kriminalhauptkommissarin ging auf die vielseitigen Gefahren im Netz für Kinder und Jugendliche, aber auch ihre Erziehungsberechtigten ein. Am Beispiel der Kinder- und Jugendpornographie beschrieben, verdeutlichte Kalbfleisch, dass neben dem Besitz von Kinder- und Jugendpornographischer Daten auch der Erwerb und die Verbreitung Straftaten sind. „Wenn jemand beispielsweise via WhatsApp Videos unaufgefordert zugeschickt bekommt, sollte diese auf keinen Fall weiterverbreiten. Denn damit macht man sich strafbar und riskiert die Beschlagnahme digitaler Endgeräte“, verdeutlicht die Zentrale Jugendkoordinatorin. „Auch Schülerinnen und Schüler, die mit solchen Inhalten in Berührung kommen, sind angehalten, über ihre Eltern Strafanzeige bei der Polizei zu erstatten.
Eine besondere Tragweite mit gefährlichem Ausmaß nach Diana Kalbfleisch hat das Thema Cybergrooming, unter dem man das gezielte Anbahnen sexueller Kontakte mit Kindern und Jugendlichen über das Internet versteht. Täter nutzen die Kommunikationsmöglichkeiten in sozialen Netzwerken und Online-Games, um mit Kindern und Jugendlichen in Kontakt zu treten. Die Anonymität im Internet birgt dabei in der Annahme dort mit gleichaltrigen zu chatten oder zu spielen, eine hohe Gefahr für Heranwachsende. Ziel der Täter ist es die bisherige Kommunikation auf ein weiteres Kommunikationsinstrument (zum Beispiel mit einer Webcam) auszuweiten, um ihnen als nächsten Schritt ihre Telefonnummer zu entlocken, um sie dann beispielsweise über Apps wie zum Beispiel WhatsApp, Skype oder andere Messenger sexuell zu belästigen und sie dazu zu überreden, Nacktaufnahme/-videos zu verschicken.
„Das Perfide am Cybergrooming ist, dass Kinder und Jugendliche im Teenageralter vermeintlich glauben, in Internetbekanntschaften einen engen Vertrauten gegenüber zu wissen. Besonders dann, wenn mein Chatpartner alle meine Probleme versteht. So wird ein vermeintliches Vertrauensverhältnis geschaffen. Im schlimmsten Fall kommt es dann zu einer Verabredung zwischen der vielleicht gerade einmal 14-Jährigen und einem 34-Jährigen“, so die Kriminalhauptkommissarin. Wer die Annahme teilt, in ländlichen Regionen sei diese Masche wenig verbreitet, der irrt, weiß die Kriminologin. Auch in unseren Landkreisen, wie Hersfeld-Rotenburg, Fulda und dem Vogelsberg sei es in der Vergangenheit schon zu Treffen zwischen Minderjährigen und Erwachsenen im Frankfurt a.M. gekommen, berichtet Kalbfleisch, die an Eltern appelliert: „Installieren Sie jede App, die auch ihre Kinder installiert haben und nehmen Sie sich jeden Tag kurz die Zeit, um mit ihren Kindern zu sprechen. Fragen Sie sie, wie ihr Tag war und wie es in der Schule gelaufen ist und ob alles gut ist. Oft merken Sie an den Reaktionen, ob etwas im Argen liegt, wenn Ihr Kind genervt reagiert oder grundlos bockig wird.“
„Wichtig ist, dass ich als Elternteil weiß, zu was Apps, wie WhatsApp oder Snapchat führen können und was mein Kind damit anstellen kann. Daher habe ich auf meinem Gerät auch alle Apps, die meine Tochter nutz“, so die Jugendkoordinatorin und Mutter einer 14-jährigen Tochter. Wichtig, seinen Kindern mit auf den Weg zu geben, sei neben der Medienkompetenz auch Sensibilisierung, welche Auswirkungen beispielsweise das Posten von Bildern und Videos im Netz haben können. Mithilfe von Künstlicher Intelligenz (KI) ist es heutzutage möglich, einen digitalen Fußabdruck zu erstellen, der Personen (über die personenbezogene Daten im Netz existieren) ein Leben lang verfolgen kann und Kriminelle dazu veranlasst, diese Daten zum Beispiel zu erpresserischen Zwecken zu missbrauchen. Viele User sind sich ihr oftmals unbedarftes und naives Nutzungsverhalten und die Tragweite, die es im schlimmsten Fall erreichen kann, im Netz nicht bewusst.
Kriminalhauptkommissarin Kalbfleisch warnt deshalb vor zu viel Preisgabe von Privatem im Netz; daher dürfe ihre Tochter auch nur solche Fotos von sich im Netz veröffentlichen, auf denen sie entweder nur von hinten zu sehen ist oder mit denen Kriminelle nicht viel anfangen können. „Jedes gepostete Foto und jedes gepostete Kurzvideo hinterlässt seine Spuren im Internet“, warnt die Kriminologin.
Dorothée Hauck-Hiersch dankte Diana Kalbfleisch im Namen des Arbeitskreises für den interessanten und sinnstiftenden Vortrag und die Einblicke in ihren Berufsalltag. Digital Natives habe einmal mehr gezeigt, wie wichtig Sensibilisierung und Medienkompetenz und das tägliche Gespräch mit unseren Kindern sei, sagte die Arbeitskreisvorsitzende, die von Beruf Rechtsanwältin und Mediatorin sowie selbst Mutter einer Tochter ist. Die Vorstellung des gemeinsamen Präventionsprogrammes des Polizeipräsidiums Osthessen, des Staatlichen Schulamtes für den Landkreis Fulda und des Landkreises Fulda durch die Kriminalhauptkommissarin bot den Anwesenden im Nachgang Gelegenheit zum Austausch, die viele nutzten. +++ jessica auth
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