Trauer um Dr. Wendelin Enders

SPD hat einen überzeugten Sozialdemokraten verloren

Der langjährige ehemalige SPD-Bundestagsabgeordnete Dr. Wendelin Enders ist am Dienstag im Alter von 96 Jahren im AWO-Pflegeheim in Petersberg (Fulda) verstorben. Seine politische Karriere startete er einst Mitte der 1960er Jahre, dann wurde Wendelin Enders Gemeindevertreter und Ratsmitglied der Gemeinde Petersberg. Als SPD-Abgeordneter vertrat der gebürtige Langenberger von 1967 bis 1987 den Wahlkreis Hersfeld im Deutschen Bundestag. Doch neben der Politik war er vor allem der Sport in seine große Leidenschaft.

Die Sport- und Handfamilie trauert um einen aufrichtigen Politiker, der immer nah bei den Menschen war. Ganz besonders aber um einen liebenswerten Sportkameraden, der den Vereinen in der Region, den Mitgliedern und den Sportlerinnen und Sportlern immer eng verbunden war. Stellvertretend steht sein großartiges Engagement für die ehemaligen Handball-Bundesligisten TSV Jahn Gensungen und TV Eitra, die ihre sportlichen Erfolge auch ihm zu verdanken haben! „Wendelin Enders hat so manchem Handballkameraden in seiner beruflichen Situation geholfen. Die Pflege der Kameradschaft lag ihm aber immer besonders am Herzen. Wir trauern daher um einen Sportsfreund, Förderer und Gönner, dem wir viel zu verdanken haben,“ so der Ehrenspielführer des TSV Jahn Gensungen, Franz Wagner. Wendelin Enders war in über 40 Vereinen Mitglied und hat sich tatkräftig engagiert. Seit vielen Jahren traf sich eine Handballstammtischrunde aus ehemaligen Handballern der Region, die allesamt zu Freunden und Weggefährten Enders wurden. Wanderte man in früheren Jahren gemeinsam zum Montagssingen mit Wendelin auf die Milseburg, standen später die Enzianhütte oder das Fuldaer-Haus auf dem Besuchsprogramm. Zuletzt besuchten die Sportfreunde Wendelin regelmäßig im AWO-Pflegeheim in Petersberg. Ob TV Eitra, Borussia Fulda oder Jahn Gensungen – Wendelin Enders packte mit an und unterstützte den Sport. Eine besondere Beziehung pflegte er aber zu den Eitraer Handballern. Schließlich wohnte Enders einst für zehn Jahre im kleinen Dorf in der Nähe von Bad Hersfeld.

Das legendäre Handball-Märchen des kleinsten Bundesliga-Dorfes aller Zeiten erlebte Enders hautnah mit. Besonders nach Niederlagen war er zur Stelle, tröste die Spieler und motivierte sie bei einem kühlen Getränk wieder für das nächste Spiel. Dank seiner guten Kontakte in die Politik hat er zweimal den damaligen DHB-Präsidenten Bernhard Thiele nach Eitra zum 50-jährigen Handball- und 75-jährigem Vereinsjubiläum als Ehrengast und Festredner holen können. Einer seiner engsten sportlichen Weggefährten war Franz Wagner, ehemaliger Torschützenkönig in der Handball-Bundesliga vom TSV Jahn Gensungen. „Mit Gensungen spielte er einst gegen die Borussia, die zur Halbzeit mit sieben oder acht Toren führte. Dann hat der Franz in der zweiten Hälfte 14 Tore geworfen und das Spiel gedreht“, erinnert sich Enders, „und wenn ich ihn gefragt habe, wie er das gemacht hat, hat er immer gesagt: ‚Die Tore habe ich für dich geworfen.'“ Große Anerkennung und Wertschätzung wurde Wendelin Enders über alle Parteien hinweg in seiner politischen Heimat in Osthessen zuteil. Mit dem damaligen CDU-Bundestagsabgeordneten Wilfried Böhm aus Melsungen tauschte er sich bei den vielen politischen Termin im Wahlkreis immer wieder aus und es entstand eine enge Verbundenheit. Mit dem verstorbenen Alt-Bundeskanzler Helmut Schmidt verband Enders eine langjährige Freundschaft. „Als ich in den Bundestag einzog, war er damals Fraktionsvorsitzender und führte mich in die Fraktion ein“, erinnert sich Enders, „und er hat mich immer Wendelin gerufen, weil ich der einzige Wendelin im Parlament war.“ Bei der Verleihung des Point-Alpha-Preises an den Altkanzler war auch Wendelin dabei.

Wendelin Enders vertrat seinen Wahlkreis Hersfeld 20 Jahre im Bonner Parlament. Ab den 1970er Jahren vertrat Wendelin Enders die Bundesrepublik im Europarat und in der Parlamentarischen Versammlung der Westeuropäischen Union (WEU). Die Arbeit in seinem Wahlkreis stand für ihn aber immer an oberster Stelle. „Das war mir immer am Wichtigsten. Die Arbeit mit den Leuten hier in der Region und sich für Vereine einzusetzen“, sagte Wendelin Enders. Dazu Haunecks Bürgermeister Harald Preßmann: „Wir Haunecker freuen uns noch heute, dass Wendelin Enders zehn Jahre mit seiner Familie im Ortsteil Eitra gewohnt und auch dort bis zum Umzug nach Bad Hersfeld sein Wahlkreisbüro hatte. Wir alle sind ihm zu großem Dank verpflichtet und werden sein Andenken in Ehren bewahren. Unsere Anteilnahme gilt seiner Familie.“

SPD hat einen überzeugten Sozialdemokraten verloren

In der Partei hat Wendelin Enders seinen Schwerpunkt in Petersberg und dort u.a. auch im SPD Ortsverein gelebt und dort nahezu alle Funktionen wahrgenommen. Dies passte auch zu seiner Überzeugung, denn er lebte seine Position, „Politik mit den Menschen für die Menschen“. Er setzte sich immer für die Interessen „seiner“Wählerinnen und Wähler ein und so verwundert es auch nicht, dass er in einer Vielzahl von Vereinen Mitglied war und sich dort engagierte. Er selbst sagte einmal ich bin wohl bei über 20 Vereinen Mitglied, es können aber auch 50 Vereine sein. Im Wahlkreis und darüber hinaus bei den Menschen präsent zu sein, war seine Stärke. Seine Wochenenden verbrachte er oft auf Parteiversammlungen, Familienfeiern und Vereinsjubiläen in seinem Wahlkreis oder am Sportplatz. Er war der „Abgeordnete zum Anfassen“, immer mit einem offenen Ohr für die Menschen. Die SPD hat mit Dr.Wendelin Enders einen überzeugten Sozialdemokraten verloren. Ein engagierter Mensch der ein großes Herz für das soziale Miteinander hatte und entscheidend die Politik im Bund, Land, den Landkreisen Fulda und Hersfeld Rotenburg sowie in Petersberg mitgestaltet hat. Mit seiner Einstellung und seinem politischen Handeln ist es ihm gelungen, das Leben von vielen Menschen zu verbessern. +++