Westerfellhaus kündigt einheitliche Corona-Regeln für Pflegeheime an

Pflegeschutzbund befürchtet neue Besuchsverbote in Pflegeheimen

Der Pflegebevollmächtigte der Bundesregierung, Andreas Westerfellhaus, will für einheitliche Corona-Regeln in Deutschlands Pflegeheimen sorgen. „In wenigen Wochen, deutlich vor Weihnachten werden wir – unterstützt von Gesundheitsminister Jens Spahn und dem Robert-Koch-Institut – eine Handreichung vorlegen, um dem Flickenteppich mehr Einheitlichkeit und Nachvollziehbarkeit zu geben“, sagte Westerfellhaus der „Neuen Osnabrücker Zeitung“. Der Rahmen werde von wissenschaftlichen Grundlagen untermauert sein und den Einrichtungen, die ihn anwenden, Sicherheit geben. „Wir arbeiten mit Hochdruck, denn die Zeit drängt.“

Bei der Erarbeitung sollen die Heime einbezogen werden. „Wir sind nun im Kontakt mit den Verbänden und Trägern dabei, die verschiedenen, teils sehr effizienten Regelwerke übereinanderzulegen und die besten Praktiken zu identifizieren“, sagte Westerfellhaus. Grund für seine Initiative ist die Angst Hunderttausender Pflegebedürftiger vor einem neuen Lockdown der Heime. „Diese Isolation, wie wir sie im Frühjahr hatten, darf es nicht noch einmal geben. Wir dürfen die Pflegebedürftigen nicht in die Verzweiflung treiben, das wäre fürchterlich, auch für ihre Angehörigen“, sagte der Pflegebevollmächtigte. „Und deswegen unternehmen wir alles, damit Patienten und Bewohner auch dann besucht werden können, wenn die Infektionszahlen weiter steigen.“ Scharf kritisierte er, dass es noch immer keine nachvollziehbaren und einheitlichen Regeln gebe. Trotz einer Resolution der Gesundheitsminister der Länder im Juni würden einzelne Einrichtungen von ihrem Hausrecht Gebrauch machen und „möglichst wenige Besuche“ zulassen. „So geht es in der Tat nicht“, sagte er. Das Chaos vom Frühjahr, als selbst innerhalb einzelner Bundesländer willkürlich Besuche erlaubt oder verboten worden seien, könne man niemandem erklären: „Das lässt die Menschen verzweifeln.“

Pflegeschutzbund befürchtet neue Besuchsverbote in Pflegeheimen

Der Pflegeschutzbund Biva befürchtet künftig neue Besuchsverbote in Alten- und Pflegeheimen. „Uns erreichen bereits jetzt Nachrichten unserer Mitglieder, dass einzelne Einrichtungen wieder zugemacht haben, etwa in Hessen oder Bayern“, sagte der Vorstandsvorsitzende Manfred Stegger der „Welt“. In Chemnitz etwa gilt bereits seit Dienstag ein Besuchsverbot in Krankenhäusern und Pflegeheimen. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hatte Ende August noch gesagt: „Wir werden nicht noch einmal Besuchsverbote in den Pflegeeinrichtungen brauchen.“ Stegger kritisierte zudem: „Viele Einrichtungen erlassen aus ihrer Angst heraus unverhältnismäßige Besuchs- und Ausgangsregeln, die in ihrem Bundesland gar nicht vorgesehen sind.“ Der Pflegebevollmächtigte der Bundesregierung, Andreas Westerfellhaus, will Besuchsverbote unbedingt vermeiden. Es müsse „alles dafür getan werden“, dass es auch künftig zu keiner Isolation der Älteren komme, sagte  er. „Derzeit sehe ich keinen Grund für vollständige Besuchsverbote. Es sei denn, es gab einen Infektionsausbruch in der Einrichtung.“ Zudem kritisiert er die uneinheitlichen Besuchskonzepte der Einrichtungen. „Es kann mir keiner erklären, warum in einem Heim täglich Besuch für eine Stunde möglich ist und 20 Kilometer weiter in einem vergleichbaren anderen nur einmal in der Woche für 30 Minuten“, sagte Westerfellhaus. Es brauche dringend eine einheitlichere Richtschnur für Besuchskonzepte. Er selbst arbeite derzeit „mit Hochdruck“ an einer übergreifenden Handreichung für die Einrichtungen. +++ nh/dts