Verbraucherschützer: Konsumenten akzeptieren höhere Fleischpreise

CDU-Agrarpolitiker: Verbot von Werkverträgen gefährdet Tierhaltung

Fleisch verpackt

Die Verbraucher werden nach Einschätzung von Deutschlands oberstem Verbraucherschützer Klaus Müller steigende Fleischpreise nach der Verschärfung der Regeln in der Fleischindustrie akzeptieren. „Bessere Bedingungen in der Fleischindustrie sind überfällig“, sagte der Chef des Verbraucherzentrale Bundesverbands (VZBV), Müller, der „Rheinischen Post“. Aus Umfragen wisse man, dass eine Mehrheit der Verbraucher auch bereit sei, mehr für Fleisch zu zahlen, wenn sie sich darauf verlassen könnten, dass es unter besseren Bedingungen produziert wurde. „Fleisch ist ein hochwertiges Lebensmittel. Sein Preis muss abbilden, was seine Herstellung unter fairen Bedingungen kostet“, sagte Müller. „Wenn diese Bedingungen für Verbraucher nachvollziehbar sind, zum Beispiel durch leicht verständliche Kennzeichnungssysteme oder höhere gesetzliche Standards, akzeptieren mehr Verbraucher diese höheren Preise“, sagte der VZBV-Chef. Das gegenwärtige Preisniveau ge  he „auf die zum Teil absolut inakzeptablen Arbeitsbedingungen und Tierhaltungsstandards sowie erhebliche Intransparenz über die Prozessqualität zurück“, sagte Müller.

CDU-Agrarpolitiker: Verbot von Werkverträgen gefährdet Tierhaltung

In der Unionsfraktion werden Stimmen laut, die vor den Folgen des von der Bundesregierung geplanten Verbots von Werkverträgen in der Fleischwirtschaft warnen. „Wir müssen hier wirklich aufpassen, dass die Fleischproduktion nicht aus Deutschland abwandert. Das hätte massive Folgen für die Landwirtschaft und wäre nicht nachhaltig“, sagte Albert Stegemann (CDU), agrarpolitischer Sprecher der Unionsfraktion im Bundestag, der „Neuen Osnabrücker Zeitung“. Es sei weder wirtschaftlich noch im Sinne des Tierschutzes, wenn etwa Schweine aus Deutschland zur Schlachtung zunächst „quer durch Europa“ gefahren werden müssten, so der CDU-Politiker weiter. Die Arbeitsbedingungen in der Fleischwirtschaft und die Werkvertrags-Konstruktionen stünden zwar zu Recht in der Kritik. „Aber wir müssen bei aller Notwendigkeit von Änderungen darauf achten, dass die Branche eine Perspektive hat“, sagte Stegemann, der auch dem Bundesfachausschuss Umwelt und Landwirtschaft der CDU  vorsteht. Daran hänge auch die Zukunft der Tierhaltung in Deutschland. Die Unionsparteien würden sich dafür in den anstehenden Beratungen im Bundestag einsetzen.

Klöckner: Fleisch darf weder „Luxusgut“ noch „Ramschware“ sein

Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) ist nicht der Ansicht, dass Fleisch in Deutschland durch das geplante Gesetz zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen in der Fleischindustrie teurer wird. „Nicht unbedingt, wenn Sub-Sub-Sub-Unternehmer nicht mehr mitverdienen“, sagte Klöckner der „Bild“. Bislang sei es so, dass es „Zwischenagenturen und Händler gibt, von denen jeder seinen Teil verdient“. Fleisch dürfe weder „Luxusgut“ noch „Ramschware“ sein. „Ich finde es unanständig, wenn man versucht, mit Dumpingpreisen für Fleisch Menschen in den Supermarkt zu locken“, so die CDU-Politikerin weiter. Fleisch und Lebensmittel überhaupt dürften „keine Ramschware sein“, weil dann auch die Wertschätzung sinke. „Weit entfernt“ sei man in Deutschland davon, dass Fleisch zum Luxusgut werde. „Wir geben in Deutschland für Nahrungsmittel nicht einmal zehn Prozent unseres Haushaltseinkommens aus. Aber Handys lassen wir uns einiges kosten“, sagte Klöckner. Die nordrhein-westfälische Landwirtschaftsministerin Ursula Heinen-Esser (CDU) hält den Beschluss des Bundeskabinetts für unzureichend: „Wenn man nur die Fleischwirtschaft anguckt, dann wird es nur ein Schuss sein, der leider nicht dazu führt, dass es insgesamt besser wird. Nur wenn man die gesamte Kette vom Landwirt bis zur Ladentheke anguckt, dann können wir ein vernünftiges System mit Umweltstandards, Tierschutzstandards und vor allem Sozialstandards etablieren“, sagte sie der „Bild“. Ebenso empörend wie Klöckner findet Heinen-Esser, „wenn Discounter mit 3,89 Euro für 800 Gramm Bratwurst werben. Dafür kann überhaupt in Deutschland nicht produziert werden.“ Für ein Verbot von Fleischwerbung über den Preis sprach sich der stellvertretende Vorsitzende der Unionsfraktion im Bundestag, Georg Nüßlein (CSU), aus: „Ich glaube, dass dies Billig-Billig-Billig, das im Handel praktiziert wird, die Wurzel des ganzen Übels ist. Es ist unethisch, Fleisch über den Preis zu bewerben.“ Als Beispiel nannte er 4,44 Euro für ein Kilo Schweinenacken. Fleisch solle künftig positiv über die Qualität und nicht über den Preis beworben werden. Sonst komme man „aus der Preisspirale nicht heraus“ und werde an den Zuständen in den Schlachthöfen nichts ändern. Für Fleisch müssten Tiere sterben, da dürfe es nicht der Ansatz sein: „So billig, wie es irgendwie geht“, so der CSU-Politiker. +++

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