
Wer Fußball lebt, der lebt auch Tradition. Wenn dieses Etikett erfunden wurde, dann für dieses Duell alter Rivalen. Borussia Fulda prallt auf Germania. Und weil der Vergleich ebenso brisant wie prickelnd ist, dachte sich der Gastgeber, nebenan das Stadion der Stadt Fulda als Spielstätte zu wählen. Anstoß in der Johannisau: Mittwoch, 19 Uhr. Borussia, makelloser Spitzenreiter der Kreisoberliga Mitte, misst sich mit dem Team vom Gallasiniring.
Borussia - wer benutzt eigentlich das Anhängsel „Fulda“ - weist eine formidable Bilanz auf: acht Spiele, acht Siege, 18:3 Tore. Germania - auch ohne „Fulda“ - hat als Aufsteiger zehn Punkte aus acht Spielen gesammelt und belegt Rang elf. „Besser kann man nicht starten“, sagt Marko Karamatic, im fünften Jahr Borussias Trainer. „Auch wenn es am Sonntag nicht so gut war (1:0 gegen Edelzell/Engelhelms). Am Mittwoch werden wir ein besseres Gesicht zeigen. Das Spiel wird ein absolutes Highlight.“ Für die Spieler. Für die Mannschaften. Für Fulda.
Man habe im Verein kommuniziert, den nächsten Schritt machen zu wollen, fügt er an. „Aber es ist noch ein langer Weg“, ergänzt Marko. Er geht davon aus, dass alle Spieler seines Team für einen Einsatz zur Verfügung stehen am Mittwoch. Auch die, die er zuletzt schonte.
Kommt hinzu, dass der Vergleich auch „ein Duell zweier Brüder“ ist - sie entscheiden nicht, was auf dem grünen Rasen passiert, sie sind nur die Trainer. Auf Germanias Seite ist dies Zeljko Karamatic. Ein Fußballer, Instinktfußballer und Torjäger aus anderen Fußball-Zeiten. „Wenn man so will“, betont er, „will man Gefühle und Tradition von früher zurückholen“. Zeljko ist im dritten Jahr Coach am Gallasiniring - und seitdem zeigt die Tendenz im Grunde stetig nach oben.
Im ersten Jahr spielte Germania nach der Heimniederlage gegen Borussia vor fast 1.500 Zuschauern Aufstiegs-Relegation, schaffte den Weg nach oben aber nicht. Im zweiten Jahr gelang der Wurf: durch einen Sieg im entscheidenden Spiel gegen Bimbach. Im Sommer vergangenen Jahres glückte also der Weg nach oben in die KOL.
Germania verlor zwei Jahre kein Spiel in der A-Liga - und in neuer Umgebung tickte die Uhr etwas anders. Kürzlich gab es vier Niederlagen in Folge - und Zeljko pochte auf einer Kurskorrektur. „Ich möchte, dass jeder alles gibt. Dass jeder die Ärmel hochkrempelt.“ Das kapierten die Spieler. Folge: der 4:2-Sieg am Sonntag bei der favorisierten SG Ehrenberg. In Erwartung des Aufeinandertreffens am Mittwoch sagt er: „Die Jungs sind motiviert. Alleine schon, weil sie im Stadion spielen. Doch es geht nur um drei Punkte. Wir freuen uns. Es ist ein Highlight.“
Der Fußballer Zeljko Karamatic - da war doch was. Richtig, es hört sich nach Substanz, Klasse und Historie an. Von 1993 bis 1997 spielte er am Gallasiniring. In einem Team zum Zungeschnalzen. Mit Mitspielern wie Nihad Sulovic (der heute die Borussen-Kneipe in der Johannisau betreibt), Darko Lazarevski, Nenad Grozdanic, Francisco Martinez, Hayrettin Yildiz, Thomas Hack, Uwe Brehler, Uwe Kress - und mehr. „Eine geile Truppe“, sagt Karamatic heute. „Wie eine Familie“. Sage und schreibe 146 Tore schoss er in sechs Jahren. Nach seiner Zeit bei Germania spielte Zeljko zwei Jahre in Steinau (mit Schaub und Harald Kowarz) - und von 1999 an sechs Jahre beim SVA Bad Hersfeld.
Auch Kathrin Heitz, seit vier Jahren 2. Vorsitzende Borussias, gibt einiges zum Besten. So etwas wie einen Teil ihres Lebens. Ihrer Zugehöhigkeit und Verbundenheit zu Borussia. Nachdem es zum Zusammenschluss zur SG Barockstadt kam 2018, engagierte sie sich beim Traditionsverein aus der Johannisau. Zunächst war sie normaler Fan, als sie in den 1990er-Jahren mit ihrem Papa Ralf Lange ins Stadion ging. „Das hat mich infiziert“, betont sie. Bis sie im Vorstand tätig wurde, bekleidete sie das Amt als Schriftführerin. „Am Mittwoch werden unsere Jungs bis in die Haarspitzen motiviert sein.“ Ihre Worte klingen überzeugend im Duell der Traditionen. Der Emotionen. Und der Gegenwart. +++ rl
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