Vogelgrippe: Verband schließt Versorgungsengpässe nicht aus

Der Zentralverband der Deutschen Geflügelwirtschaft (ZDG) hat vor Versorgungsengpässen bei Eiern und Geflügelfleisch gewarnt, falls Politik und Behörden keine effektive Eindämmung des Vogelgrippe-Virus gelingt.

"Wir brauchen jetzt eine Debatte über Impfstrategien, EU-weite Anpassungen im Tierseuchenrecht und Klarheit für den internationalen Handel", sagte ZDG-Präsident Hans-Peter Goldnick dem "Redaktionsnetzwerk Deutschland". Derzeit lehnten es andere Staaten etwa ab, Erzeugnisse von geimpftem Geflügel zu importierten. Entschlossenes Handeln von Politik und Behörden sei jetzt gefragt, so Goldnick. Bei andauernd hohen Vogelgrippe-Fallzahlen und fehlendem Gegensteuern der Politik könnten Ausmaße und Schäden erreicht werden, die so hoch seien, dass Versorgungsengpässe bei Eiern und Geflügelfleisch entstehen könnten, ergänzte ein Verbandssprecher. "Da sind wir aber noch nicht."

Nach Angaben des Verbandes mussten bereits Hunderttausende Tiere getötet werden. Die Versorgung mit Weihnachtsgänsen sei derzeit aber gesichert. Man beobachte die Lage sehr genau. Sollte sich die Situation verschärfen, könne es zu logistischen Problemen kommen. Die Vogelgrippe habe spürbare Auswirkungen auf Deutschland, so der Verband. In Einzelfällen bedrohe das Virus die ganze Existenz betroffener Betriebe und Familien.

FLI rechnet mit Tötung Hunderttausender Tiere

Das Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) rechnet mit der Tötung Hunderttausender Tiere wegen der aktuellen Ausbreitung der Vogelgrippe. "Es mussten bereits Zehntausende Tiere getötet werden, wahrscheinlich werden es bald Hunderttausende sein", sagte der Instituts-Vizepräsident und Virologe Martin Beer dem "Redaktionsnetzwerk Deutschland". In Deutschland seien in den letzten drei Wochen rund 20 Geflügelbetriebe von dem Virus betroffen gewesen. "Eine ungewöhnlich hohe Zahl für den kurzen Zeitraum", so Beer. "Wir hoffen aber ganz besonders, dass keine Sekundärausbrüche, also eine Verschleppung zwischen Geflügelbetrieben folgen. Das würde sehr schnell drastisch ansteigenden Infektionszahlen führen."

Das Institut ruft die Bevölkerung angesichts der sich ausbreitenden Vogelgrippe dazu auf, verendete Wildvögel keinesfalls anzufassen. "Die toten Kraniche sind mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit mit H5N1 infiziert und enthalten große Virusmengen", sagte Beer. Für Menschen sei das Virus kaum gefährlich, aber sie könnten es weiterverbreiten. "Ganz wichtig: Die Tiere nicht anfassen und nicht selbst irgendwohin bringen. Bitte nicht zum Veterinäramt fahren, sondern dort anrufen und den Fund melden", empfahl er. Die Behörden arbeiteten derzeit zwar an der Belastungsgrenze, dennoch sollten Privatpersonen nicht eigenmächtig handeln. Das Virus sei inzwischen in ganz Europa weit verbreitet - von Dänemark und dem Baltikum bis nach Italien und Spanien. Für Vögel sei das Virus hochgefährlich und werde leicht durch Vogelkot über Schuhe, Kleidung oder Fahrzeuge weitergetragen, erklärte der Virologe. +++


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