„Wertverleihend Handeln“ – Eine Erfolgsgeschichte aus unterschiedlichen Perspektiven

Anlässlich des Erscheinens des Buches „Wertverleihend Handeln Theo und Wolfgang Gutberlet und die Geschichte von Tegut“ hatten der W-E-G Verlag und Parzellers Buchverlag am Sonntag, 23. Juni 2019, in das Morgensternhaus im Gerloser Weg in Fulda eingeladen. Unter den geladenen Gästen aus der Politik, Wirtschaft und Gesellschaft waren neben dem ehemaligen Fuldaer Oberbürgermeister, Dr. Wolfgang Hamberger, dem amtierenden Oberbürgermeister Fulda, Dr. Heiko Wingenfeld, sowie hiesigen CDU-Bundestagsabgeordneten, Michael Brand, auch der Landrat des Landkreises Fulda a.D., Fritz Kramer. Als prominenter Gast von außerhalb konnte Hessens ehemaliger Ministerpräsident, Prof. Dr. h.c. mult. Roland Koch, in Fulda begrüßt werden. Rainer Klitsch, Geschäftsführer parzellers Buchverlag, hieß die Gäste willkommen.

„Im Mittelpunkt der heutigen Veranstaltung steht ein wunderbares Buch, das einem Vermächtnis gleicht“, eröffnete der Geschäftsführer des in Fulda ansässigen Verlages die abendliche Veranstaltung. „Nicht nur Dokumentation, sondern auch Wohltat; visionäre Unternehmer mit Weitblick, großem Durchhaltevermögen und Mut werden porträtiert“, fuhr er in seinen einleitenden Worten fort. „Das großzügige Format des festgebundenen Buches mit 224 Seiten, erlaubt eine aufwendige Gestaltung: Über 160 Fotos und Illustrationen – sehr viele von ihnen bisher noch nie veröffentlicht – vergegenwärtigen eine eindrucksvolle Erfolgsgeschichte eines oft richtungsweisenden Unternehmens, das ganz wesentlich die Region Fulda mitgeprägt hat, das sich weit über die Region hinaus als Marke etabliert hat, die für eigene Werte und eine Lebenseinstellung steht. Jedem Menschen in unserer Region sagt der Name Tegut etwas – jeder verbindet etwas ganz Eigenes damit. Irgendwo zwischen der nostalgischen Erinnerung an den ‚kleinen Laden um die Ecke‘ und dem heutigen Unternehmen als wertvollen Lebensmittelfachmarkt.“

„Wertverleihend Handeln Theo und Wolfgang Gutberlet und die Geschichte von Tegut“ erzählt auf 224 Seiten in 11 Kapiteln „ein Stück Fuldaer Wirtschaftsgeschichte“. 1947 eröffnete der mit einer schweren Verletzung aus dem Krieg heimgekehrte Theo Gutberlet in Fulda sein erstes Lebensmittelgeschäft. Zu Beginn des neuen Jahrtausends hatte Tegut in mehreren Bundesländern bereits über 300 Filialen. „Auch wenn Nachholbedarf und der große Hunger nach Normalität in der Bevölkerung sowie später der Fall des Eisernen Vorhangs diese Entwicklung beförderten, war dies kein Selbstläufer“, weiß der Autor von „Wertverleihend Handeln“, Dr. Mathias R. Schmidt. Motoren dieser enormen Dynamik waren zwei starke Unternehmerpersönlichkeiten mit Tatkraft, Visionen und ausgeprägtem Durchhaltevermögen. Firmengründer Theo Gutberlet und sein Sohn Wolfgang Gutberlet (von 1973 bis 2009 in der Unternehmensführung) hatten den Mut, neue Wege zu gehen. Immer wieder, von der computergestützten Warenwirtschaft bis zu der Einführung von Bio-Produkten, war Tegut in der Lebensmittelbranche Vorreiter und auch Wegbereiter. Vieles von dem, was heute selbstverständlich ist – ganz gleich ob Scannerkasse oder Papiertragetasche  – erhielt entscheidende Impulse aus Fulda.

Ohne Eigenkapital nach Kriegsende gestartet und 60 Jahre später eine Milliarde Euro Umsatz erzielt – diese deutsche Erfolgsgeschichte erzählt „Wertverleihend Handeln“. Das Buch lässt die spannende Entwicklung des Fuldaer Familienunternehmens in chronologischer Abfolge lebendig werden. Vom ersten „kleinen Lädchen in der Fuldaer Innenstadt“ bis zu der Eröffnung der „HA-WE-GE-Discountmärkte in den frühen 60er-Jahren“. Von den ersten Versuchen mit der EDV in den 70ern über die Einführung der Bio-Schiene in den 80er-Jahren und die Ausweitung nach Thüringen in den frühen 90ern bis hin zu der Vereinigung der Marken HA-WE-GE und Okay zu „tegut…“ Mitte der 90er-Jahre. Das Buch endet mit der Übergabe des Unternehmens durch Wolfgang Gutberlet an seinen ältesten Sohn, Thomas Gutberlet, in 2009.

Bei seiner Arbeit stützte sich Dr. Mathias R. Schmidt auf rund 100 Stunden Interviews mit Wolfgang Gutberlet, zahlreiche Gespräche mit Weggefährten aus dem Unternehmen sowie das Tegut-Archiv. Dabei ging es dem Autor nicht um lückenlose Chronologie und möglichst viele steigende Erfolgszahlen. Das großformatige Buch mit zahlreichen – bislang unveröffentlichten Fotos, erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, sondern will einen nachvollziehbaren Überblick geben und Zusammenhänge aufzeigen. Was waren die Motive und Visionen der Unternehmer? Wie haben sie ihre Ziele erreicht und welche Widerstände mussten sie dabei überwinden? Denn der Weg, der in der Rückschau so logisch und gradlinig wirkt, war manchmal durchaus steinig. Teguts Erfolg kam nicht von allein, er ist hart erarbeitet.

„Es lohnt sich für uns alle, ein Stück weit darüber nachzudenken, wie eine solche Geschichte, von der dieses Buch erzählt, entsteht“, sagte der ehemalige Hessische Ministerpräsident, Prof. Dr. h.c. mult. Roland Koch, der sich gewiss ist, dass „Wertverleihend Handeln“ eine Schlüsselfunktion einnimmt: „Das Buch soll die Funktion haben, sicherzustellen, dass man das nicht als ‚irgendeine Geschichte aus Osthessen‘ vergessen kann, sondern, dass diese Geschichte ‚ein Referenzpunkt‘ ist. Und wenn man über Referenzpunkte spricht, dann gehören zu den Erkenntnissen, dass das sehr, sehr häufig im Leben nicht so sehr in der Tat Fakten, Zahlen oder Entwicklungen sind, sondern in aller erster Linie Menschen. Menschen, die ein bisschen etwas Besonders haben müssen, damit sie Dinge leisten können, die dann auch auffallen.“

Schonungslos offen erwähnte Koch in seiner Würdigung, dass es sich bei Herrn Gutberlet – wie er aus eigener Erinnerung wisse – um einen „sehr schwierigen Gesprächspartner“ gehandelt habe. „Dabei ging es nicht so sehr um eine Einzelheit, sondern schon eher ums Prinzip, um sehr grundsätzliche Erwägungen von Gesellschaft, individuellen Handlungsmaximen, Wertschaffung und was genau das eigentlich ist, von Entwicklungen und Ignoranzen oder Vergesslichkeiten einer Gesellschaft. Da fühlt man sich, wenn man selbst Repräsentant einer gemeinschaftlichen Ordnung ist, vielmehr als ein Repräsentant der Wirklichkeit mit allen Chancen und Risiken, die das hat – da gerät man schnell in eine Defensive. In dem praktischen Leben eines innerhalb der Administration verantwortlichen Politikers, war er natürlich ein Risiko, weil das mit normalen Zeitplänen für Gespräche nicht vereinbar war – und ich irgendwie auch keine Lust dazu hatte, diese Gespräche nach Zeitplänen zu führen. Und so war über viele Jahre ein Dialog entstanden, der abbrach, nachdem ich kein öffentliches Amt mehr bekleidete. Deshalb war es aus meiner Sicht durchaus etwas, das ich trotz des Pensionär-Daseins, was meine politischen Aufgaben angeht, und dem Versuch, nicht mehr so viele öffentliche Veranstaltung zu machen, das ich eine gute Erinnerung heiße, die wir zusammen haben.“

Zu „Wertverleihend Handeln“ sagte Koch: „Es geht um die Frage, wie man Gesellschaft bewegen kann und, ob es ein kollektiver gesellschaftlicher Prozess ist, den man – überspitzt gesagt – mit enteigneten Unternehmen oder gesellschaftlich eingesetzten Verwaltungsbeauftragten führen kann oder, ob gesellschaftliche Entwicklung etwas ist, was als allererstes sehr, sehr großen individuellen Eigenantrieb hat – mit aller Kantigkeit, allem Mut, aller Risikofreundlichkeit – auch mit dem wirklichen Kalkulieren, dass etwas schief gehen kann – und die Tatsache, dass Menschen, die so etwas tun und leisten, nicht nur in ihrer eigenen Persönlichkeit ihr Unternehmen prägen, sondern auch durchaus Regionen – und wenn es sehr gut geht, sogar gesellschaftliche Strömungen und Entwicklungen. Zusammengefasst: Der Mensch, das Unternehmen, die Region und in einem etwas größeren Maß, die Gesellschaft, die dahintersteht. Alles kann man irgendwie ins Auge nehmen – und das Herausfordernde – jetzt abstrakter formuliert – der Gespräche mit Wolfgang Gutberlet waren, dass er die Sache ‚von hinten gedacht‘ hat. Er hat eigentlich über Gesellschaft gesprochen, seine Region gesehen, die Funktionalität des Unternehmens in einem solchen Bild und seinen potenziellen Beitrag dazu. Das ist nicht völlig selbstverständlich in einer Welt, in der für viele, die heute unternehmerisch tätig sind – wie ich aus meiner Berufserfahrung als Anwalt sagen kann – immer weniger Menschen mit mir über einen Familienübergang reden, sondern viel mehr über die Frage des Exits, also den Verkauf des Unternehmens, und wie dieser in den ersten fünf Jahren möglichst steuerschonend von Statten gehen kann. Das ist eine andere Betrachtung. Diese Betrachtung hat auch andere Wirkungen, weil sie eine andere Absicht beinhaltet.“

Helmut Sorg stellte in seiner Rede den Unternehmer Wolfgang Gutberlet heraus. Sorg war von 1995 bis 2009 Präsident der Industrie- und Handelskammer (IHK) Fulda. In der Erinnerung des Fuldaer Unternehmers wird Theo Gutberlet, der Vater von Wolfgang Gutberlet, als „liebenswerter Mann“ und als „Mensch, der immer für seine Mitarbeiter da war“ – vor allem aber mit einer „unglaublich sozialen Einstellung“ lebendig. „Junge, mache das, was Du tust, gerne, denn machen musst Du es sowieso“, so als wäre es erst gestern gewesen, erinnert sich Helmut Sorg noch heute an diese Weisheit, die Theo Gutberlet ihm einst mit auf den Weg gab. „Dieser Satz hat mich immer fasziniert und ich denke oft über ihn nach. Wir haben oft darüber gelacht, doch im Eigentlichen entspricht dieser Satz auch meiner eigenen Lebensphilosophie“, sagt Sorg. Seinen Sohn, Wolfgang, hat er während der Zeit, „als wir beide uns für die Industrie- und Handelskammer Fulda beworben haben“, „richtig gut kennengelernt“, erzählt er. „Beide wollten wir in die Vollversammlung. Wir hatten es dann auch geschafft: Wolfgang kam aus dem Einzelhandel, ich kam aus dem Einzelhandel – bis auf den kleinen Vorteil, dass ich damals auch noch bei den Wirtschaftsjuroren gewesen war. Insofern war dies ein guter Start. Ich glaube, wir waren über 30 Jahre zusammen in der Vollversammlung – und von diesen 30 Jahren 14 im Präsidium.“

Den entscheidenden Grund für den „unglaublichen Erfolg von tegut…“ mutmaßt Sorg in der Philosophie über die Ausbildung junger Menschen. „Wolfgang Gutberlet hat die Bedeutung der Ausbildung für sein Unternehmen früh erkannt, bereits mit 29 Jahren wurde er Geschäftsführer von tegut…. In den Folgejahren hatte er den Ausbildungsbereich immer weiter ausgebaut und ging hier ganz neue Wege. Die Auszubildenden im Unternehmen – besonders die Einzelhandelskaufleute – wurden nicht einfach ins kalte Wasser geschmissen, sondern man hat ihnen das Schwimmen systematisch beigebracht. Dabei ging tegut… weit über das hinaus, was üblicherweise in der Ausbildungszeit geboten werden musste: Die Abteilung ‚Mensch und Arbeit‘ entwickelte ein anspruchsvolles Ausbildungsprogramm. Eigeninitiative, Mitverantwortung für das große Ganze, Begeisterung für die Produkte und die Gruppendynamik wurden durch kreative Angebote, Seminare und Schulungen intensiv gefördert. Und immer mit auf solchen Veranstaltungen der Auszubildenden, die in diesem Unternehmen ‚Lernende‘ heißen, vertreten: Wolfgang Gutberlet; als Motivator, Impulsgeber und Vorbild. Das alles blieb natürlich nicht ohne Folgen.

Über die Jahre erhielt tegut… immer wieder in dem Bereich Ausbildung Auszeichnungen und Preise. Er räumte sie alle ab. Jedes Jahr waren diese die seinen – ganz gleich, ob auf regionaler oder auf Bundesebene. Bis heute gehört tegut… zu den 10 besten Ausbildungsbetrieben in der Wirtschaftsregion Fulda. Ein, für das Unternehmen besonders wertvoller Impuls war die Einführung des Dualen Ausbildungssystems, einem dreijährigen Ausbildungsmodell, bei dem der Lernende phasenweise im Betrieb und in einer Bildungseinrichtung ist (tegut… Studium). Dieses, heute weitverbreitete und allseits geschätzte Konzept war damals völlig neu. Als sogenannter ‚Schulversuch‘ bedurfte es sogar einer Sondergenehmigung des Hessischen Kultusministeriums. Und wieder einmal hatte Wolfgang Gutberlet den richtigen Riecher. Heute bieten viele Unternehmen ein Duales System an, weil dessen Vorteile mit der Zeit erkannt wurden. Heute ist der einstige ‚Schulversuch‘ von damals, längst ein etablierter Ausbildungsweg – der entscheidende Impuls hierfür kam aus Fulda. Damit fungiert Wolfgang Gutberlet als Pionier.

Wolfgang Gutberlet hatte immer wieder aufs Neue neue Ideen und Visionen, die man auf jeden Fall gebraucht hat, um selbst motiviert zu sein. In einigen Fällen konnte ich die Umsetzung aus nächster Nähe mitverfolgen; denn Wolfgang Gutberlet kümmerte sich nicht nur um sein eigenes Unternehmen, sondern brachte sich auch ehrenamtlich für die Gesellschaft und die Wirtschaftsregion Fulda sehr intensiv ein. Schon damals faszinierte mich wie Wolfgang Gutberlet nach seinem unternehmerischen Engagement, das an sich schon seinen vollen Einsatz forderte, noch Zeit für seine Ehrenämter, und hierfür die notwendige Kraft gefunden hat. Sein ehrenamtliches Engagement für die Gesellschaft war für ihn Ausdruck gelebter Solidarität und praktizierter Subsidiarität, eben gelebte Demokratie. Denn im Ehrenamt vereinen sich Freiheit und Verantwortung – und das sind die eigentlichen Säulen unserer Gesellschaft, ohne bürgerliches Engagement im Ehrenamt, ist ein freiheitlicher, demokratischer und sozialer Staat nicht denkbar. Und das – lieber Wolfgang – ist auch heute noch Dein Credo.

Ein zentrales Thema während unserer gemeinsamen Präsidiumszeit – wie könnte es auch anders sein – war das Thema Ausbildung. Natürlich konnten wir hier auf die großen Erfahrungen von Wolfgang Gutberlet bei tegut… zurückgreifen, aber unser gesellschaftspolitisches Ziel war damals, für die vielen Schulabsolventen genügend Ausbildungsplätze zu finden. Wir haben in den 90er- und frühen 2000er-Jahren auf mehreren Ebenen dafür gekämpft, Arbeitgeber aus unserer Region dazu zu motivieren, weitere Ausbildungsplätze zu schaffen. Bei dieser Mammutaufgabe waren bis zu 30 ehrenamtliche Seniorberater – meist pensionierte Firmenchefs – beteiligt. Diese Firmenchefs akquirierten auf ehrenamtlicher Basis Ausbildungsplätze bei den Firmen, die nicht oder zu dieser Zeit nicht mehr ausgebildet hatten. Viele Unternehmer ließen sich damals von den Seniorberatern überzeugen.“

Wenige Jahre später wurden die Bemühungen von Sorg und Gutberlet erfolgreich belohnt. „Wir hatten die höchste Ausbildungsquote.“ An diesem Erfolg war das Unternehmen tegut… nicht wenig beteiligt. „Unvergessen bleibt auch das langjährige Engagement unserer Kammer für benachteiligte Jugendliche: die Schaffung von Ausbildungsplätzen für Menschen mit Beeinträchtigung und Behinderung. Als erste und bisher einzige Industrie- und Handelskammer in Deutschland wurde der Beruf der ‚Fachkraft für Verkaufsvorbereitung‘ geschaffen. Für die gleiche Zielgruppe folgte dann der Ausbildungsberuf ‚Fachpraktiker‘. Für diesen Fachpraktiker gibt es heute bereits 10 Berufe.

Wir haben in dem Berufsbildungsausschuss einen Ausbildungsberuf für eine ganz schwierige, nicht vermittelbare Gruppe von jungen Menschen geschaffen, haben ihn durch den Berufsbildungsausschuss durchgebracht und er wurde anerkannt. Bis heute hat es keine einzige Kammer in Deutschland fertiggebracht, diesen Beruf bis heute auf den Weg zu bringen. In all diesen Berufen wurden bis heute pro Jahr 50 bis 60 Jugendliche ausgebildet und nachhaltig beschäftigt. Diese neuen Ausbildungsberufe für Menschen mit Beeinträchtigung und Behinderung bei der IHK zu etablieren, war ein vier Jahre langer, steiniger Weg und Wolfgang Gutberlet war hier ein unverzichtbarer und in jeglicher Hinsicht ein beharrlicher Begleiter.

Mit Wolfgang Gutberlet habe ich auch einige Jahre im Hochschulrat der Fuldaer Hochschule zusammenarbeiten können. Gemeinsam konnten wir unter anderem für das Duale Hochschulsystem, eine Herzensangelegenheit von Wolfgang Gutberlet, eintreten.

Für seine großen Verdienste ist Wolfgang Gutberlet mehrfach hoch ausgezeichnet worden wie zum Beispiel mit dem ‚Bundesverdienstkreuz am Bande‘ durch den damaligen Ministerpräsidenten, Herrn Roland Koch. Selbstverständlich ist Wolfgang Gutberlet auch Träger der ‚Goldenen Ehrennadel der IHK Fulda‘ – und ich habe festgestellt, auch Dein ökologisches Engagement hat sich bezugnehmend der Auszeichnung in 2005 gelohnt – denn da wurde Dir der Titel ‚Ökomanager des Jahres‘ verliehen.

Lieber Wolfgang,

wir alle hier in der Region haben Dir viel zu verdanken. Als Botschafter der Region, als ideenreiche Persönlichkeit und als Macher mit Leistungswillen. Danke für Deinen großartigen Einsatz, Deinen Mut, Deine Kreativität und Deine Bemühungen um die Nachhaltigkeit. Ich persönlich bedanke mich bei Dir für die vertrauensvolle Zusammenarbeit während der vielen Jahre, für Deine Loyalität – aber auch für Deine Freundschaft. Wir wünschen Dir alles Gute. Wir wünschen Dir Gottes Segen, Gesundheit und Zufriedenheit und stets so viel Muse wie notwendig, die Herausforderungen eines jeden neuen Tages zu meistern. Ihnen, Herr Thomas Gutberlet, wünsche ich weiterhin viel Erfolg für´s Unternehmen für Sie persönlich und ich bin Ihnen sehr dankbar, dass Sie als IHK-Vizepräsident ihrem Vater im Ehrenamt gefolgt sind – und das schon zum zweiten Mal.“

In seinen persönlichen Anmerkungen ging Wolfgang Gutberlet mitunter auf die Verhältnisse der damaligen Zeit ein. „Das Buch ist eine Geschichte – eine Geschichte, über 62 Jahre, in der mein Vater, aus einer existentiellen Notgründung heraus, versucht hat, den Unterhalt für die Familie zu sichern und mit einem unglaublich eisernen Willen, dem Geschick und einem gesunden Menschenverstand dieses Unternehmen aufzubauen. Nach 26 Jahren hat er mich mit 29 Jahren als die neue Leitung des Unternehmens eingesetzt. Ich hatte das Glück, einen sehr guten Fundus zu haben, in einer ganz besonderen Art von Unternehmenskultur, die ich 36 Jahre lang weiter entwickeln durfte. Es ist eine Geschichte, die auch eine Stadt- und Regionalgeschichte ist. Das ist ein Aspekt – es gibt aber unterschiedliche Perspektiven, aus der man das Buch betrachten kann. Eine zweite Perspektive, ist sicher, dass es ein Buch über die Entwicklung des Handels ist und damit eine Handelsgeschichte. Als wir angefangen hatten – und ich erinnere mich noch sehr gut daran – gab es natürlich für uns kein Telefon, das konnten wir uns nicht leisten. Aber es gab ein Telefon in der Firma. Aber auch das Anrufen war zu teuer, sodass mein Vater den Auszubildenden in die Großhandlung geschickt hat, mit der Bitte, die mögen ihn anrufen, damit er seine Bestellung durchgeben kann. Und das verglichen mit einer Situation, dass wir heute ja im Übermaß unser Telefon immer mit uns herumtragen und uns überhaupt nicht mehr vorstellen können, nicht immer und überall erreichbar zu sein. Auch kann ich mich gut daran erinnern, als abends immer die Filialleiter gekommen sind und in mein Elternhaus gekommen waren und ich das Bargeld anzunehmen hatte – da war ich noch nicht in der Schule – was am Tag in den Filialen eingenommen worden war, vorgezählt und es bei uns zu Hause deponiert wurde, bis es am nächsten Tag zur Bank gebracht wurde. Persönlich natürlich. Bis heute, zu einer Zeit, wo wir darüber nachdenken, ob wir überhaupt noch Bargeld einsetzen sollten.

Es ist eine Geschichte über Vertriebsformen im Handel und dann über alle möglichen Vertriebsformen hinweg, auch Vertriebsnamen, immer wieder Korrekturen und immer wieder Anpassungen, die die Existenz des Unternehmens sicherten und weitere Entwicklungen ermöglichten, bis heute, dass wir kurz vor dem Online-Handel stehen, jedenfalls prägt dieser die Handelssituation schon ganz deutlich. Aber es gibt eine Perspektive, die Sie in dem Buch nicht finden werden – zumindest drängt sie sich nicht so auf, die mir persönlich besonders wichtig ist und das Buch am Meisten begründet: Es ist eine Perspektive, die ich mit meinem Vater geteilt habe und die wir immer wieder miteinander diskutiert haben. Es ist die Perspektive des Gedanken, dass wir ‚die guten Gedanken‘, die wir beide aus einer religiösen Bildung erhalten haben, irgendwie von dem Sonntag in den Werktag bringen mussten. Wie schaffen wir es, in ein Unternehmen, das hineinzubringen, was die Aufgabe von uns Menschen fördert? Dass wir uns entwickeln, zu einem Auftrag hin, zu einer Begegnung mit Christus im Alltag? Wie schaffen wir es, dass sich der Mensch im täglichen Leben seiner Geistlichkeit bewusst werden kann? Das ist ein Leitgedanke, den mein Vater sowie mich bewegt hat. Dieser Leitgedanke ist letztlich auch verantwortlich für den Titel des Buches. Wie schaffen wir es, dass wir nicht nur dass ‚das‘ gestalten, sondern, dass wir es auch in einer Weise gestalten – ganz gleich ob es nun Ware ist oder Natur, ob es Menschen sind oder es Kapital ist? Wie machen wir Ware lebenserhaltend, lebenskräftigend oder Natur lebenskräftigend für den Menschen? Wie helfen wir Menschen, in eine Entwicklung zu kommen? Und wie machen wir Kapital fruchtbar? Das sind Fragen, die mein Vater und mich immer wieder beschäftigt haben.“

Erst 1970 erfüllte sich der Unternehmer Theo Gutberlet seinem Traum vom Eigenheim, zuvor wurde das Geld für den Aufbau des Unternehmens gebraucht. Geprägt von seiner religiösen Erziehung und seinen christlichen Wertvorstellungen begann Wolfgang Gutberlet Jahre später ein Studium der Philosophie. +++ ja