US-Botschafter Emerson verteidigt Merkel gegen Trump

Donald Trump

Berlin. Der scheidende US-Botschafter in Deutschland, John B. Emerson, hat das Verhalten von Bundeskanzlerin Merkel in der Flüchtlingskrise gegen die Kritik des designierten US-Präsidenten Donald Trump verteidigt. "Sie hat außergewöhnliche moralische Führung gezeigt, als sich an Deutschlands Grenzen eine humanitäre Krise zuspitzte", sagte Emerson der "Welt". Trumps Kritik an der Kanzlerin teile er nicht.

Deutschland habe die Ankunft zahlreicher Migranten ab Sommer 2015 gut in den Griff bekommen und beschäftige sich jetzt mit den richtigen Fragen zu ihrer Integration. "Die Vorstellung, dass Europa nur seine Grenzen schließen muss und dadurch Anschläge verhindern könnte, ist absurd", so Emerson. Die meisten Anschläge seien von Personen begangen worden, die in Europa aufgewachsen oder dort rekrutiert worden seien. Der gewählte US-Präsident Trump, der am 20. Januar vereidigt werden soll, hatte Merkels Flüchtlingspolitik in einem Interview mit der "Bild" als "katastrophalen Fehler" bezeichnet. Emerson, der von US-Präsident Obama vereidigt wurde und seinen Posten am Tag der Vereidigung Trumps verlässt, sagte der "Welt", dass Merkel in den USA viel Anerkennung erworben habe. "Es gibt viele Amerikaner, die das so empfinden: `Gott sei Dank gibt es Angela Merkel.` Es ist ein Satz, den ich hier in meiner Rolle als Botschafter seit der Wahl ziemlich häufig von Amerikanern gehört habe."

Deutsche Politiker mahnen Trump zu Verantwortungsgefühl und Weitblick

Kurz vor der Amtseinführung Donald Trumps haben Politiker von Grünen, Linken, SPD und CSU den künftigen US-Präsidenten zu Verantwortungsgefühl und Weitblick gemahnt. Bundestags-Vizepräsidentin Claudia Roth (Grüne) forderte den Republikaner auf, seine Sprunghaftigkeit abzulegen: "Schließlich geht es um eines der mächtigsten Ämter dieser Erde, und ich erwarte von Donald Trump, dass er das bald versteht und sich nicht länger wie der sprunghafte CEO der USA AG geriert", sagte Roth der "Welt". "Ich erwarte, dass er nun die Bedeutung des Wortes internationale und staatspolitische Verantwortung lernt und zur Kenntnis nimmt, dass er mit seinen Sprüchen, Tweets und Entscheidungen künftig ganz konkret die Schicksale von Menschen und unsere friedliche Zukunft insgesamt beeinflusst."

Auch an die Politiker in Europa richtete die Grünen-Politikerin einen Appell: "Ich hoffe, dass wir uns nun endlich alle als wirkliche Brückenbauer verstehen, für ein starkes, liberales und demokratisches Europa, und als selbstbewusste und solidarische Brückenbauer über den Atlantik hin zu unseren amerikanischen Freunden, die sich für eine offene, tolerante und inklusive USA einsetzen." Linken-Fraktionschefin Sahra Wagenknecht mahnte zu Verantwortung und Fingerspitzengefühl in der Innen- wie in der Außenpolitik: "Es ist höchste Zeit, dass sich die Außenpolitik der USA ändert, zur Verfolgung von Einfluss- und Rohstoffinteressen rücksichtslos auch auf den Einsatz militärischer Mittel zu setzen." Trump habe die Chance, diesen Kurs zu verändern. "Dazu gehört auch, das Verhältnis zu Russland zu verbessern. Als Befehlshaber der größten Militärstreitmacht der Erde und als derjenige, der zukünftig über den Einsatz von Atomwaffen entscheiden kann, braucht es gerade in der Außenpolitik ein hohes Maß an Besonnenheit", sagte Wagenknecht der Zeitung. "Ich hoffe in unser aller Interesse, dass Trump sich seiner Verantwortung für den Weltfrieden bewusst ist."

Der frühere CSU-Chef Edmund Stoiber äußerte die Hoffnung ist, dass Trump "als cleverer Geschäftsmann erkennt und spüren wird, dass freier Handel grundsätzlich allen Seiten nutzt und nicht zuletzt die USA selbst unter künstlich aufgebauten Handelshemmnissen leiden würden". Ob Trump die Nato als Schutzschild für Europa ernsthaft verändern werde, werde sich zeigen. "Ich bin aber nicht davon überzeugt, dass eine engere Beziehung zwischen Trump und dem russischen Präsidenten Wladimir Putin automatisch zulasten Europas gehen wird." Wenn Trump "ein weitblickender und intelligenter Egozentriker ist, dann wird er für seine Präsidentschaft auf das Urteil der Geschichte schauen", sagte Berlins Ex-Finanzsenator Thilo Sarrazin (SPD). "In diesem Fall, auf den man hoffen muss, können ihn sein Machtwille und seine Bedenkenlosigkeit zu einem erfolgreichen Präsidenten machen, der das schafft, woran andere scheiterten. Es ist ein Experiment. Auf ein gutes Ende muss man hoffen." +++


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1 Kommentar

  1. Jetzt ist deutlich weshalb John Emerson seinen Job verliert. Trump wird nicht hoeren auf solche ObamaVerschwoerer

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