Vogelsberger Biomilch-Produkte von der Staatsdomäne direkt ins Haus

Ulrichstein. Seit dem Mitte April die Weidesaison auf der Staatsdomäne Selgenhof in der Nähe von Hessens höchstgelegener Stadt Ulrichstein begonnen hat, gehen die rund 180 Milchkühe des Betriebes von Thilo Junge täglich auf die Weide. Im hohen Vogelsberg finden die Tiere gute Bedingungen: Viel Bewegung, feinstes Gras und frische Kräuter. „Das gesunde Futter kann man in der Vogelsberger Milch und den daraus hergestellten Molkereiprodukten auch schmecken“, erklärte Junge anlässlich des Besuchs von Vorstandsmitgliedern und Kreistagsabgeordneten der SPD Vogelsbergkreis auf dem Selgenhof.

Die heimische Gutsmolkerei, die den Großteil ihrer biologisch und gentechnikfrei erzeugten Milch selbst weiter verarbeitet und direkt vermarktet, ist von der Entwicklung des Milchmarkes zwar nicht so stark anhängig wie die meisten anderen Milchviehbetreibe, doch selbstverständlich war der bedrohlich tiefe Milchpreis auch Thema der Betriebsbesichtigung: „Man mag sich nicht ausmalen, was es für den Vogelsbergkreis und die Grünlandbewirtschaftung bedeutet, wenn das Sterben der Milchvieh-Betriebe weiter geht. Durch weiter gesunkene Milchpreise und die anhaltende Unterdeckung der Produktionskosten geht wichtige regionale Wertschöpfung verloren und Betriebe sind in ihrem Fortbestand bedroht. Die Landwirtschaft ist aber ein nicht wegzudenkender Faktor im Vogelsberg, um Arbeitsplätze vor Ort zu schaffen und zu erhalten“, sagte der SPD-Kreisvorsitzende Swen Bastian, der als Fördermitglied dem Bund Deutscher Milchviehhalter beigetreten ist, um damit eine gesellschaftsverträgliche, nachhaltige und vielfältige Milchwirtschaft zu unterstützen.

Diesen Gedanken verfolgt auch Thilo Junge, der regelmäßig Gruppen aus Kindergärten, Schulen und interessierten Kunden durch den Betrieb führt und damit nicht zuletzt auch für bewussten Konsum und regionale Produkte werben möchte. Der Landwirtschaftsmeister bewirtschaftet mit seiner Familie, Partnern und rund 20 Angestellten nicht nur rund 300 Hektar Grünland in den Höhenlagen des Vogelsbergs, sondern verarbeitet in der angeschlossenen Gutsmolkerei die Biomilch in handwerklicher Tradition direkt weiter. „Unsere Milch, ausschließlich von eigenen Tieren, wird tagesfrisch zu Naturjoghurt, Schlagsahne, Sauerrahmbutter oder Buttermilch verarbeitet“, erklärte Junge den Besuchern der SPD. Die Produkte werden über die Direktvermarktung des Selgenhofs vertrieben und bis zu zwei Mal wöchentlich an rund 1700 Haushalte, 70 Kindergärten sowie 50 Lebensmittelgeschäfte, Konditoreien und Gastronomen geliefert. Das Liefergebiet umfasst neben dem Vogelsbergkreis und dem Landkreis Gießen auch Teile der Wetterau, des Hochtaunuskreises und des Landkreises Fulda. Kunden haben die Möglichkeit, ihre Bestellung bis morgens 6 Uhr am Liefertag zu beauftragen. Eine Mindestbestellmenge gibt es nicht. Ergänzend zum Lieferservice sind Milch und Milchprodukte des Selgenhofs auch im ausgewählten Einzelhandel unter dem Dach „Landmarkt“ erhältlich.

Thilo Junge, der ursprünglich aus der Region Stuttgart stammt, bereut es nicht die Staatsdomäne im Jahr 1994 gemeinsam mit der Familie Tümmler von Land Hessen gepachtet zu haben: „Unser Konzept der biologischen Bewirtschaftung hat die damalige rot-grüne Landesregierung offenbar überzeugt. Damals hatte man eine stärkere Unterstützung der ökologischen Produktionsweise vereinbart“, erläuterte Junge. Obwohl es am Anfang schwierig gewesen sei den Betrieb aufzubauen, betreibe er die Gutsmolkerei sehr gerne gemeinsam mit seiner Familie und den Angestellten. Aktuell steht nach 18 Jahren nun die Verlängerung des Pachtvertrages mit dem Land an.

Der SPD-Fraktionschef Matthias Weitzel und der Unterbezirksvorsitzende Swen Bastian dankten Thilo Junge für die interessante Führung über den Selgenhof, der seit dem Jahr 1854 besteht und auf eine bewegte Geschichte zurückblickt. „Die am Tierwohl orientierte, ökologische Milchwirtschaft und die Direktvermarktung werden weiter an Bedeutung gewinnen. Für die Zukunft des Selgenhofes, der mit jedem seiner Produkte auch ein Botschafter des landwirtschaftlich geprägten Vogelsbergkreises ist, wünschen wir daher nur das Beste“, sagten die SPD-Vertreter zum Abschluss der Hofbesichtigung. +++ fuldainfo

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