Georgensgmünd. Ein Polizist, der am Mittwochmorgen von einem sogenannten "Reichsbürger" im bayerischen Georgensgmünd angeschossen wurde, ist gestorben: Der lebensgefährlich verletzte Beamte der Spezialeinsatzkräfte Nordbayern sei in den frühen Morgenstunden am Donnerstag in einer Klinik in Folge seiner schweren Schussverletzungen verstorben, teilte die Polizei mit. Der Beamte war von mehreren Kugeln getroffen und lebensgefährlich verletzt worden. Spezialeinheiten der Bayerischen Polizei hatten am Mittwoch die Waffen eines 49-jährigen "Reichsbürgers" sicherstellen wollen, woraufhin dieser das Feuer auf die Beamten eröffnete. Insgesamt wurden vier Polizisten verletzt. Der Täter konnte leicht verletzt festgenommen werden. +++
"Reichsbürger"-Sein ist eine Antwort. Aber auf welche Frage eigentlich?
Beim Thema "Reichsbürger" finde ich die "Antworten", die diese Menschen artikulieren eigentlich eher unspannend. Spannend wird es für mich erst, wenn man sich mal mit der Motivation dieser Leute auseinander setzt.
Also quasi: Auf welche Frage ist "Reichsbürger"-Sein eine Antwort?
Das erste, was einem ins Auge springt, ist folgende Frage:
Muß ich mich wirklich an die Regeln in diesem Land halten?
Die Grundmotivation dieser Frage kann doch eigentlich nur sein, dass die Regeln in diesem Land als sehr nachteilig, für sie selbst, von diesen Menschen empfunden werden.
Wenn man im Internet mal ein bischen stöbert, geht es bei Konflikten zwischen Reichsbürgern und Staat ziemlich häufig um ökonomische Konflikte. Themen wie GEZ, Zwangsvollstreckungen, Gerichtsvollzieher, Bußgelder, Steuern, Insolvenzen, sonstige Abgaben oder Arbeitslosigkeit.
Waffenbesitz kommt auch vor, wie im Artikel dargestellt, aber das ist, wenn man sich das Gesamtbild anschaut, eher eine Randerscheinung.
Es geht hier meines Erachtens nach also primär um eine ökonomische Schieflage bei diesen Menschen. Kommt dann der Staat auch noch bzw. deswegen an und setzt sein ganzes Repertoire an exekutiven Mitteln ein, so ist die Abwehrreaktion, auch wenn sie nur innerlich stattfindet, logische Folge. Bis dahin sind diese Menschen natürlich noch keine Reichsbürger.
Interessant wird es dann, wenn man einen inneren Widerstand gegen "das System" verspürt aber auf der anderen Seite konform zu den Regeln gehen will. Das zerreißt innerlich.
Und an dieser Stelle machen wir Menschen immer das gleiche: Wir suchen uns eine Rechtfertigung, warum wir Widerstand gegen die Regeln leisten (dürfen). Eine Rechtfertigung ist also quasi eine Erlaubnis an sich selbst.
Die Rechtfertigung bei den Reichsbürgern ist bekannt: Die Regeln sind scheiße und ich leiste Widerstand, WEIL die aktuellen Regeln gar nicht gültig sind.
Dieses Phänomen findet man nicht nur bei Reichsbürgern, sondern mittlerweile auch bei vielen anderen Menschen und Gruppierungen.
Vereinfachte Beispiele:
- Ich zahle keine GEZ mehr, WEIL die Qualität der ÖR mies ist.
- Ich zahle keine Steuern mehr, WEIL die Reichen endlich zur Kasse gebeten werden müssen.
- "Wohlstand gegen Unterwerfung". Wenn der Staat mit seinen Gesetzen dafür sorgt, dass ich keinen Wohlstand erlangen kann, dann sind die Gesetze für mich nachteilig und ich werde sie nicht befolgen.
- usw.
Bei jedem Regelwerk machen die Menschen eine Kosten-Nutzen-Rechnung auf. Übersteigen die Kosten den Nutzen, kann das akzeptiert werden, toleriert werden, oder man geht in den (meist innerlichen) Widerstand.
Reichsbürger sind für mich daher nur ein Symptom, deren Ursache primär in ökonomischen Verwerfungen in diesem Land zu suchen ist.
Wenn sich der Herr Hermann also hinstellt und die Symptome stärker überwachen will und härter gegen diese Symptome vorgehen will, dann wird dies nicht zur Lösung beitragen, sondern das Problem noch verstärken. Denn der Widerstand der Reichsbürger wird lauter werden und dadurch mehr Aufmerksamkeit erzeugen, wodurch sich dann die Medien auf das Thema stürzen und immer mehr Menschen, die bereits im inneren Widerstand sind, auf das Thema aufmerksam machen. Dadurch wird diese Bewegung, die ja nicht neu ist, weiter gestärkt und die Symptome verfestigen sich.
Möchte man die Reichsbürger nicht mehr haben, dann müssen die ökonomischen Verwerfungen in diesem Land, als Nährboden solcher Bewegungen, beseitigt werden. Aber das wird nicht passieren, wir reden hier schließlich von der CSU.
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"Reichsbürger"-Sein ist eine Antwort. Aber auf welche Frage eigentlich?
Beim Thema "Reichsbürger" finde ich die "Antworten", die diese Menschen artikulieren eigentlich eher unspannend. Spannend wird es für mich erst, wenn man sich mal mit der Motivation dieser Leute auseinander setzt.
Also quasi: Auf welche Frage ist "Reichsbürger"-Sein eine Antwort?
Das erste, was einem ins Auge springt, ist folgende Frage:
Muß ich mich wirklich an die Regeln in diesem Land halten?
Die Grundmotivation dieser Frage kann doch eigentlich nur sein, dass die Regeln in diesem Land als sehr nachteilig, für sie selbst, von diesen Menschen empfunden werden.
Wenn man im Internet mal ein bischen stöbert, geht es bei Konflikten zwischen Reichsbürgern und Staat ziemlich häufig um ökonomische Konflikte. Themen wie GEZ, Zwangsvollstreckungen, Gerichtsvollzieher, Bußgelder, Steuern, Insolvenzen, sonstige Abgaben oder Arbeitslosigkeit.
Waffenbesitz kommt auch vor, wie im Artikel dargestellt, aber das ist, wenn man sich das Gesamtbild anschaut, eher eine Randerscheinung.
Es geht hier meines Erachtens nach also primär um eine ökonomische Schieflage bei diesen Menschen. Kommt dann der Staat auch noch bzw. deswegen an und setzt sein ganzes Repertoire an exekutiven Mitteln ein, so ist die Abwehrreaktion, auch wenn sie nur innerlich stattfindet, logische Folge. Bis dahin sind diese Menschen natürlich noch keine Reichsbürger.
Interessant wird es dann, wenn man einen inneren Widerstand gegen "das System" verspürt aber auf der anderen Seite konform zu den Regeln gehen will. Das zerreißt innerlich.
Und an dieser Stelle machen wir Menschen immer das gleiche: Wir suchen uns eine Rechtfertigung, warum wir Widerstand gegen die Regeln leisten (dürfen). Eine Rechtfertigung ist also quasi eine Erlaubnis an sich selbst.
Die Rechtfertigung bei den Reichsbürgern ist bekannt: Die Regeln sind scheiße und ich leiste Widerstand, WEIL die aktuellen Regeln gar nicht gültig sind.
Dieses Phänomen findet man nicht nur bei Reichsbürgern, sondern mittlerweile auch bei vielen anderen Menschen und Gruppierungen.
Vereinfachte Beispiele:
- Ich zahle keine GEZ mehr, WEIL die Qualität der ÖR mies ist.
- Ich zahle keine Steuern mehr, WEIL die Reichen endlich zur Kasse gebeten werden müssen.
- "Wohlstand gegen Unterwerfung". Wenn der Staat mit seinen Gesetzen dafür sorgt, dass ich keinen Wohlstand erlangen kann, dann sind die Gesetze für mich nachteilig und ich werde sie nicht befolgen.
- usw.
Bei jedem Regelwerk machen die Menschen eine Kosten-Nutzen-Rechnung auf. Übersteigen die Kosten den Nutzen, kann das akzeptiert werden, toleriert werden, oder man geht in den (meist innerlichen) Widerstand.
Reichsbürger sind für mich daher nur ein Symptom, deren Ursache primär in ökonomischen Verwerfungen in diesem Land zu suchen ist.
Wenn sich der Herr Hermann also hinstellt und die Symptome stärker überwachen will und härter gegen diese Symptome vorgehen will, dann wird dies nicht zur Lösung beitragen, sondern das Problem noch verstärken. Denn der Widerstand der Reichsbürger wird lauter werden und dadurch mehr Aufmerksamkeit erzeugen, wodurch sich dann die Medien auf das Thema stürzen und immer mehr Menschen, die bereits im inneren Widerstand sind, auf das Thema aufmerksam machen. Dadurch wird diese Bewegung, die ja nicht neu ist, weiter gestärkt und die Symptome verfestigen sich.
Möchte man die Reichsbürger nicht mehr haben, dann müssen die ökonomischen Verwerfungen in diesem Land, als Nährboden solcher Bewegungen, beseitigt werden. Aber das wird nicht passieren, wir reden hier schließlich von der CSU.