Verteidigungsministerium plant Einführung weiblicher Dienstgrade

Das Verteidigungsministerium plant die Einführung von weiblichen Dienstgraden noch in dieser Legislaturperiode. Das berichtet die „Welt“ unter Berufung auf Unterlagen, wonach Ministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) in der kommenden Woche ein entsprechender Vorschlag zur Entscheidung unterbreitet werden soll. Die Vorbereitungen laufen demnach seit Anfang Juli. Im Protokoll eines Tischgesprächs, das von Staatssekretär Gerd Hoofe sowie den Abteilungsleitern für Personal und Führung Streitkräfte, Generalleutnant Klaus von Heimendahl und Generalleutnant Kai Rohrschneider, abgesegnet wurde, heißt es, es sei Einvernehmen darüber hergestellt, Ministerin Kramp-Karrenbauer „einen Vorschlag zur Einführung weiblicher Dienstgradbezeichnungen zu machen“.

Absicht sei es, „die Anordnung des Bundespräsidenten über die Dienstgradbezeichnungen und die Uniform der Soldaten noch in dieser Legislatur zu ändern“. Bislang wird den Dienstgraden die Anrede „Frau“ vorangestellt. Künftig soll der Dienstgrad selbst gegendert werden, allerdings mit einigen Ausnahmen. Die Planungen sehen vor, „die Begriffe Hauptmann und Oberst nicht zu gendern“. Es soll also keine Hauptfrau und keine Oberstin geben, sehr wohl aber eine Feldwebelin oder Bootsfrau, eine Oberstleutnantin oder Brigadegeneralin. Der Abteilungsleiter Recht, Andreas Conradi, wurde in der Folge des Tischgesprächs beauftragt, „einen konkreten Vorschlag zur Umsetzung“ auszuarbeiten. Auch ein Zeit- und Kommunikationsplan solle erstellt werden, heißt es weiter. In der kommenden Woche, am 15. September, schließlich soll Kramp-Karrenbauer eine „Vorlage zur Entscheidung“ auf den Tisch bekommen. Auf Anfrage der „Welt“ wollte sich die Ministerin noch nicht festlegen. Kramp-Karrenbauer sei „mit Vorhaben zu diesem speziellen Punkt“ bislang nicht befasst gewesen, teilte eine Sprecherin des Ministeriums mit.

Generell sei die Gleichstellung von Frauen und Männern „durchgängiges Leitprinzip im Geschäftsbereich des Bundesministeriums der Verteidigung“, die sprachliche Gleichbehandlung dabei „eine von vielen Fragestellungen“. Die Frauen im Verteidigungsausschuss des Bundestags sehen die Pläne skeptisch. Es sei ihr „völlig egal“, ob es weibliche Dienstgradbezeichnungen gebe, sagte die verteidigungspolitische Sprecherin der FDP, Marie-Agnes Strack-Zimmermann, der Zeitung: „Ich glaube aber, dass die Bundeswehr andere Sorgen hat.“ Die SPD-Verteidigungspolitikerin Siemtje Möller findet es „prinzipiell gut“, sich über „diskriminierungsfreie Sprache“ Gedanken zu machen. „Wenn ich mit weiblichen Angehörigen der Bundeswehr spreche, dann klagen die allerdings nicht über einen nicht gegenderten Dienstgrad, sondern über fehlende Schutzwesten, zu wenig Stiefel oder leergefegte Kleiderkammern, sodass sie keinen Fliegeranzug in ihrer Größe haben.“ Die realen Probleme der Truppe lägen also beim Material: „Ein gegenderter Dienstgrad ist nice to have, behebt aber die Mängel in der Ausrüstun g gerade für Frauen nicht“, sagte Möller der „Welt“. +++