
Im Vonderau Museum Fulda ist gestern Abend im Beisein von rund 80 geladenen Gästen die Sonderausstellung „Umzug – Umbau – Umgestaltung – 150 Jahre bewegte Museumsgeschichte“ eröffnet worden. Die Ausstellung als eine von vielen Jubiläumsveranstaltungen in diesem Jahr nimmt die Geschichte des Vonderau Museums von seinen Anfängen bis in die Gegenwart in den Blick und gibt Einblicke hinter die Kulissen der Museumsarbeit.
Fuldas Oberbürgermeister und Kulturdezernent Dr. Heiko Wingenfeld ging in seinen einleitenden Eröffnungs- und Begrüßungsworten auf die Anfänge des Vonderau Museums ein, die mit der Schenkung der Privatsammlung des Fuldaer Domkapitulars Konrad Hahne an die Stadt Fulda am 12. Februar 1875 begannen. Hahne sah sich seinerzeit im Kulturkampf gezwungen, ein großer Teil seiner Sammlungsbestände zu veräußern. Er unterbreitete der Stadt Fulda das Angebot, ein Großteil seiner Sammlung von Kunstgegenständen als Geschenk anzubieten. Im Gegenzug musste sie ihm versichern, dass die Sammlung, so die Überlieferung, „in anständigem Lokale ausgestellt und nicht veräußert würde“.
Der damalige Fuldaer Oberbürgermeister Franz Rang nahm das Schenkungsangebot von Konrad Hahne an, was den Entstehungskontext für das Vonderau Museum markiert. Trotz seines für die damaligen Verhältnisse doch sehr schmalen Gehaltes verfügte Hahne seinerzeit über eine doch recht beachtliche Kunstsammlung, zu der auch Gemälde, Möbel und Porzellan zählten, die er von Kassel kommend, in seiner neuen Wirkungsstätte Fulda fortsetzte. Im Rückblick auf das Jubiläumsjahr der Stadt in 2019 zitierte Oberbürgermeister Wingenfeld den Philosophen Udo Marquardt, der einst den Satz prägte „Zukunft braucht Herkunft“, dieser auch im Hinblick auf das Vonderau Museum und seine 150-jährige Geschichte in diesem Jahr ein „sinnstiftender Kompass“ sein könne.
Dass man heute auf 150 Jahre städtisches Vonderau Museum zurückblicken dürfe, sei nach dem Stadtoberhaupt „keine Selbstverständlichkeit“ und gewiss „das Verdienst unterschiedlicher engagierter Persönlichkeiten“. Ebenso keine Selbstverständlichkeit sei, dass eine Stadt der Größenordnung Fuldas über ein eigenes Museum verfüge. 25 Jahre fungierte der Namensgeber des Vonderau Museums, der Fuldaer Archäologe und frühere Direktor der Domschule, Joseph Vonderau, als Museumsleiter. In jungen Jahren übernahm der Fuldaer Kunsthistoriker und Kulturamtsleiter Werner Kirchhoff als Leiter des Vonderau Museums Verantwortung.
„Bei der Geburtsstunde des Vonderau Museums handelt es sich um keine staatliche oder gar städtische Initiative, sondern um die Initiative einer einzelnen, kulturbegeisterten Persönlichkeit“, hob Dr. Heiko Wingenfeld am Dienstagabend in seiner Rede anlässlich der Vernissage der Sonderausstellung in der Kapelle des Vonderau Museums Fulda im Beisein von Kunstbegeisterten sowie ehemaligen Museumsleitern und Repräsentanten der Kommunal und Bundespolitik sowie des Kulturpreisträgers der Stadt Fulda 2023 Gisbert Seng hervor. In 150 Jahren wuchs die Sammlung des Museums von der ersten Schenkung mit etwa 400 Objekten auf eine stattliche Größe von etwa 70.000 Objekten an.
Ein Museum, so Wingenfeld, lebe immer auch vom Engagement aus der Bürgerschaft, auch wenn die Stadt seinerzeit ihrem Auftrag, „die Sammlung in anständigem Lokale zu verwahren“, nachkam und auch ernst nahm. In den vergangenen 150 Jahren Museumsgeschichte hat mit dem Heilig Geist-Spital, dem Kloster Frauenberg, der Stadtschule, dem Deutschen Feuerwehrmuseum und dem Stadtschloss Fulda unterschiedliche Herberge für die Exponate gegeben. In den letzten Jahren ist das Museum mit der Aufrechterhaltung der historischen Räume im Stadtschloss oder dem Fastnachtsmuseum, ebenfalls im Stadtschloss verortet, oder der Villa Franz Erhard Walther dezentraler geworden.
Die Bereithaltung eines Depots für Kunst werde uns nach Dr. Wingenfeld weiter fordern, genauso die Frage, wie es gelingen kann, ein Museum zu einem Ort der Begegnung und des Austausches – nicht nur für den elitären Kreis, sondern für alle Bürger werden zu lassen. Sonderausstellungen wie die aktuelle könnten hier mit positivem Beispiel vorangehen. Rund 40.000 Besucherinnen und Besucher besuchten in 2024 das Vonderau Museum Fulda, nach dem Kulturdezernenten eine beachtliche Zahl. Stand man in den Corona-Jahren noch vor der Frage, ob das Vonderau Museum überhaupt noch eine Zukunft hat, sprächen rund 11.500 Besucherinnen und Besucher, die alleine die aktuelle Ausstellung Dino, Dodo & Co. – Lebewesen der Urzeit (noch bis zum 29. Juni 2025 im Vonderau Museum Fulda zu sehen) seit Eröffnung der Ausstellung besuchten, eine klare Sprache.
Oberbürgermeister und Kulturdezernent Dr. Wingenfeld nutzte die gestrige Vernissage, um den aktuell 50 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Vonderau Museums Fulda, zu diesem auch das am Jesuitenplatz verortete Planetarium gehört, aufrichtig zu danken. Ihnen läge das Museum in besonderer Weise am Herzen. Sie alle – angefangen vom Pförtner und den Nachtwächtern, über die Vorführer des Planetariums und den wissenschaftlichen Mitarbeitern bis zur Museumsleitung - hätten Anteil am Erfolg des Vonderau Museums und daran, dass sich dieses heute einer so großen Beliebtheit erfreue.
Heute 150 Jahre nachdem der Grundstock gelegt wurde, stünde man, so Wingenfeld, dennoch vor großen Herausforderungen, was die Langlebigkeit und damit auch die Zukunftsfähigkeit des Museums anbetreffen. Diesbezüglich sei das gesellschaftliche Engagement unabdingbar. Abschließend seiner Rede wünschte sich Oberbürgermeister Wingenfeld, dass die Ausstellung Menschen dazu inspirieren möge, sich für Kunst und ihre Vermittlung einzusetzen. „Denn ein lebendiges Museum lebt von einer lebendigen Bürgerschaft“.
Museumsleiter Dr. Frank Verse griff in seiner kurzgehaltenen Rede das Engagement der Menschen hinter dem Vonderau Museum auf. Relativ schnell sei man sich einig darüber geworden, dass ein solches Jubiläum nicht nur mit einer einzigen Sonderausstellung, sondern mit einem ganzen Veranstaltungsreigen, begangen werden solle. „Die Sonderausstellung selbst besteht aus drei Teilen. Wir zeigen die Sammlungsgeschichte von ihren Anfängen bis zur Gegenwart. Und wir möchten Ihnen die Museumsarbeit näherbringen, die nicht nur aus dem Ausstellen und Vermitteln besteht, sondern eben ganz entscheidend auch das Sammeln, Bewahren und Forschen, denn das ist die Basis, auf der Ausstellungen erst möglich werden“, sagte Museumsleiter Dr. Frank Verse anlässlich der gestrigen Vernissage, der auch seine anwesenden Vorgänger, Dr. Gregor Stasch und Dr. Sabine Fechter herzlich willkommen hieß.
Dankesworte richtete Verse im Besonderen an die ebenfalls gestern anwesende wissenschaftliche Mitarbeiterin, Katja Galinski, die bis zum Eintritt in den Mutterschutz die Ausstellung kuratiert hat. Ferner dankte er Frau Wingenfeld und ihrem Team aus der museumspädagogischen Begleitung sowie dem Werkstattteam für die Umsetzung. Nach Aussetzen in der Corona-Pandemie wieder aufgenommen wurden die erfolgreichen Formate Museumsgespräche und Museum unterwegs, die auf eine neue Basis gestellt wurden und den Besucherinnen und Besuchern die Möglichkeit der Partizipation bieten. Ein buntes Sonderausstellungsprogramm in 2025 zeugt von der Vielseitigkeit des städtischen Vonderau Museums.
Ein Höhepunkt im Veranstaltungsreigen markiert das Museumsfest am 17. Mai. „Ein Museums existiert nicht für sich alleine, sondern ist auf Unterstützung angewiesen“, so Dr. Frank Verse, der auch den anwesenden Freunden des Museums Fulda e.V. und weiteren Kooperationspartnern wie beispielsweise die Kinder-Akademie Fulda (KAF) für die Unterstützung dankte.
Als Festredner konnte der Leiter des städtischen Kulturamtes Dr. Thomas Heiler gewonnen werden, der in seinem ca. 40-minütigen Festvortrag ein Bild des Vonderau Museums zu seiner Gründerzeit, der Zeit des Nationalsozialismus und der Neuorganisation in den 90er Jahren zeichnete und Schlaglichter beleuchtete, die eher im Verborgenen lagen. Die Vernissage wurde musikalisch umrahmt von den Geschwistern Elischa und Jonathan Ortlieb von der städtischen Musikschule Fulda, die mit Werken am Flügel die Veranstaltung bereicherten und der Harmonie zwischen Musik und Kunst Ausdruck verliehen. +++ jessica auth

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