Unikliniken kritisieren geplante Verdi-Streiks

Für Arbeitsniederlegungen sei nun aber der falsche Zeitpunkt

Verdi

Der Chef des Verbands der Universitätsklinika rügt den geplanten Streiktag an Kliniken in Länderhand. „Dass sich die Gewerkschaft Verdi nun ausgerechnet die Uniklinika als Streikobjekt für mehr Geld aus der Gießkanne aussucht, zeugt weder von Weitsicht für die Pflege noch von Nächstenliebe für die Patienten“, sagte Jens Scholz der „Welt“. Für Dienstag ruft die Gewerkschaft Verdi – trotz der sich zuspitzenden Corona-Situation – zu einem Streiktag aller Kliniken auf, die von der aktuellen Tarifrunde für den öffentlichen Dienst der Länder betroffen sind. In der Pandemie sei zwar deutlich geworden, dass es strukturelle Verbesserungen statt Applaus brauche, sagte Scholz.

Für Arbeitsniederlegungen sei nun aber der falsche Zeitpunkt. Scholz wies auf den enormen Druck hin, der durch die Corona-Pandemie auf den Häusern seines Verbands laste. „Von 2000 Krankenhäusern in Deutschland versorgen die 35 Uniklinika ein Viertel aller Intensivpatiente  n, bis zu 40 Prozent aller beatmeten Patienten“, sagte er. Zudem hielten sie Dreiviertel aller ECMO-Plätze vor, wo Maschinen die Aufgaben der Lunge außerhalb des Körpers übernehmen. Verdi hingegen sieht sich zu den Streiks gezwungen. Die Klinik-Beschäftigten seien empört über das bisherige Verhalten der Arbeitgeberseite, sagte Sylvia Bühler, Mitglied im Verdi-Bundesvorstand. Deren Argument sei, dass es durch die Pandemie nur eine temporäre Belastung gegeben habe, die nicht dauerhaft zu honorieren sei. „Für die Beschäftigten sind solche Aussagen ein Ausdruck von Respektlosigkeit“, sagte Bühler der „Welt“. „Das lassen sie sich nicht bieten.“

Gefahr gehe nicht von Streiks aus, sondern von der dünnen Personaldecke im Alltag. Insgesamt geht es in der Tarifrunde um die Einkommen von etwa 3,5 Millionen Menschen – neben Tarifbeschäftigten auch um Beamte und Versorgungsempfänger, auf die das Ergebnis übertragen werden soll. Die Gewerkschaften fordern fünf Prozent mehr Lohn, mindestens aber 150 Euro mehr pro Monat bei einer Laufzeit von zwölf Monaten. Beschäftigte in Gesundheitsberufen sollen 300 Euro mehr pro Monat erhalten. Die Tarifgemeinschaft deutscher Länder lehnt das ab. +++