Welche Sprache verstehen die Politiker eigentlich noch?

Das Interview bewusst verkehrt verstanden?

Eintracht

Es gibt Ereignisse, die stoßen auf Unverständnis – nicht nur bei den Betroffenen. Da gibt ein Vereinspräsident ein Interview im Vorfeld eines wichtigen Spiels. Soweit so gut. Solche Interviews dienen natürlich auch zur Motivation für die Spieler und der Anhänger der eigenen Mannschaft. Da kann man auch mal das Schwert anstelle des Floretts benutzen. Das passiert im Bereich des Fußballs immer wieder. Die gewählte Ausdrucksweise muss nicht jeder für gutheißen, gehört aber irgendwie dazu. Peter Fischer ist dafür bekannt, dass er eine klare, verständliche Sprache spricht, er ist ein exzellenter Motivator. Auch auf der politischen Ebene setzt er klare Zeichen, insbesondere zum Thema Rechts! Deshalb: Eigentlich alles in Ordnung. Oder scheinbar doch nicht? Da erlaubt sich dieser Präsident doch tatsächlich eine Sprache zu benutzen, die exakt zu der ausgeübten Sportart passt und den alle am Fußball interessierte verstehen. Auch weniger am Fußball interessierte verstanden, was er meinte. Nur verantwortliche Politiker scheinbar nicht. Aber wieso eigentlich?

Die Aussage des Eintracht-Präsidenten Peter Fischer, „. dass das Stadion brennt…“ war wohl für die Polizei Anlass für eine Polizeirazzia kurz vor Spielbeginn des Europapokalspiels Eintracht Frankfurt gegen Schachtar Donezk. War diese Aktion angemessen oder überzogen? Sollte sie wirklich zur Gefahrenabwehr dienen, wenn ja, gegen welche Straftat? Da stellt sich die Frage, konnte oder wollte der Hessische Innenminister Peter Beuth (CDU) das Interview nicht verstehen? Egal was davon zutrifft, diese Polizeiaktion war absolut unverhältnismäßig und widerspricht eindeutig dem Polizeiprinzip der Deeskalation. Und zudem – skandalös – nicht mit dem Verein abgestimmt! Man muss nicht wirklich für jede gruppenspezifische Sprache Verständnis haben. Aber als zuständiger Minister sollte man sich zumindest bemühen, sie zu verstehen. Dazu würde es genügen, gelegentlich Fußballspiele zu besuchen. Das muss nicht unbedingt Bundesliga sein, dazu genügt auch „Sprachunterricht“ in den Amateurligen, bis hin zur Kreisliga. Oder ich lasse mich fachgerecht beraten, wenn schon der Weg zum Volk nicht gewollt ist. Deshalb die Frage: Was erlauben Beuth?

Viel schlimmer allerdings wäre es, wenn der Minister (und auch die Polizei?) das Interview bewusst verkehrt verstanden hätten. Alles was als Begründungen für diese Polizeiaktion geäußert wird, lässt aber genau das vermuten. Es hätte Anzeichen für den Einsatz von Pyrotechnik gegeben, wie weit hergeholt ist das denn? Glaubt denn dieser Minister wirklich, dass der Vereinspräsident zum Einsatz von Pyrotechnik aufruft? Wie schräg ist das denn? Und das konfiszierte Transparent mag zwar möglicherweise geschmacklos sein, rechtfertigt das aber einen derartigen Polizeieinsatz? Ja, die Eintracht-Ultras sind nicht pflegeleicht und im Einsatz von Pyrotechnik „gebrannte Kinder“. Leider sind einige Wenige auch unbelehrbar, richtig. Wer allerdings glaubt, die Ultras wären so blöd und würden aktuell bei einem Europacup-Heimspiel zündeln, blendet aus, dass nach dem Spiel in Rom die Fans auf Bewährung sind. Es ist kaum anzunehmen, dass sich diese, reisefreudige Truppe selbst ins Knie schießt. Schließlich wollen alle zum Endspiel nach Baku!

Trotz aller fadenscheiniger Argumente durch den Hessischen Innenminister und der Polizei: Diese Aktion war mehr als unnötig, absolut überzogen und in der Art und Weise skandalös! Deeskalation geht anders. Der Abbruch der Choreografie durch die Frankfurter Ultras deshalb absolut nachvollziehbar. Zu empfehlen wäre Herrn Beuth, dass er seinen Kleinkrieg gegen die Frankfurter Fanszene beendet, sich mal mit der Sprache des (Fußball)Volkes beschäftigt und in Zukunft dem Peter Fischer besser zuhört. Ansonsten er ist fehl an diesem Platz!! +++ dieter