Umfrage: 78 Prozent für Öffnung der Restaurants im Dezember

Landsberg warnt vor Lockerungen für Gastronomie und Kultur

Eine deutliche Mehrheit der Menschen in Deutschland ist der Meinung, dass der Novemberlockdown auch im November enden sollte. Das ist das Ergebnis einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Kantar/Emnid für die „Bild am Sonntag“. So gaben 78 Prozent der Befragten an, dass Restaurants im Dezember wieder öffnen sollten. 18 Prozent wollen, dass Restaurants auch im Dezember weiter geschlossen bleiben (weiß nicht: vier Prozent).

Eine Öffnung von Kultureinrichtungen wie Museen, Theater oder Kinos würden 68 Prozent begrüßen. 28 Prozent lehnen die Öffnung von Kultureinrichtungen im Dezember ab (weiß nicht: vier Prozent). Grundlegend anders ist die Stimmung hinsichtlich der geltenden Kontaktbeschränkungen. So ist eine Mehrheit von 59 Prozent dagegen, die Kontaktbeschränkungen im Dezember aufzuheben (35 Prozent sind dafür, weiß nicht: sechs Prozent). „Die Leute wollen ihre Freizeit anders gestalten als das aktuell möglich ist. Aber sie haben auch verstanden , dass das nur geht, wenn sie ihre Kontakte einschränken“, sagte Torsten Schneider-Haase von Kantar/Emnid. Offensichtlich trauten sich viele zu, Restaurant- oder Kinobesuche verantwortungsvoll wieder aufzunehmen. Bislang reagieren die Menschen allerdings vergleichsweise gelassen auf den Novemberlockdown. Jeder Dritte (33 Prozent) gibt an, dass ihn die Einschränkung des öffentlichen Lebens stark oder sehr stark belastet – bei derselben Frage im April antworteten das 45 Prozent. Eine deutliche Mehrheit von 67 Prozent gab an, dass sie der Lockdown wenig (48 Prozent) oder gar nicht (19 Prozent) belastet. Eine Mehrheit von 56 Prozent ist zudem der Meinung, dass die aktuellen Corona-Maßnahmen genau richtig sind. 24 Prozent sind sogar der Ansicht, dass sie nicht streng genug sind, 19 Prozent halten sie für zu streng (weiß nicht: zwei Prozent). Für die Erhebung befragte Kantar/Emnid insgesamt 1.014 Menschen im Zeitraum vom 11. bis zum 12. November.

Landsberg warnt vor Lockerungen für Gastronomie und Kultur

Vor der Schalte der Ministerpräsidenten mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) am Montag hat der Städte- und Gemeindebund vor einer Lockerung der Corona-Schutzmaßnahmen gewarnt. „Nach wie vor sind die Infektionszahlen deutlich zu hoch und die Kontaktverfolgung gelingt nicht flächendeckend. Deswegen besteht zurzeit kein Anlass, Lockerungen vorzusehen“, sagte Hauptgeschäftsführer Gerd Landsberg den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. Das sei für Gastronomie und Kultur hart. Aber gerade die Schließung dieser Einrichtungen führe zu einer deutlichen Reduzierung der Kontakte zwischen den Menschen. Nur so könnten die Infektionszahlen nachhaltig reduziert werden. Landsberg äußerte die Erwartung, dass Kanzlerin Merkel und die Ministerpräsidenten die Auflagen nachjustierten, sollte Handlungsbedarf bestehen. „Eins steht schon jetzt fest: Ein Weihnachtsfest wie im Jahr 2019 wird es dieses Jahr nicht geben können“, so der Vertreter des kommunalen Spitzenverbands. „Es wird auch zu Weihnachten Einschränkungen geben müssen, um die Kontakte der Menschen, insbesondere in der Öffentlichkeit, zu reduzieren.“ Die Stimmung in Deutschland sei deutlich angespannter ist als im Frühjahr, die Debatten würden unversöhnlicher. „Deswegen sollten Bund, Länder und Kommunen immer wieder die Notwendigkeit der Maßnahmen kommunizieren und die sachlichen Argumente dafür darstellen“, forderte Landsberg. „Nur wenn wir das Vertrauen der Menschen erhalten, werden wir gut durch den Winter kommen.“

Medizinstatistiker kritisiert „widersprüchliche Aussagen“ zu Corona

Der Medizinstatistiker Gerd Antes hat die Informationspolitik in der Coronakrise kritisiert. Er habe Probleme damit, „dass die Bevölkerung dauernd mit widersprüchlichen Aussagen konfrontiert wird oder auch überrollt wird“, sagte er am Samstag im Deutschlandfunk. „Dann ist es irgendwann verhalten optimistisch, die Zahlen sagen das Gegenteil, oder die Kanzlerin sagt, oh, es ist ganz dramatisch, und wir versuchen, ein nicht einsames Weihnachten hinzukriegen. Dieses Spektrum ist natürlich eine extreme Desorientierung“, so der Medizinstatistiker. Außerdem werde ein Lockdown gemacht und man habe eigentlich „den ganzen Sommer verpasst, genauere Angaben zu kriegen über das, was das bringt und was nichts bringt“. Man habe die Daten, die helfen könnten, nicht gesammelt oder auch die Studien nicht gemacht, „die jetzt die Steuerungsinstrumente liefern würden, mit denen wir differenziert vorgehen können“ und nicht einen sogenannten leichten Lockdown, der für manche ein ganz normaler Lockdown sei. +++