Tiefensee: Thüringen mit zweithöchstem Lohnzuwachs in Deutschland

Weiterhin großer Nachholbedarf für Thüringen

Wolfgang Tiefensee

Weiter deutlicher Aufwärtstrend bei den Löhnen in Thüringen: Beim Anstieg der sog. Bruttolöhne und –gehälter je Arbeitnehmer liegt der Freistaat nach Sachsen-Anhalt auf dem zweiten Platz aller Bundesländer. Darauf verwies Thüringens Wirtschaftsminister Wolfgang Tiefensee heute mit Blick auf Zahlen des Arbeitskreises Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung der Länder (VGL). Demnach sind die Bruttolöhne in Thüringen zwischen 2010 und 2018 um 30,9 Prozent angestiegen – und damit stärker als in allen anderen Bundesländern außer Sachsen-Anhalt (32,0 Prozent). Den dritthöchsten Anstieg verzeichnete im genannten Zeitraum Sachsen mit 29,1, den niedrigsten das Saarland mit 20,1 und Hessen mit 20,3 Prozent. Im bundesdeutschen Schnitt stiegen die Verdienste der Arbeitnehmer um 24,1 Prozent an.

„Die Abkehr von der Niedriglohnstrategie seit 2010 beginnt sich für die Beschäftigten in Thüringen auszuzahlen“, kommentierte Tiefensee die Entwicklung. Sowohl die Förderpolitik als auch die Vergabe öffentlicher Aufträge seien in diesem Zeitraum erstmals an faire Löhne und gute Arbeitsbedingungen gekoppelt worden. „Diesen Weg einer auf ‚Gute Arbeit‘ ausgerichteten Wirtschaftspolitik sollten wir in den kommenden Jahren gemeinsam mit Unternehmen und Gewerkschaften konsequent fortsetzen.“

Beigetragen zu dieser erfreulichen Lohnentwicklung hätten insbesondere auch die gute wirtschaftliche Entwicklung, der wachsende Fachkräftebedarf und die größere Bereitschaft der Thüringer Arbeitnehmer zum Jobwechsel, betonte der Wirtschaftsminister. „Es gibt selbstbewusstere Beschäftigte und stärkere Betriebsräte in den Unternehmen.“ Das habe auch in der Wirtschaft allmählich zu einem Umdenken geführt. „Vielen Unternehmern ist klar, dass sich motivierte Fachleute nur noch mit angemessener Bezahlung gewinnen und langfristig binden lassen“, so Tiefensee.

Dennoch sieht der Minister bei der Lohn- und Gehaltsentwicklung auch weiterhin großen Nachholbedarf für Thüringen. „Nach wie vor liegt Thüringen bei den Bruttolöhnen insgesamt auf dem drittletzten Platz – vor Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt.“ So verdient ein Arbeitnehmer in Thüringen im Jahresdurchschnitt 29.676 Euro – und damit etwas mehr als in Mecklenburg-Vorpommern (28.520) und Brandenburg (29.605 Euro), aber immer noch deutlich weniger als in strukturell vergleichbaren westdeutschen Ländern wie Schleswig-Holstein (31.003 Euro) oder Rheinland-Pfalz (33.114 Euro). Einkommensspitzenreiter sind Hamburg (41.785 Euro), Hessen (38.779 Euro), Baden-Württemberg (37.818 Euro) und Bayern (37.611 Euro). +++