„Waldhof-Standorfsberg“ – drittgrößtes Naturschutzgebiet im Landkreis Fulda

Rasdorf/Geisa. Die 1988 mit 244 Hektar ausgewiesene Fläche „Waldhof-Standorfsberg“, die zum Naturraum „Soisberger Kuppenrhön“ zählt und sich über etwa vier Kilometer entlang der hessisch-thüringischen Grenze erstreckt, gilt neben den Naturschutzgebieten „Breitenbachtal bei Michelsrombach“ und „Rotes Moor“ als das drittgrößte Schutzgebiet dieser Kategorie im Landkreis Fulda.

Dabei wird der südöstlich von Grüsselbach liegende Teilbereich durch den Verlauf der B 84 von dem 386 Meter hohen, nordöstlich gelegenen Standorfsberg getrennt. Der geologische Untergrund dieses Bergs besteht vor allem aus Muschelkalk, der obere Teil stellt eine Basaltkuppe dar. Früher wurde der Muschelkalk für die Gewinnung von Bausteinen und Kalkkies genutzt. Mehrere kleinere Steinbrüche zeugen noch heute von dieser einstigen Nutzung. Zu-dem wurde im oberen Bereich Basalt abgebaut.

Der ehemals durch die innerdeutsche Grenze geteilte Standorfsberg trägt einen Komplex aus Kalkmagerrasen- und Waldbereichen. Aber nur die ausgedehnte Kalkmagerrasenfläche am Westhang sowie das kleinere, unmittelbar angrenzende Waldareal gehören zum Landkreis Fulda. Mit seinem Arteninventar kann insbesondere der Magerrasen zu den besonders wert-vollen Gebieten dieser Art in der Rhön gerechnet werden.

Neben den für die Rhöner Kalkmagerrasen typischen Vertretern wie Frühlings-Fingerkraut, Kleiner Wiesenknopf, Zypressen-Wolfsmilch, Feld-Thymian, Hauhechel, Echtes Labkraut, Knolliger Hahnenfuß oder Horn- und Hufeisenklee ist die Fläche reich an seltenen und gefährdeten Pflanzenarten. So bietet das mit Wacholder bestockte Areal im Frühjahr bis zum Frühsommer hin unter anderen für Küchenschelle, Fliegen-Ragwurz, Manns-Knabenkraut, Großes Zweiblatt und Mücken-Händelwurz angemessenen Lebensraum. Im Herbst schließen die Blüten der Enziane sowie die der Gold- und Silberdistel die Vegetationsperiode ab.

Da solche halbnatürlichen, durch jahrhundertelange extensive Weidenutzung entstandene Ökosysteme durch die Aufgabe der ehemaligen Bewirtschaftungsform stark gefährdet sind, werden die Hänge im Rahmen des Vertragsnaturschutzes mit Schafen beweidet. Nur so kann eine zunehmende Verbuschung und anschließende Wiederbewaldung dieser botanisch ausgesprochen wertvollen Bereiche verhindert und für die einzigartige Flora offen gehalten werden.

In den benachbarten Laubwäldern ist die Rotbuche die vorherrschende Baumart. Berg- und Spitz-Ahorn sowie Ulme und Esche gesellen sich hinzu. Auf kalkreichen Standorten frischer bis mäßig trockener Böden kommt der Waldgersten-Buchenwald vor, der bei entsprechenden standörtlichen Gegebenheiten Übergänge zum Orchideen-Buchenwald aufweist. Auf diesen eher flachgründigen Böden, zumeist in Südhanglage ist die Wuchsleistung der Buche dann deutlich gemindert. In der Krautschicht sind lichtbedürftige, wärmeliebende Arten wie beispielsweise Vogel-Nestwurz sowie verschiedene Stendelwurz- oder Waldvöglein-Arten anzutreffen. Diese Buchenwald-Ausprägung gedeiht im Hangbereich des Standolfsbergs, am Süd- und Südwesthang des Hainbergs sowie am Südwesthang des Hummelsbergs.

Neben Kalkmagerrasen und Waldbereichen werden große Flächen des Naturschutzgebiets von Grünland eingenommen. Hier seien Glatt- und Goldhaferwiesen sowie Fettweiden er-wähnt. Interessant sind ferner die vorkommenden Feuchtwiesenareale, wobei es sich im Wesentlichen um Kohldistel-Wiesen handelt. Zudem finden sich an den Gewässern Ufergehölze und Röhrichte beziehungsweise Hochstaudenfluren. Bemerkenswert sind darüber hinaus die Ackerflächen, vor allem am Hauk beidseitig der B 84 sowie am Waldhof. In erster Linie für den Anbau von Kulturpflanzen gedacht, werden diese von zahlreichen Wildkräutern begleitet, die sich an die besonderen, durch starke menschliche Eingriffe gekennzeichneten Lebensbedingungen angepasst haben. +++ fuldainfo