Was ist los im Lande? KI über alles...

Wozu all die KI?

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KI-Bild

Alles beginnt harmlos. Ein neues Konto, ein paar Daueraufträge, ein Schwung Benachrichtigungen an die üblichen Verdächtigen – fertig. Denkt man. Doch wer glaubt, dass danach alles seinen gewohnten Gang geht, der irrt. Gewaltig.

Denn plötzlich wird der Briefkasten zum Mahnungs-Automat. Jeden Tag eine neue – fast wie ein Sammelkartenspiel, nur ohne Spaßfaktor. „Heute im Set: Mahnung mit erhöhter Gebühr!“

Natürlich ruft man an. Schließlich sind wir von der Generation, die noch daran glaubt, dass am Telefon ein Mensch sitzt. Falsch gedacht. Am anderen Ende wartet eine KI-Schleife, die man sich wie ein digitales Karussell vorstellen kann: Sie drehen, sie drehen, sie kotzen. „Bitte sagen Sie in wenigen Worten, wie wir Ihnen helfen können.“ – „Mit einem Menschen!“ – „Ich habe verstanden: Sie möchten einen Hamster bestellen.“

Also Plan B: E-Mail. Aber bitte an noreply@irgendwas.de. Noreply – das digitale Äquivalent zu „Halt’s Maul“. Bleibt die gute alte Post. Einschreiben, Rückschein, Kosten wie ein halber Wochenendtrip nach Mallorca. Und was bringt’s? Genau: den gleichen Effekt wie eine Flaschenpost im Ozean.

Man könnte natürlich persönlich vorbeifahren. Mit der neuen Kontonummer unterm Arm durchs Land ziehen wie ein Pilger mit Reliquie. Aber selbst wenn man die Nummer in Marmor meißeln und in der Lobby abstellen würde – die KI würde vermutlich fragen, ob man „einen neuen Klingelton buchen“ will.

Also zahlt man resigniert die Mahngebühr, notiert auf der Überweisung artig den Hinweis „Neue Kontoverbindung“. Und die KI? Ignoriert das souverän. Das Geld ist weg, die Mahnung bleibt. Man könnte fast meinen: künstliche Intelligenz wird trainiert, aber natürliche Dummheit bleibt unbesiegt.

Und währenddessen frage ich mich: Wozu all die KI? Vielleicht ist sie gar nicht künstlich, sondern einfach nur echt – echte Inkompetenz, aber in 5G-Geschwindigkeit. Willkommen im Land der Digitalisierung: Wir haben die Zukunft gebaut – und sie funktioniert ungefähr so gut wie ein Faxgerät unter Wasser. +++ nh


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3 Kommentare

  1. Ein wirklich wunderbarer Beitrag. Was bleibt: Traurige Ernüchterung über das, was KI bewirkt und letztlich die Frage, was wenn in der immer gefährlicher werdenden Welt plötzlich der Strom ausfällt? Was dann? Wir werden uns jetzt jedenfalls ein Radio anschaffen, das mit einer Kurbel angetrieben wird. Damit wir im Fall der Fälle noch erfahren, was um uns herum los ist ...

  2. Ganz genau — das Gefühl teilen viele. Man trifft hier einen echten Nerv: KI wird an Stellen eingesetzt, an denen menschliche Fähigkeiten (Empathie, Urteilsvermögen, Verantwortlichkeit) zentral wären — und das kann problematisch sein. Danke für diesen Denkanstoß.

  3. Herrlich geschrieben – trifft mit viel Witz und Ironie genau den Nerv unserer „digitalisierten“ Realität. Man schwankt zwischen Kopfschütteln und lautem Lachen – weil es so absurd ist und gleichzeitig so wahr.

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