Wie ernähren wir uns in Zukunft?

2. Regionale Innovationskonferenz der Hochschule Fulda

Insekten sind nahrhaft und nachhaltig.

Wie essen wir im Jahr 2030? Auf der 2. Regionalen Innovationskonferenz am Mittwoch dieser Woche an der Hochschule Fulda (20.11.) konnten sich Interessierte einen Eindruck davon verschaffen. Die Hochschule Fulda präsentierte mit Unternehmen aus der Region, an welchen Ideen und Produkten sie gemeinsam arbeiten, um die Ernährung in der Region weiterzuentwickeln. Denn der demografische Wandel, der Erhalt natürlicher Ressourcen, der anhaltende Trend zur Urbanisierung und die Strukturschwäche ländlicher Räume stellen auch die Region Fulda vor große Herausforderungen.

Der Trend: Vielfältiger und individueller

Rund 400 Gäste aller Altersgruppen nutzten die Gelegenheit, sich zu informieren und zur Ernährung der Zukunft auszutauschen. Auch viele Praxispartner der Hochschule waren gekommen. „Wir werden uns künftig vielfältiger und individueller ernähren“, beschrieb Prof. Dr. Stefan Schildbach, Professor für Bioverfahrenstechnik im Fachbereich Lebensmitteltechnologie an der Hochschule Fulda, den allgemeinen Ernährungstrend. Schildbach ist Leiter des Projekts „Lebensmittel der Zukunft – Ernährung 2030 in der Region Osthessen“, eines von insgesamt zehn Umsetzungsprojekten des Regionalen Innovationszentrums für Gesundheit und Lebensqualität (RIGL-) Fulda. Dessen Ziel ist es, die künftige Ernährung in der Region gemeinsam mit den relevanten Zielgruppen zu gestalten – zum Wohle der Gesundheit und Lebensqualität von Bürgerinnen und Bürgern, aber auch der regionalen Unternehmen und nicht zuletzt unserer Umwelt. Hochschule und regionale Betriebe haben die Themen, mit denen sich das Projekt beschäftigt, daher gemeinsam erarbeitet. Bei der 2. Innovationskonferenz waren nun erstmals alle Interessierten aus der Region dazu eingeladen, sich einzubringen.

Appetitlich und individuell

Wie unsere Ernährung vielfältiger und individueller werden kann, davon konnten sich die Gäste in Vorträgen und an Infoständen ein Bild machen. So könnten in Zukunft ältere Menschen mit Schluckbeschwerden vom 3D-Lebensmittel-Druck profitieren. Zum Beispiel lassen sich Möhren und selbst Hähnchenschenkel mit dieser Technologie produzieren und appetitlich anrichten. Voraussetzung ist, dass das Lebensmittel als homogene Masse zur Verfügung steht. Wie diese genau beschaffen sein muss, daran arbeiten die Forscherinnen und Forscher der Hochschule Fulda derzeit. Auch die individuelle Anreicherung eines Menüs mit auf den persönlichen Bedarf abgestimmten Vitaminen und Mineralstoffen wäre so möglich. Noch ist das Verfahren allerdings zeitaufwendig. „Es ist noch viel Forschung nötig“, sagte Marius Herold. Doch der Doktorand im Fachbereich Lebensmitteltechnologie sieht großes Potenzial in der Technik.

Nahrhaft und ressourcenschonend

Als nahrhaftes und nachhaltiges Lebensmittel präsentierte das Projekt Insekten. Sie konnten verkostet werden – zum einen geröstet und als solche erkennbar, zum anderen zu Mehl vermahlen und in Schokoriegeln verarbeitet. In mehr als 20 Ländern weltweit gehören Insekten zur Esskultur. Sie sind reich an Proteinen, lebenswichtigen Eiweißen, B-Vitaminen und Magnesium. Ihr Anbau ist ressourcenschonend – nur wenig Wasser und Land wird benötigt – und klimafreundlich, denn es entstehen nur geringe Mengen an Treibhausgasen und Ammoniak.

Regionale Molkerei

Aus der regionalen Landwirtschaft heraus entstand die Idee einer regionalen Molkerei, der Schlitzer Milchmanufaktur, die auf regional produzierte Heumilch setzen und so eine regionale Marke aufbauen will. Heumilch enthält physiologisch wertvolle Omega-3-Fettsäuren. Regional verarbeitet kann sie durch kurze Lieferwege zudem einen Beitrag liefern, die Umwelt zu schonen. Für den Verbraucher bieten solche Produkte außerdem mehr Transparenz. Geplant ist eine frische Linie, die Vollmilch, verschiedene Fruchtjoghurts, Sahne und Käse enthält.

Weniger Verpackungen, weniger Zucker

Zu sehen gab es auch einen Laser, der Informationen wie etwa ein Biosiegel direkt in die Schale eines Apfels eingravieren und so möglicherweise dazu beitragen kann, Verpackungsmüll zu vermeiden. Derzeit wird untersucht, ob dabei die Gefahr besteht, dass sich Keime an den behandelten Stellen ansiedeln. Ebenso war das Thema Zucker vertreten. So stellten Hochschule und Praxispartner ein Projekt vor, wie sich Lebensmittel entwickeln lassen, die weniger Fruchtzucker haben, zum Beispiel Limonade. Ein Ansatz ist hier der Prozess der Fermentation, bei dem Milchsäurebakterien im Gärungsprozess den Zucker zersetzen.  „Wir freuen uns sehr, dass die Themen auf so großes Interesse gestoßen sind und so viele Interessierte gekommen sind“, zog Prof. Schildbach am Ende der Veranstaltung Bilanz. Mehr Informationen zum RIGL-Projekt: www.hs-fulda.de/rigl-fulda. +++