TTC RhönSprudel Fulda-Maberzell - Meng krönt die Rückkehr

Seinen Platz wird dieses Datum irgendwie schon finden in der Chronik des TTC RhönSprudel Fulda-Maberzell. Es war der 15. September. Und es war der Abend, an dem vieles, wenn auch längst nicht alles klappte beim 3:0-Heimsieg in der Hubtex Arena gegen den TSV Bad Königshofen. Jetzt hat das Team aus Fulda zwei Siege und vier Punkte in Folge gesammelt in der Bundesliga.

Es war der Abend, als Hallensprecher Michael Hodes das Publikum in seiner gewohnt launigen und stimmungsvollen Anmoderation begrüßte. „Herzlich willkommen in der frisch renovierten, in der frisch tapezierten Halle der Hubtex Arena.“ Und als sich die TTC-Spieler zur Aufstellung formierten, erhob sich der Fanclub „RhönSprudel Power“ natürlich. Vorab Kredit fürs Herz.

Und es war auch der Abend des Fanbo Meng. Er hatte ja gesagt, er sehne die Rückkehr in „sein altes Wohnzimmer“ herbei. Und er füllte sie mit Leben. In einem Fünsatz-Krimi rang er Filip Zeljko nieder. Der gebürtige Fuldaer spielte noch nicht mit der Konstanz, wie es sein soll. Aber er kämpfte. Er gab nie auf. Und er zeigte allen: Ich will dieses Match gewinnen. Es gab Szenen, da pushte er sich, dass man meinte, es ginge ums Leben. Nachdem er den Ersten recht klar verloren hatte, biss er sich in den Zweiten. Er führte 9:7. Dann steht‘s 9:9. Beim 10:9 hat er den ersten Satzball, beim 11:10 den zweiten. Den dritten nutzt er. Gewinnt den Durchgang 13:11. Fanbo Meng reißt die Faust nach oben und macht eine mimische Ansage, dass man denkt, es handle sich um einen Eroberer.

Auch der Dritte geht flöten, und im lange ausgeglichenen Vierten hat Fanbo Meng zwei Satz- und Matchbälle gegen sich. 8:11. Doch er macht das, was er immer macht: er kämpft. Dann, wenn man nicht mehr mit ihm rechnet. Die Gästefans melden sich. „Auf geht‘s, Filip. Auf geht‘s“. Ja, aber da ist noch Fanbo. Der 24-Jährige holt doch auf. Zum 10:10. Jetzt wird die Hubtex Arena zum Tollhaus. 10:11. Der dritte Satz- und Matchball gegen Fanbo. Plötzlich hat er Satzball im Fuldaer Hexenkessel. 13:11.

Fanbo erzwingt den Fünften. Und nebenbei gesagt, diese Körpersprache, die Körperspannung, das kriegt er noch in den Griff. Fanbo pusht sich jetzt. 5:1 führt er im letzten Durchgang. 7:5 - nach einer Vorhand mit Mut. Doch dann 8:8. Wie endet der Krimi? 9:8. Gut. Aber dann: 10:8. Zwei Matchbälle. Fanbo Meng gewinnt den Fünften 11:8. Und sein Team glatt mit 3:0. Es ist 21.34 Uhr an diesem denkwürdigen Abend. Die Zuschauer stehen. Fulda feiert. Aber, halt.

Kürzlich hat Fanbo Meng sein Erkennungsbildchen im Facebook-Messenger geändert. Das gehört nicht hierher? Und ob es das tut. Es zeigt ihn als kleinen Fuldaer Jung an der Seite eines Großen. Des Schweden Jan-Ove Waldner nämlich. Der war einst Publikumsliebling des TTC RhönSprudel Fulda-Maberzell. Waldner kroch in die Herzen der Fans hinein. Vielleicht sollte das Bild vergrößert werden und am Buttermarkt aufgehängt werden. Oder dem Uniplatz. Großes Kino und Identifikation der Herzen wäre das.

Jonathan Groth hatte den Abend „der Osthessen gegen die Unterfranken“ eröffnet. Er siegte mit 3:1-Sätzen gegen den routinierten und 44-jährigen Bastian Steger. Etwas verunsichert wirkt Groth im Ersten noch, Stegers variantenreiches und intuitives Spiel war hier und da nicht leicht zu lesen für den Dänen. Doch Groth, der sein Team schon in Dortmund mit zwei Punkten zum Sieg geführt hatte, findet zu sich. Nach verlorenem Ersten dreht er den Spieß um. Einen Super-Ballwechsel beendet er mit dem 6:4. Die Zuschauer stehen. Eine trockene, ansatzlos geschlagene, fast geblockte Rückhand folgt. Groth liegt jetzt vorn. 7:4. 8:5. Steger holt auf. Jetzt kommen Big Points. 8:8. Groth kämpft. Beim 10:8 hat plötzlich Steger zwei Satzbälle. Aber der Däne gleicht aus. 10:10. Das Publikum tobt. Man hat den Eindruck, spätestens jetzt hat es Jonathan Groth ins Herz geschlossen. 11:10 für den Dänen, 12:10. Satzausgleich. Der Rest ist Jubel.

Zwar begleiten ihn ab und an noch leichte Fehler - aber Groth wird zunehmend stabiler. Er schnappt sich den Dritten deutlich. Auch im Vierten führt er. 6:3. Er wird immer mutiger. Er geht in die Offensive, sobald es geht. Das ist sein Spiel. Und vielleicht genau der Impuls, das Charakteristikum, den der TTC RhönSprudel Fulda-Maberzell in seinem Spiel gebraucht hat. Doch immer wieder lukt Stegers Cleverness hervor. Plötzlich führt der Däne 8:6 - noch drei Punkte bis zum Match. 9:7 - und 10:7. Drei Matchbälle. Und abschließend punktet Groth mit einer harten, ihm eigenen und dominanten Vorhände, die Steger auch noch auf dem falschen Fuß erwischt. 11:8. Jonathan Groth hat nicht nur sein Match gegen Bastian Steger gewonnen - er hat auch seinen ersten Punkt für sein Team in der Hubtex Arena geholt nach seiner Rückkehr.

Die kürzeste Geschichte an diesem Abend ist eigentlich das von „Dima“ Ovtcharov mit 3:1-Sätzen gewonnene Match gegen den jungen André Bertelsmeier. Es ist das Duell der Generationen: hier der 37-jährige Dima, einst Erster der Weltrangliste und zweifache Bronzemedaillengewinner bei Olympia - da der 19-Jährige, aus Köln gekommene Deutscher Meister im Doppel. Dima pusht sich unentwegt und geht die Sache sehr offensiv an, bisweilen ein bisschen überdreht. Doch er punktet. Den Ersten holt er sich mit 11:6, den Zweiten mit 11:8.

Der 1,82 Meter große Bertelsmeier trägt durch seinen offensiven und mutigen Stil viel bei zu rassigen Ballwechseln. Und er profitiert etwas davon, dass Dima im Dritten nicht ganz bei sich wirkt und sich in die Hängematte gelegt hat. Doch im entscheidenden Vierten ist er wieder da. Seine Körpersprache ist wieder da. Sein Biss. Seine Art, unbedingt gewinnen zu wollen. Er hat drei Matchbälle. Und nutz den zweiten. 11:8. Das Ding ist durch.

Größer nicht aber seine Geste nach Spielschluss. Dima weiß, wo er herkommt. Er zeigt, was er für ein Mensch ist. Dass er gelernt hat, was Demut heißt. Was Geben und Nehmen bedeutet. Er kommt zum Fanclub und bedankt sich bei jedem Einzelnen. Taten fürs Herz.

Doch so schön der Abend war - es gibt nicht mehr als zwei Punkte. Und die Heimspiel-Trilogie in der alten und neuen Hubtex Arena hat erst begonnen: am Freitag kreuzt der ASC Grünwettersbach im DTTB-Pokal auf (Beginn 19.30 Uhr) - am Montag der Topfavorit der Liga, mit Olympiasieger Fan Zhendong und Patrick Franziska. Wie heißt es so schön: Da wissen wir mehr. Oder sind wir schlauer. Mag sein. Und der 15. September ist Geschichte.

Die Ergebnisse:

Jonathan Groth - Bastian Steger 3:1 (8:11, 12:10, 11:6, 11:8)
Dima Ovtcharov - Andre Bertelsmeier 3:1 (11:6, 11:8, 7:11, 11:8)
Fanbo Meng - Filip Zeljko 3:2 (8:11, 13:11, 8:11, 13:11, 11:8) +++ rl


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