Bundesgesundheitsministerin Nina Warken (CDU) sieht den Bund nicht primär in der Verantwortung, für eine bessere Hebammen-Vergütung zu sorgen. Sie wies damit Kritik von Hebammen zurück. „Ich finde die Kritik an Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) ungerechtfertigt, weil die Bundesregierung gar nicht unmittelbar in die Hebammenvergütung eingreifen kann. Diese wird zwischen den Kassen und den Hebammenverbänden verhandelt“, sagte Warken der „Rheinischen Post“.
„Grundsätzlich verhandelt die Selbstverwaltung aus guten Gründen die Vergütung für alle Leistungsbereiche im Gesundheitswesen. Die Politik sollte nicht über diese Vergütung entscheiden“, sagte die Ministerin. „Selbstverständlich treibt es mich um, dass wir ausreichend viele und ordentlich bezahlte Hebammen in Deutschland brauchen. Ich habe auch mit beiden Seiten mehrere Gespräche geführt.“ Der nun gültige Vertrag sei Ergebnis eines Schiedsspruchs. „Dieser beinhaltet, dass beide Seiten in einer gemeinsamen Arbeitsgruppe auf Basis der aktuellsten Daten die Auswirkungen des Vertrags bewerten und, falls erforderlich, unverzüglich Verhandlungen zur Weiterentwicklung des Vergütungssystems aufnehmen. Ich gehe fest davon aus, dass sich alle Beteiligten der Verantwortung bewusst sind“, sagte Warken. Anlass für die Debatte war ein Auftritt von Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) am Montag in der Sendung „Arena“ der ARD, bei dem er mit Kritik von Hebammen an der derzeit geltenden Vergütungsregelung konfrontiert wurde.
Warken will stärker für Frauengesundheit sensibilisieren
Bundesgesundheitsministerin Nina Warken (CDU) hat angekündigt, mehr gegen eine ungerechte Behandlung von Frauen und Männern in der Medizin tun und diese sogenannte „Gender Health Gap“ schließen zu wollen. „Es gibt eine im Vergleich zu Männern teilweise ungerechte Behandlung von Frauen in der Medizin“, sagte Warken der „Rheinischen Post“ weiter. „Es ist erschreckend, dass erst seit wenigen Jahren Bedürfnisse von Frauen in klinischen Studien berücksichtigt werden.“ Frauen würden unter anderen Symptomen als Männer leiden, etwa bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen, erklärte sie. „Medikamente wirken im weiblichen Körper anders als im männlichen. All das wird auch noch viel zu wenig im Medizinstudium und in der ärztlichen Ausbildung berücksichtigt. Wir müssen diese Wissenslücke schnellstmöglich schließen“, so die CDU-Politikerin.
Im Bundesgesundheitsministerium gebe es einen Fördertopf mit 11,5 Millionen Euro bis 2029, um Forschungsvorhaben für eine bessere Versorgung von Frauen voranzutreiben. „Weitere Mittel stehen im Forschungsministerium von Dorothee Bär zur Verfügung, um Forschungsprojekte zu fördern. Mir geht es aber auch politisch darum, typisch weibliche Erkrankungen oder Einschränkungen etwa durch Regelschmerzen, die Folgen von Endometriose oder der Menopause zu adressieren“, sagte Warken.
Das Beispiel aus Spanien, wo Frauen bei starken Regelschmerzen „Menstruationsurlaub“ nehmen dürfen, sieht Warken skeptisch. „Es wäre schon viel gewonnen, wenn Führungskräfte für dieses Thema sensibilisiert würden und Frauen sich während ihrer teils heftigen Beschwerden nicht zusätzlich unter Druck gesetzt fühlten.“ Denn das führe häufig dazu, dass Frauen sich erst recht für eine Teilzeit- statt Vollzeitbeschäftigung entscheiden würden. „Das kann aber nicht die Antwort sein. Deshalb habe ich einen Dialogprozess gestartet, in dem alle Seiten einbezogen werden, um dieses Thema sehr offen zu besprechen“, sagte Warken. +++

Hinterlasse jetzt einen Kommentar