Fulda. Von seinem insgesamt zehnten Einsatz im Irak ist kürzlich Dr. Michael Eichler zurückgekehrt. Der 44 Jahre alte Neurochirurg und Sportmediziner ist Mitgründer des Wirbelsäulenzentrums Fulda/Main-Kinzig. Im Nordosten des Iraks behandelt er Patienten und bildet die Ärzte vor Ort weiter. Der Kontakt kam über befreundete Ärzte der Asklepios-Klinikgruppe zustande.
„Ich bin stets in den Krankenhäusern der Region Erbil tätig“, sagt Eichler, der diese Einsätze in Krisengebieten als seine Pflicht ansieht: „Wir Ärzte in Deutschland haben großes Glück, dass wir eine hohe Qualität in der Ausbildung genießen können. Da sollte man den Kollegen, die es nicht so gut haben, etwas zurückgeben.“ Denn neben der Behandlung von Patienten bildet Eichler vor Ort auch irakische Ärzte weiter. „Ich treffe die Kollegen immer wieder. Vier von ihnen haben mich auch schon in Deutschland besucht“, sagt Eichler. Die Ärzte seien sehr motiviert, die Zusammenarbeit mache großen Spaß. Auch für ihn selbst seien die Treffen und der damit verbundene interkulturelle Austausch ausgesprochen lehrreich.
Wenn der Neurochirurg im Irak ist, dann wird tagsüber mit den Kollegen wissenschaftlich gearbeitet, Patienten untersucht und beraten. Nachts wird operiert. Die Umstände in den OP-Sälen sind dann schon manchmal abenteuerlich. „Hygiene ist ein großes Thema“, sagt Eichler, „aber es fehlt natürlich auch an medizinischen Geräten.“ Deshalb muss ab und zu auch improvisiert werden. „Um während einer Operation eine Wirbelsäule aufzurichten, haben wir mal den Schraubenzieher des Hausmeisters verwendet“, berichtet Eichler. „Es hat prima geklappt.“ Selbstverständlich sei das Werkzeug vor Gebrauch sterilisiert worden.
Abenteuerlich sind nicht nur die Operationen an sich, sondern auch die Umstände in den Krankenhäusern. „Wenn wir Patienten haben, die hohes Ansehen und eine gewisse Macht besitzen, dann kann es sein, dass das ganze Krankenhaus voll mit Sicherheitskräften bewaffnet mit Maschinenpistolen ist.“ Doch generell hat Eichler im Irak keine Angst. Besonders der Nordosten, in dem er regelmäßig arbeite, sei ausgesprochen sicher.
Es gebe jedenfalls noch viel zu tun in diesem kriegsgeplagten Land. „Es kommt aufgrund der politischen Ereignisse immer wieder zu Rückschlägen in der medizinischen Entwicklung. Viele schwere Operationen werden deshalb nicht im Irak ausgeführt, sondern die Patienten werden nach Indien oder in den Iran geflogen.“ Michael Eichler will seinen Teil dazu beitragen, dass es im Bereich der Medizin aufwärts geht im Irak. „Wir deutschen Ärzte und Deutschland allgemein genießen eine hohe Wertschätzung“, sagt der Arzt. Ein Beispiel: Wenn eine Sache besonders schön oder gelungen sei, dann werde sie von den Irakis gerne mit dem Attribut „deutsch“ versehen.
Ein nächster Aufenthalt Eichlers im Irak ist gegenwärtig noch nicht geplant. Doch der Arzt ist sicher, dass noch viele weitere folgen werden: „Ich habe da viele gute Kontakte geknüpft und möchte meinen Teil dazu beitragen, dass es in diesem Land aufwärts geht.“ +++ pm

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