Trauerweide in Fuldaer Altstadt muss zwangsläufig gefällt werden

„Sicherheit und Menschenleben haben Vorrang!“

Weil die Standsicherheit der Trauerweide an der Ecke, wo die Fuldaer Brauhausstraße auf die Rangstraße trifft, vor dem Parkhaus Q-Park Fulda Altstadt stark beeinträchtigt ist, muss die 110 Jahre alte Weide nun doch gefällt werden. Das ist das Fazit eines heutigen Vor-Ort-Pressetermins. Obwohl man dem Baum von außen nichts ansieht, sei er nicht zu erhalten, hieß es. Eingeladen zu dem Termin hatte die Stadt Fulda nachdem Proteste gegen die Fällung der Weide laut geworden waren.

Gut ist es, dass es in der Stadt einen Baumschutz gebe und man nicht einfach Bäume fällen könne, sagte heute Stefan Retter, zuständiger Mitarbeiter für den Bereich Park und Garten. Man habe im Stadtgebiet etwa 30.000 Bäume, die jährlich kontrolliert würden. Dies seien sogenannte „Verkehrssicherheitskontrollen“. Gerade bei älteren Bäumen, wie der Trauerweide, habe man einen halbjährlichen Turnus. Zudem befinde sich der Standort der Weide an einem verkehrstechnisch sehr sensiblen Punkt. Man habe Straßen- und Fußgängerverkehr.

Die Trauerweide am oben genannten Standort ist circa zwischen 110- bis 120 Jahre alt. „An optimalen Standorten werden diese Pioniergehölze auch 130 Jahre.“, erklärt Retter. Schon bei dem Bau des Parkhauses, sind trotz größerer Vorsichtsmaßnahmen Wurzelschädigungen entstanden. Ein Verkehrsunfall einige Jahre später, habe eine große Wunde hinterlassen, diese der Baum gänzlich nicht mehr überwallen konnte. Eine Eintrittspforte für Pilze. Das, was man vorfindet, ist eine ausgeprägte Braunfäule. Dies bedeutet, dass der Baum von Pilzen innerlich zersetzt wird. Von außen ist dieser Vorgang allerdings nicht sichtbar. Von außen macht der Baum einen scheinbar gesunden und vitalen Eindruck, in seinem Innern ist er allerdings hohl. Prüfen lasse sich dies mit einem sogenannten „Resistopgraphen“. „Die Bohrwiderstandsmessung war alarmierend.“, berichtet Stefan Retter, Amtsleiter des Amtes für Grünflächen und Stadtservice. Innerhalb von nur einem Jahr habe man hierdurch einen weiteren Verfall festgestellt. „Nun gehen wir aufgrund der Messung von einer Restwandstärke von 10 Prozent aus.“, sagt Retter.

Der Baum sei hierdurch im höchsten Maße bruchgefährdet. Man könne also überhaupt nicht kalkulieren, wann dieser Baum etwa durch eine Windböe erfasst wird und hierdurch unkontrolliert umfällt. „Wir beobachten die Weide jetzt schon über zwanzig Jahre. In dieser Zeit haben wir immer wieder versucht, sie mittels diversen Kroneneinkürzungen sicher zu machen.“, berichtet Retter. Nun sei aber der Zeitpunkt erreicht, wo man keine Sicherheit mehr herstellen könne. „Sicherheit und Menschenleben haben hier Vorrang. Schweren Herzens haben wir uns dafür entschieden, diese Weide zu fällen.“, bekundete Stefan Retter heute in Fulda.

Während des Termins hatten sich auch einige Bürger, die sich schlicht gegen die Fällung der Weide ausgesprochen haben, unter der Weide versammelt. „Angenommen – wir lassen die Weide stehen und diese bei der nächsten Gelegenheit auf ein Auto – oder noch schlimmer – auf einen Schulbus. Wer übernimmt dann hierfür die Verantwortung?“, eine berechtigte Frage, von der man sich Einsehen erhoffen sollte. +++ nh/ja