Welche Rolle spielt Hans-Dieter Alt bei der German Pellets Pleite?

SPD und FDP: CDU-Spitzenkandidat muss schnell aufklären

Wirtschaftsprüfer und Steuerberater Hans-Dieter Alt

Fulda. Wer am gestrigen Montag das Handelsblatt gelesen hat, hat nicht schlecht gestaunt. In dem Artikel „Ein Pleitier hebt ab“, geht es um die Insolvenz der „German Pellets“. Die Insolvenzverwalterin fand laut dem Bericht – bei der Aufnahme ihrer Aufgabe am 10. Februar – gerade noch 5000 Euro in der Kasse. Während diese nach neuen Geldquellen sucht, tourte der alte Chef in seinem Privatflugzeug quer durch Europa. Die Privatflüge von Peter Leibold – übrigens ehemaliger Leiter der Anzeigenabteilung bei der hiesigen Tageszeitung – sorgen nicht nur bei den Gläubigern für Verwunderung. Immerhin geht man von mindestens 443 Millionen Euro Schulden des Brennstoffherstellers aus. Laut Handelsblatt, bangen – neben 17.000 deutsche Anleger um 270 Millionen Euro, die sie guten Glaubens investierten – auch 550 Mitarbeiter um ihre Jobs. Das Familienunternehmen soll mehrere Millionen Euro frisches Kapital benötigen, um den Betrieb wieder aufnehmen zukönnen. Einen Teil des benötigten Geldes, sollte eigentlich Familie Leibold beisteuern können, „dazu müsste sie nur einen Privatkredit in Höhe von 4,5 Millionen Euro – dieser ist im letzten Halbjahresbericht dokumentiert – zurückzahlen“, schreibt die Zeitung weiter.

Eine seltsame Rolle spielt dabei offensichtlich sein Wirtschaftsprüfer und Steuerberater Hans-Dieter Alt. Er kennt, wie kaum ein zweiter „German Pellets“, denn Alt prüft seit Jahren die Jahresabschlüsse des Konzerns. „Wir haben für die German Pellets Wings GmbH, die klassischen Leistungen als Steuerberater erbracht“, erklärte Alt dem Handelsblatt. Diese seien von der Betreibergesellschaft auch bezahlt worden. Alt, war laut Zeitung, bis zur Schieflage anscheinend die einzige echte Kontrollinstanz im Unternehmensgeflecht. Denn die Wismarer German Pellets GmbH, hatte bis zuletzt – weder einen Beirat noch einen Betriebsrat. Die Wertpapieraufsicht Bafin prüfte sämtliche Emissionsprospekte von German Pellets nur auf Vollständigkeit, nicht auf ihre inhaltliche Schlüssigkeit. Einzig der Wirtschaftsprüfer war dazu verpflichtet, die Unternehmensdaten auch darauf zu kontrollieren, ob sie wirtschaftlich Sinn ergeben und den Grundsätzen eines ordentlichen kaufmännischen Gebarens entsprechen. Wie aus den Geschäftsberichten hervor geht, hat Alt von 2010 bis 2014 immerhin 3,1 Millionen Euro Honorar für seine Prüfertätigkeit bei German Pellets erhalten, geht aus den Geschäftsberichten hervor. Darunter 1,9 Millionen Euro für „sonstige Leistungen“, die im Jahresabschluss nicht näher erläutert sind.

Wenn man bedenkt, dass die „RhönEnergie“ mit einem Umsatz von etwa 600 Millionen Euro und 12 Tochterfirmen, die Wirtschaftsprüfung etwa 100.000 Euro im Jahr kostet, kommen dem normalen Steuerzahler die 3,1 Millionen Honorar, die Alt von 2010 bis 2014 bekommen hat, schon recht viel vor. Was die 1,9 Millionen Euro für „sonstige Leistungen“, die im Jahresabschluss nicht näher erläutert sind, beinhalten, darüber macht Alt keine näheren Angaben. Wie uns ein Wirtschaftsprüfer erklärte, werden die Gebühren, die in Rechnung gestellt werden, nach Stunden abgerechnet. Alt hätte hier schon viel Zeit investieren müssen. Auch die Konstellation, dass Alt Steuerberater und Wirtschaftsprüfer ist, sei nicht üblich. Es gibt noch mehr einige merkwürdige Dinge: Die German Pellets Wings, auf die das Flugzeug mit dem Kennzeichen D-IRAR läuft, ist nicht an Leibolds Wohn- oder Geschäftssitz in Wismar angemeldet, sondern in Fulda. Und als Ansprechpartner, ist das Büro des Wirtschaftsprüfers und Steuerberaters registriert. Ein Wirtschaftsprüfer, der nebenher das Privatflugzeug des Geschäftsführers verwaltet? In der Branche sorgt das – laut Bericht – für Kopfschütteln. „So eine Konstellation werden Sie in keiner größeren Wirtschaftsprüfungsgesellschaft finden“, sagte ein Partner einer bekannten Kanzlei.

Auch fungiert Alt als Vorstand der „Pele-Stiftung in der Tegetthoffstraße 7 in Wien“, diese spielt, im Geflecht von Leibolds Firmenreich, eine nicht unbedeutende Rolle. Denn laut Handelsblatt, schleuste die Familie Leibold, über diese Stiftung, Ausleihungen von German Pellets in die USA, diese sollten dort zur „Sicherung der Produktion“ dienen, steht versteckt im letzten Genussrechtsprospekt. Ein dreistelliger Millionenbetrag, ist – laut Ratingagentur Creditreform – über den Umweg Wien, in Amerika gelandet. Hintergrund: In den USA betreibt die Leibold-Familie, zwei große Pellets-Produktionswerke, die nur indirekt – über umfangreiche Liefergarantien und Bürgschaften – mit der German Pellets Gruppe verbunden sind. Dorthin floss das, an die Stiftung verliehene Anlegergeld, und zwar in der Form von Eigenkapital. Damit haben die Insolvenzverwalterin in Wismar und die Gläubiger von German Pellets, vorerst keinen Zugriff mehr darauf. „Alt könnte, als ein Vorstand der Stiftung, also quasi einer der Akteure, bei der Verschiebung deutscher Ersparnisse gewesen sein“, so das Handelsblatt. Alt gab unserer Redaktion – mit Blick auf die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Rostock – keine Stellungnahme ab. Dies sei – laut Hans-Dieter Alt – mit der Staatsanwaltschaft, die gegen Leibold – wegen Verdachts auf Unterschlagung – ermittelt, so vereinbart. Alt, der seit 2015 Träger des Bundesverdienstkreuzes am Bande ist, tritt am kommenden Sonntag, für die CDU bei den Kommunalwahlen an. Er hat, wie auch Peter Leibold, Wurzeln in Fulda.

SPD und FDP: CDU-Spitzenkandidat muss aufklären

Hans-Dieter Alt steht als Vorsitzender des Haupt- und Finanzsausschusses der Stadt Fulda und Spitzenkandidat der Fuldaer CDU, für die Kommunalwahlen besonders im Fokus. „Herr Alt begleitet eines der wichtigsten Ämter der Stadt Fulda und ist maßgeblich für die Finanzen der Stadt verantwortlich. Die Bürger müssen uns, als gewählten Abgeordneten, vertrauen können, gerade in so sensiblen Dingen, wie den Finanzen“, so Helge Mühr, Fraktionsvize der FDP Fraktion im Fuldaer Stadtparlament. Laut Bericht, war Herr Alt, die einzige Kontrollinstanz im Unternehmen der insolventen Firma. Sein Büro, hat die Bilanzen des Unternehmens testiert und laut Handelsblatt, zwischen 2010 und 2014, dafür 3,1 Millionen Euro Honorar erhalten, darunter 1,9 Millionen Euro, für „sonstige Leistungen“, die nicht weiter erläutert werden. „Diese Größenordnung erscheint ungewöhnlich hoch“, so Mühr weiter. „Ungewöhnlich ist auch, dass Herr Alt, – sowohl als Berater in Steuerfragen, als auch als Wirtschaftsprüfer, – für das Unternehmen tätig war. „Herr Alt ist gut beraten, diesen Sachverhalt schnellst möglich aufzuklären und bis zur vollständigen Klärung, seine öffentlichen Ämter, vor allem das Amt des HFA-Vorsitzenden, ruhen zu lassen. Herr Alt hat ein hochsensibles Amt inne, das absolute Integrität und Vertrauen der Bürger verlangt“, so Mühr abschließend.

Auch der SPD-Stadtverband Fulda, fordert diesbezüglich eine „schnelle und vollständige Aufklärung“ von Herrn Alt. Die Vorwürfe, die im „Handelsblatt“ – im Zusammenhang mit der Insolvenz der Firma „German Pellets“ – erhoben werden, „sind sehr gravierend“, betont Co-Vorsitzender H.-J. Tritschler. „Herr Alt füllt exponierte, kommunale Ämter aus und ist zudem – in der Fuldaer Wirtschaft, gut vernetzt. Deshalb müsse er persönlich, für Klarheit in seiner Rolle in der insolventen Firma und deren Stiftung sorgen, in deren Vorstand er tätig ist. Die Tatsache, dass Herr Alt an führender Stelle der CDU-Liste für das Stadtparlament kandidiere, lasse ein Verdrängen bis nach der Kommunalwahl, nicht zu“, so Hans-Joachim Tritschler gegenüber fuldainfo. +++ fuldainfo