Umfangreiche Kanalsanierungen im Schlitzerland

Der Schlauchliner wird in den Kanal eingebracht.

Schlitz. In den letzten Tagen waren öfters Fahrzeuge und Personen im Schlitzerland zu sehen, die an Abwasserkanälen arbeiteten. Die Abwassereigenkontrollverordnung schreibt vor, regelmäßige Überprüfungen der kommunalen Abwasserkanäle, und zwar eine Überprüfung auf Dichtheit und Schadensbilder. Wie Bürgermeister Hans-Jürgen Schäfer mitteilt, ließ die Stadt Schlitz im Jahr 2014 insgesamt neunzehn Kilometer Schmutz- und Mischwasserkanäle und 320 Schächte im Stadtentwässerungsnetz reinigen, mit einem Kamerasystem inspizieren und die Schadensbilder entsprechend auswerten.

Zu diesem Inspektionsabschnitt gehörten alle Kanalsammlerstrecken zwischen den einzelnen Stadtteilen mit einer Gesamtlänge von knapp elf Kilometern sowie die Ortskanäle der Stadtteile Bernshausen, Nieder-Stoll und Ützhausen mit einer Gesamtlänge von rund acht Kilometern. Bei gravierenden Schäden mit eintretendem Grundwasser oder auch Wurzeleinwüchsen ist sofortiger Handlungsbedarf angesagt. Von den neunzehn Kilometer untersuchten Kanallängen sind lediglich auf Teilstrecken von insgesamt sechs Kilometern verschiedene Sanierungsmaßnahmen notwendig. Die übrigen 13 Kilometer Kanalleitungen sind schadensfrei. Dies ist, so der Bürgermeister, ein sehr gutes Untersuchungsergebnis.

Im Herbst des vergangenen Jahres hat der Magistrat einen Auftrag an die Firma Umwelttechnik & Wasserbau GmbH aus Frankfurt vergeben für die erforderlichen Kanalsanierungsmaßnahmen. Das Auftragsvolumen liegt bei knapp 200.000 Euro. Wie Frank Jahn, der Technische Leiter der Werke, erklärt, kommt neben Reparaturmaßnahmen an örtlich begrenzten Schäden auf verschiedenen Teilabschnitten mit durchgehenden Längsrissen in Rohren oder auch einer Vielzahl von Einzelschäden auf kurzem Abstand in einer Kanalhaltung das sogenannte Schlauchreliningverfahren zum Einsatz. Bei diesem Verfahren wird ein neues Rohr in das alte eingezogen. Die Vorteile dieses Verfahrens liegen auf der Hand. Aufgrabungen entfallen und die Behinderung für den Verkehr halten sich in Grenzen. Zudem ist die Einbauzeit in der Regel sehr kurz.

Der Schlauchliner, so Jahn, besteht aus einem glasfaserverstärkten Kunststoffmaterial mit Bandstärken zwischen vier und sechs Millimetern. Er wird zunächst mit einer Seilwinde in die zu sanierende Kanalhaltung von Schacht zu Schacht eingezogen und anschließend mit Druckluft aufgestellt bis er sich fest an die Innenwandung des Altrohres anpresst. Der Liner ist mit einem Harzmaterial getränkt, welches dann durch Bestrahlung mit ultraviolettem Licht in eingebautem Zustand ausgehärtet wird. Bei diesem Prozess verklebt der Schlauchliner sich mit dem Altrohr und übernimmt damit auch dessen Statik. Eine TV-Kamera überwacht und dokumentiert den gesamten Prozess. Mit einem speziellen Roboter werden abschließend alle Seitenanschlüsse ferngesteuert aufgefräst, so dass das Entwässerungssystem wieder voll funktionstüchtig ist.

In der vergangenen Woche wurden, erklärt Bürgermeister Hans-Jürgen Schäfer, insgesamt 460 Meter Kanalleitung mit diesem modernen Verfahren saniert, mit dem quasi wieder die Neuwertigkeit der betroffenen Kanalleitungen hergestellt wird, für die dann wieder eine Lebensdauer von sechzig bis siebzig Jahren angesetzt werden kann.
Äußerst positiv bleibt aus Sicht der Stadt auch zu bewerten, dass die Investitionskosten mit 180 Euro je Meter um ein mehrfaches niedriger liegen gegenüber den Kosten, die eine Neuverlegung in offener Bauweise verursacht hätte. Die laufenden Sanierungsarbeiten kommen darüber hinaus auch der Abwasserreinigung zugute, denn zukünftig muss weniger Fremdwasser aufwendig und teuer auf den Kläranlagen mitbehandelt werden. +++ fuldainfo

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