Umfrage: Wagenknecht-Rückzug könnte Linke Stimmen kosten

Vorbehalte gegen rot-rote Koalitionen nicht mehr so stark

Sahra Wagenknecht (Linke)

Der angekündigte Rückzug von Sahra Wagenknecht von der Fraktionsspitze der Linken könnte die Partei Stimmen kosten. Das ist das Ergebnis einer Umfrage des Forsa-Instituts im Auftrag der Mediengruppe RTL. Im sogenannten „RTL/n-tv-Trendbarometer“ rechnen 42 Prozent der Bundesbürger damit, dass die Linke aufgrund des Rückzugs von Wagenknecht aus politischen Spitzenämtern bei künftigen Wahlen weniger Stimmen erhalten wird. Nur sieben Prozent rechnen mit einem Stimmenzuwachs. 36 Prozent der Befragten glauben, dass Wagenknechts Ämterverzicht nichts verändern wird.

Vor allem die Anhänger der eigenen Partei sind alarmiert: 53 Prozent fürchten vor den in diesem Jahr anstehenden Europa-, Landtags- und Kommunalwahlen eine Verschlechterung der Wahlchancen. Außer Wagenknecht kennen laut Umfrage 43 Prozent der Bundesbürger keinen einzigen Politiker der Linkspartei – das trifft auch auf fast ein Drittel (30 Prozent) der Anhänger der Linken zu. Die größte Bekanntheit nach Sahra Wagenknecht hat Gregor Gysi, den in der gesamten Republik 37 Prozent, in Ostdeutschland sogar 49 Prozent kennen. Parteichefin Katja Kipping kennen 21 Prozent der Bundesbürger und 36 Prozent der Linken-Anhänger. Oskar Lafontaine kennen 20 Prozent, Dietmar Bartsch 17 Prozent (von den Linken-Anhängern 40 Prozent) und Co-Parteichef Bernd Riexinger ist nur acht Prozent der Deutschen bekannt. Nach der Ausstiegs-Ankündigung von Wagenknecht sind allerdings die Vorbehalte gegen rot-rote Koalitionen nicht mehr so stark. 40 Prozent der Bundesbürger könnten sich ein Regierungsbündnis aus SPD und Linke auch auf Bundesebene vorstellen, 37 Prozent sind nach wie vor strikt dagegen. Die Anhänger der Linkspartei in Ost- und Westdeutschland unterscheiden sich erheblich: In Ostdeutschland sind nur 24 Prozent der Linken-Anhänger jünger als 45 Jahre aber 54 Prozent älter als 60. Im Westen sind 45 Prozent jünger als 45 und nur 29 Prozent über 60. Unter den Links-Sympathisanten sind im Westen weniger Rentner (26 Prozent) als im Osten (46 Prozent). Im Osten sind 48 Prozent, im Westen 43 Prozent der Links-Anhänger Frauen. Ostdeutsche Links-Anhänger verfügen über ein durchschnittliches Haushaltsnettoeinkommen von 2.450 Euro, die Anhänger im Westen haben 2.850 Euro.

47 Prozent der „Ost-Linken“ leben auf dem Land, 47 Prozent der „West-Linken“ in Großstädten. „Nach wie vor besteht zwischen den Anhängern der Linken im Osten und Westen eine tiefe Kluft. Im Osten geben ihr überwiegend ältere DDR-Nostalgiker auf dem Land ihre Stimme, während sie im Westen eher von nörgelnden Intellektuellen, aber auch zunehmend von jüngeren linksorientierten Bildungsschichten in den urbanen Metropolen gewählt wird“, sagte Forsa-Chef Manfred Güllner der Mediengruppe RTL. „Wegen ihrer Überalterung verliert die Linke im Osten kontinuierlich Wähler, seit 2005 insgesamt 780.000.“ Dagegen habe sie im Westen im selben Zeitraum 950.000 neue Wähler gewonnen. Die Daten für die Umfrage wurden vom 13. bis
zum 15. März erhoben. Dabei wurden 1.520 Personen befragt. Zur Ermittlung der Struktur der Anhänger der Linkspartei befragte Forsa zwischen Juli 2018 und März 2019 insgesamt 5.850 Anhänger der Linkspartei. +++