Wenn Einsamkeit im Alter krank macht

Forum „Alter und Sucht“ diskutiert Ursachen

Bad-Hersfeld. Eine höhere Lebenserwartung bei gleichzeitig immer weniger Familienanschluss und Kontakten zu anderen Menschen prägen zunehmend das Leben alter Menschen in unserer Gesell- schaft. Die Folge: Einsamkeit, die Senioren oftmals schnell zu Alkohol und Medikamenten greifen lässt. Unter dem Titel „Einsamkeit – Verbreitung, Folgen und Auswege“ stand beim 16. Hersfelder Forum „Alter und Sucht“ in diesem Jahr ein brisantes und aktuelles Thema auf dem Programm. 70 Experten aus Wissenschaft und therapeutischer Praxis waren dazu am 21. März in die MEDIAN Klinik Wigbertshöhe nach Bad Hersfeld gekommen.

Einsamkeit mit gravierenden Folgen Dipl. Psychologin Dr. Kerstin Kammerer, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Gerontologische Forschung e.V., Berlin, machte am Vormittag in ihrem Vortrag deutlich, wie weit verbreitet das Phänomen „Einsamkeit“ mittlerweile ist und welche Folgen es für die Gesellschaft hat. Dazu gehört zunehmender Suchtmittelmissbrauch gerade bei der älteren Bevölkerung, wie der Missbrauch von Medikamenten, aber auch von Alkohol und als jüngstes Phänomen das Pathologische Glücksspiel. Gleichzeitig gab Dr. Kammerer Verhaltenshin- weise, um nicht einsam zu werden: Neugierig bleiben, bereit für Neues sein, aktiv bleiben, in die Öffentlichkeit gehen, Angebote für ältere Menschen nutzen (z.B. Mehrgenerationenhäuser oder in Kirchengemeinden). Und nicht zuletzt sollten Betroffene die Möglichkeiten nutzen, die das Internet auch für ältere, vielleicht immobile Menschen bietet. Nach dem Vortrag gab es Gelegenheit zur Diskussion mit der Referentin.

Am Nachmittag standen dann die Begegnung und das Gespräch mit älteren suchtkranken Menschen (Alkohol-, Medikamenten- und Glücksspielabhängige Männer und Frauen) im Mit- telpunkt, die in der MEDIAN Klinik Wigbertshöhe im Rahmen des +50-Konzeptes „Sucht im Alter“ eine stationäre Langzeitentwöhnungstherapie absolvieren. Chefärztin Dr. med. Dipl.- Psych. Heike Hinz und Gruppentherapeutin Kristin Weißmüller informierten die Teilnehmer über die Besonderheiten des Therapieangebotes. Die Klienten der Gruppe, deren Durchschnittsalter bei 65 Jahren liegt, verbindet das Erleben, mit der Suchterkrankung nicht allein zu sein. Gleichzeitig stärkt die Gemeinschaft in der Gruppe die Kontakt- und Beziehungsfähigkeit der Klienten. Altersspezifische Themen wie Trauer und Verlust, Einsamkeit, Langeweile, Verlust der Vitalität etc. können angesprochen und geteilt werden. Begleitende Therapien (Beschäftigungstherapie, Sport, Freizeittraining) werden in der MEDIAN Klinik Wigbertshöhe. +++