Weihbischof Diez warnt vor „Globalisierung der Gleichgültigkeit“

Auftakt einer Veranstaltungsreihe im Fuldaer Bonifatiushaus

Vor einer „Globalisierung der Gleichgültigkeit“ hat Weihbischof Prof. Dr. Karlheinz Diez in Anlehnung an die päpstliche Enzyklika „Laudato si“ gewarnt. Zum Auftakt einer Veranstaltungsreihe zum Thema „Globalisierung, Menschenrechte und Wirtschaft“ im Fuldaer Bonifatiushaus rief der Bischofsvikar für die Weltkirche dazu auf, die Bedürfnisse der Armen, Schwachen und Verletzlichen in den Blick zu nehmen.

Die Globalisierung bestimmt die Wirtschaft und das Verhalten von Unternehmen seit Mitte des 20. Jahrhunderts in zunehmendem Maße. Eine gemeinsame Veranstaltungsreihe des Bonifatiushauses Fulda mit Kooperationspartnern beschäftigt sich vor dem Hintergrund weltumspannender Beschaffungs- und Produktionsketten nun mit der unternehmerischen Verantwortung für Menschenrechte. Dabei stehen auch Fragen nach dem Nutzen etwa von Kaffee- und Textilsiegeln auf dem Programm.

Weihbischof Prof. Dr. Karlheinz Diez stellte sich zum Auftakt der Reihe am Donnerstagabend der Mammutaufgabe, ein kurzes Grußwort zu einem derart komplexen Thema zu sprechen. Eindrücklich erinnerte der Bischofsvikar für die Weltkirche dabei an den Einsturz einer achtstöckigen Textilfabrik in Bangladesch vor etwa acht Jahren und die noch heute – auch corona-bedingt – äußerst angespannte Situation der Näherinnen in dem südostasiatischen Land.

Nach dem Unglück mit mehr als 1100 Toten habe es in Bangladesch zwar neue Bauvorschriften gegeben. Von menschenwürdigen Arbeitsbedingungen seien die Näherinnen dort aber auch heute noch weit entfernt. In der Corona-Krise hätten sie mangels sozialer Absicherung kaum eine Wahl: „Wir kriegen Geld, wenn wir arbeiten“, zitierte der Weihbischof eine 30-jährige Näherin. „Wenn wir nicht arbeiten, kriegen wir nichts.“

Dieser Blick in die Lebenswirklichkeit der Näherinnen in Bangladesch diente dem Weihbischof als Beispiel für die Bedeutung des Themas Globalisierung, Menschenrechte und Wirtschaft. „Aus christlicher Sicht“, fügte er hinzu, gehe es „um eine echte Geschwisterlichkeit, um echtes Teilen, um echte Solidarität, um echte Augenhöhe“. Den Fachvortrag des Akademieabends hielt anschließend der Direktor des Weltethos Instituts Tübingen und Präsident des Bundes Katholischer Unternehmer (BKU), Prof. Dr. Dr. Ulrich Hemel, dessen Forschungs- und Arbeitsschwerpunkte unter anderem Ethik in Unternehmen und Wirtschaftsanthropologie sind.

Die Veranstaltungsreihe „Globalisierung, Menschenrechte und Wirtschaft“ bietet das Bonifatiushaus als katholische Akademie des Bistums Fulda in Kooperation mit dem Bund Katholischer Unternehmer, dem Weltethos Institut Tübingen und dem Institut für Sozialstrategie an. +++ pm